Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Hochwasserschutz in NÖ: Auen im Zwangskorsett

Wien, Marchegg, am 16. Oktober 2009 – Donau, March, Thaya … Niederösterreichs große Flüsse und ihre Auen sind die artenreichsten Lebensräume des Bundeslandes. Doch althergebrachte Hochwasserschutzkonzepte gefährden diese Lebensadern: „Wenn – wie an der March – weiterhin nur auf Dämme als Allheilmittel gegen Hochwasser gesetzt wird, entsteht die absurde Situation, dass sogar natürliche Auwälder abgedämmt werden und dadurch ihre Funktion verlieren, flussnahe Siedlungen vor Hochwasser zu schützen“, erklärt Gerhard Egger vom WWF. Zeitgemäße Konzepte geben dem Fluss durch Uferaufweitungen mehr Raum, sodass die Hochwasserwellen abgedämpft und zugleich die überschwemmten Auenökosysteme verbessert werden. „Nachhaltiger Hochwasserschutz kann nur mit der Natur, und nicht gegen sie erfolgen!“, so Egger.
Das 2007 eilig novellierte NÖ Naturschutzgesetz ermöglicht es, die Naturverträglichkeitsprüfung für Hochwasserschutzbauten zu umgehen, indem für die Genehmigung solcher Maßnahmen weit reichende Ausnahmen gelten. Weil diese Hochwasserschutzpraxis gegen EU-Rechtsbestimmungen verstößt, hat der WWF jetzt eine Beschwerde an die EU-Kommission in Brüssel gerichtet. Wird der Beschwerde stattgegeben, droht dem Land Niederösterreich eine Verurteilung wegen Verstoßes gegen das EU-Recht.
Ökologie bei Hochwasserschutzprojekten ausgeklammert
Auf 80 Kilometern Länge entlang der March werden bis zum Jahr 2011 120 Millionen Euro in die Instandsetzung der Hochwasserschutzanlagen investiert, obwohl dadurch nicht nur Siedlungsräume geschützt, sondern auch wertvolle Auwälder vom Hochwasser abgetrennt werden. „Eine Au lebt von regelmäßigen Überschwemmungen – wird das durch Dämme verhindert, ist die gesamte Artenvielfalt bedroht“, erklärt Egger.
Insgesamt betreffen die Ausnahmen von der Genehmigungspflicht auf Naturverträglichkeit 200.000 Hektar in Natura 2000-Gebieten in ganz Niederösterreich – außer in den Marchauen etwa auch an der Donau und im Kamptal. In diesen Europaschutzgebieten müssen alle Bauvorhaben, die ihren „ökologisch guten Zustand“ (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU) verschlechtern könnten – wie auch Hochwasserschutzprojekte – einer gründlichen Naturverträglichkeitsprüfung unterzogen werden. „Die Ökologie muss in der Planung von laufenden Hochwasserschutzprojekten endlich berücksichtigt werden!“ appelliert Egger an die NÖ Landesregierung. Mit einer entsprechenden Novellierung des NÖ Naturschutzgesetzes könnte eine Klage der Europäischen Kommission noch abgewendet werden.
Mehr Raum für ökologischen Hochwasserschutz
Niederösterreich hat in den letzten Jahren an zahlreichen Flüssen mit der Sanierung veralteter Hochwasserschutzanlagen begonnen. Gerade wegen der an Heftigkeit und Häufigkeit zunehmenden Hochwasser sind ökologische Schutzmaßnahmen Gebot der Stunde. Die Hochwasser der Jahre 2002 und 2006 haben gezeigt, dass technische Lösungen allein nicht genügen. Bei ökologischen Maßnahmen werden nicht einfach bestehende Dämme verstärkt oder neue Dämme errichtet, sondern dem Fluss natürlicher Überschwemmungsraum zurückgegeben, wo immer dies gefahrlos möglich ist.
Rückfragehinweis:
Gerhard Egger, WWF-Projektleiter March-Thaya-Auen, Tel. 01/488 17 272
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.