Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
Wasserbaulobby torpediert Schutzbemühungen am "Amazonas Europas"

Brüssel, Wien, am 8. Dezember 2011 – Kroatiens Naturschönheiten umfassen neben den blauen Adriastränden auch die letzten großen Auwälder Europas. Am Tag vor der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrages durch Kroatien warnt der WWF vor der Zerstörung der einzigartigen Flussökosysteme des Landes. Jahrzehnte alte Regulierungs- und Kanalisierungspläne aus kommunistischen Zeiten, werden derzeit von der dortigen Wasserbaulobby aus der Schublade geholt.
„An der kroatischen Donau, Drau und Mur, an der Save und der Neretva finden wir noch Flussparadiese mit riesigen Auwäldern und einer enormen Artenvielfalt vor“, schwärmt Arno Mohl, internationaler Flussexperte beim WWF. „Diese Flüsse sind gesamteuropäisches Naturerbe, und müssen unbedingt für die kommenden Generationen bewahrt werden!“ Statt ökologisch gesunde Flüsse in Korsette aus Leitwerken und Steinpackungen zu zwängen, solle Kroatien unverzüglich das EU-Umweltrecht in die Praxis umsetzen und seine wertvollen Flusslandschaften effizient schützen, fordert Mohl.
Insgesamt stehen 500 Kilometer natürlicher Flusslandschaften auf dem Spiel. Die meisten Projekte – entlang insgesamt fast 450 Kilometern – wurden bereits vom Umweltministerium genehmigt. Die Regulierung einer 53 Kilometer langen Grenzstrecke der Donau zwischen Kroatien und Serbien, ist jedoch noch Gegenstand einer Umweltverträglichkeitsprüfung, die in spätestens vier Monaten abgeschlossen sein soll. Das Europäische Parlament hat allerdings bereits Anfang dieses Jahres festgestellt, dass „auf die für Europa einzigartige landschaftliche Situation und die Anwendung der in der EU geltenden Regeln“ bei Genehmigungen von Anfang an Rücksicht genommen werden muss.

Prof. Dr. Emil Dister, renommierter europäischer Auenexperte von der Universität Karlsruhe in Deutschland, zu diesen Projekten: "Die Kanalisierung der Donau würde Europas wertvollste Augebiete, wie das weltberühmte Kopacki rit, massiv schädigen. Die Vertiefung des Flussbettes würde zur Austrocknung einzigartiger Feuchtgebiete führen – und das, während in Deutschland Hunderte Millionen Euro für die Schaffung neuer Überflutungsflächen ausgegeben werden, um vorsorgenden Hochwasserschutz zu betreiben.“
Angriff auf Herstück des UNESCO-Biosphärenparks
EU-Umweltkommissar Janez Potočnik befürwortet die vom WWF und EuroNatur forcierten Bemühungen zur Erhaltung der Donau, Drau und Mur als 800.000 Hektar großen UNESCO-Biosphärenpark über fünf Ländergrenzen hinweg. Österreich – mit seinen Grenzmurauen in der Steiermark – Kroatien, Ungarn, Serbien und Slowenien treiben das Naturschutzgebiet gemeinsam voran. Dieser Park passe perfekt „mit den EU-Zielen zum Schutze der Artenvielfalt und den Vorgaben der Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutzrichtlinie“ zusammen, Potočnik. Nun würde ausgerechnet die Kernzone des künftigen Bioshärenparks massiv geschädigt werden. Dabei hatte Kroatien den Naturpark Kopacki Rit beim Zusammenfluss der Drau mit der Donau, erst im September 2011 als Herzstück des grenzüberschreitenden Parks bei der UNESCO nominiert.
Der WWF brachte im Februar 2011 gemeinsam mit EuroNatur und kroatischen Umweltverbänden, bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Kroatiens Ausbaupläne ein. „Die gängige Praxis der kroatischen Wasserwirtschaft, natürliche Flussstrecken in Kanäle zu verwandeln, verstößt eindeutig gegen die europäische Wasser- und Naturschutzgesetzgebung“, erklärt Mohl. Die Umweltverbände halten die Europäische Kommission seit Jahren über alle Vorgänge Kroatiens auf dem Laufenden. „Hochrangige Vertreter der EU-Kommission haben uns auf einem kürzlich stattgefundenen Treffen in Brüssel nun zugesichert, die Ausbaupläne Kroatiens genauestens unter die Lupe zu nehmen“, so Mohl.
Der WWF fordert die neue kroatische Regierung auf, die Bedeutung der letzten Flussparadiese Europas zu erkennen, und die aktuellen Zerstörungspläne durch den kompromisslosen Schutz dieser Gebiete umgehend zu stoppen.
Weitere Infos zum UNESCO Biosphärenpark und Fotos:
www.wwf.at/mur-drau-donau
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 0043 676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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