© Staffan Widstrand
50 Jahre WWF-Auenreservat Marchegg
Geschichte und Erfolge – ein Rückblick
Das WWF-Auenreservat Marchegg am Unterlauf der March gehört zu den bemerkenswertesten Naturgebieten Europas. Es erstreckt sich von Zwerndorf bis Marchegg an der slowakischen Grenze. Die Umgebung ist seit der Steinzeit besiedelt. Die Zukunft des heutigen Naturschutzgebiets stand vor der Gründung des WWF-Auenreservats auf Messers Schneide. Durch die enorme Verschmutzung durch die Zucker- und Erdölindustrie gehörte die March zu den dreckigsten Flüssen Österreichs. Durch etliche Regulierungen hat der Fluss viel von seiner Gestaltungskraft und Natürlichkeit verloren. Ein Gasausbruch in den 1960er Jahren führte zusätzlich zu einem örtlichen Waldsterben.
Rettung der Marchauen einer der größten Erfolge im österreichischen Naturschutz
Glücklicherweise wurde das Potential des Gebiets erkannt. Gemeinsam mit der Stadtgemeinde Marchegg erwarb der WWF das Augebiet im Jahr 1970 – da war die March noch Teil des Eisernen Vorhangs. Seither wird das heutige WWF-Auenreservat Marchegg durch den WWF Österreich in enger Zusammenarbeit mit der heutigen Mitbesitzerin Karin Gorton, den Anrainer-Gemeinden, der Wasserstraßendirektion viadonau, dem Land Niederösterreich und dem Umweltministerium dem Naturschutzgedanken gewidmet.
Heute zählt das Auenreservat Marchegg zu den wichtigsten Schutzgebieten Europas. Mehr als 500 gefährdete Arten – darunter imposante Arten wie Seeadler, Schwarz- und Weißstorch, aber auch unscheinbare wie der Eichenbock, finden hier noch ein echtes Refugium vor. Das WWF-Auenreservat Marchegg steht Interessierten jederzeit offen und kann auf den ausgewiesenen Wegen durchwandert werden.
Die wichtigsten Erfolge und Meilensteine aus über 50 Jahren WWF-Auenreservat Marchegg
Fakten
- Größe: 1.120 ha; davon rund 860 ha Auwald, 160 ha Weiden, Wiesen und Wasser/Schilf
- Heimat für 500 gefährdete Tier- und Pflanzenarten
- Für 81 dieser Arten sind die March-Thaya-Auen das wichtigste, teils sogar einzige Vorkommensgebiet in ganz Österreich
- Wichtiges Brutgebiet für Großvögel wie Seeadler, Kaiseradler, Schwarz- und Rotmilan, Schwarz- und Weißstorch und Reiher
- Größte Baumbrütende Storchenkolonie Mitteleuropas
- Bedeutendster Hartholz-Auenwald mit urtümlichen Eichen in einem aktiven Überschwemmungsgebiet in Mitteleuropa
- Einzigartiges Modellprojekt für Naturentwicklung mit großen Pflanzenfressern
Broschüre (PDF)
Buch
„Die Marchauen – Eine Flusslandschaft im Wandel der Zeit“
Ab einer Spende von 25 Euro bekommen Sie von uns ein Exemplar inklusive Zahlschein zugeschickt – schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Marchauen“, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an: wwf@wwf.at.
2000
Timeline
2021
1970
1978
1982
1983
1991
1995
1995-1998
1996
1998-2006
2001
2005-2007
2006
2007
2010
2011-2019
2015
2021-2022
Gründung WWF-Auenreservat Marchegg
Ankauf & Gründung des WWF-Auenreservats Marchegg durch den WWF International und die Gemeinde Marchegg. Ermöglicht wird der Kauf durch eine Schenkung des WWF-Mitbegründers Luc Hoffmann. Bei der feierlichen Eröffnung am 1. Juni 1970 sind unter anderem der damalige Bundespräsident Franz Jonas, WWF-International-Präsident Prinz Bernhard der Niederlande und seine Tochter Beatrix anwesend. Die Gemeinde Marchegg verkaufte ihren Anteil an die Familie Völkl. Miteigentümerin des Reservats ist heute Karin Gorton – Tochter von Hans Völkl.
Naturschutzgebiet
Es folgt die formale Ausweisung als Naturschutzgebiet.
Landschaftsschutzgebiet
Das große zusammenhängende Gebiet östlich der Wiener Stadtgrenze und westlich entlang der Donau wird zum Landschaftsschutzgebiet „Donau–March-Thaya-Auen“ erklärt.
Ramsar-Gebiet
Ausweisung als „Ramsar-Gebiet“, also Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Die Ramsar-Konvention ist das bisher einzige internationale Abkommen, das sich mit Feuchtgebieten befasst, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel von internationaler Bedeutung. Die Ramsar-Konvention wurde am 2.2.1971 in der Stadt Ramsar (Iran) beschlossen – daher der Name.
Verfall trotz Ramsar-Widmung
Eine internationale Expertendelegation stellt fest, dass es sich beim Gebiet „zweifelsohne um ein international bedeutendes Feuchtgebiet handelt“ in dem jedoch „trotz der Ramsar-Widmung ein beträchtlicher Verfall stattgefunden hat“.
Erstes großes Renaturierungsprojekt
Im Rahmen des ersten großen Renaturierungsprojekts „Martha 95“ werden in dem Gebiet umfangreiche Erhebungen zum Ist-Zustand der Gewässer und Sanierungsbedarf durchgeführt. Anschließend wird ein Renaturierungskonzept ausgearbeitet.
LIFE Projekt "Ramsar-Management March-Thaya-Auen"
Erstes großes EU-Projekt zur Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen in dem Gebiet. In dem mehrjährigen Projekt werden Amphibiengewässer wiederhergestellt, Seitenarme angebunden, Wiesenmanagementmaßnahmen durchgeführt und eine Rinderbeweidung gestartet.
"Natura 2000" Gebiet
Es folgt die Ausweisung als Europaschutzgebiet „Natura 2000“. Mit dem europäischen Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ sollen die natürlichen Lebensräume Europas dauerhaft gesichert werden.
LIFE-Projekt "Wasserwelt March-Thaya-Auen"
Im Rahmen des mehrjährigen EU LIFE-Projekts werden Wege abgesenkt und Durchlässe geschaffen, damit das Wasser die Au wieder besser durchströmen kann. Die Verbindung zwischen der March und dem Au-Gewässer Maritz wird wiederhergestellt, weil durch sogenannte Anlandungen (Ablagerung z.B.: von Kies oder Sand) – als Folge der Flussregulierung – immer weniger Wasser über die Maritz in die Au vorgedrungen ist. Außerdem wird ein erstes, kleines Uferrückbauprojekt durchgeführt.
Seeadler-Nachwuchs
Erster Seeadler-Bruterfolg im WWF-Auenreservat Marchegg. Der Jungadler „Alfons“ flog aus. Damit ist wurde ein erster Meilenstein im „20 Jahre Seeadler-Programm“ erreicht, welches 2000 ins Leben gerufen wurde.
Bilaterales Gesamtprojekt March I und II
Durchführung der Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union „Bilaterales Gesamtprojekt March I und II“. Ziel des integrierten und grenzüberschreitenden Projekts (Österreich und Slowakei) ist die Erhebung der erforderlichen Maßnahmen zur Einhaltung der Wasserrahmen-Richtlinie und „Natura 2000“-Richtlinie zur Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands.
Gründung des Martha-Forums
Das unabhängige Martha-Forum wird gegründet. Ziel ist es, ein dauerhaftes Management einzurichten und die einzigartige Flusslandschaft im Herzen Europas nachhaltig zu sichern. Das Martha-Forum ist ein Zusammenschluss von Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie dem WWF oder BirdLife, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Freundinnen und Freunden der March-Thaya Auen.
Trilaterales Ramsar-Gebiet
Der Bereich Donau-March-Thaya-Auen wird zum „trilateralen Ramsar-Gebiet“ erklärt, mit Teilen in Österreich, in der Slowakei und Tschechien. Gesamtfläche: 30.000 ha.
WWF-Kampagne "Die Au schlägt zurück"
Zur Rettung der March-Thaya-Auen ruft der WWF Österreich die Kampagne „Die Au schlägt zurück“ ins Leben. Ziel ist es, die Flut an Bedrohungen, wie die S8-Schnellstraße oder den Donau-Oder-Elbe-Kanal, abzuwenden. Das Ergebnis: 24.000 Österreicher*innen unterzeichnen das March-Thaya-Auen-Manifest für ein länderübergreifendes Schutzgebiet, wie z.B.: einen National- oder Biosphärenpark.
Großes LIFE+ Projekt für March und ihre Auen
Über mehrere Jahre hinweg wird das bis heute größte EU LIFE-Renaturierungsprojekt („Renaturierung Untere March-Auen“) für die March und ihre Auen durchgeführt. Es werden z.B.: Artenschutzmaßnahmen für Großvögel umgesetzt, mehr als 7 km an Nebenarmen wieder mit der March verbunden bzw. wiederhergestellt, hunderte Meter Ufer von Blocksteinen befreit, mehr als 18 ha Feuchtwiesen geschaffen und mehr als 20 ha an Sutten (= feuchte Senken im Gelände) für Amphibien und Urzeitkrebse gesichert.
Konik-Pferde ziehen nach Marchegg
Seit dem Frühjahr 2015 läuft im Rahmen des LIFE+ Projekts „Renaturierung Untere March-Auen“ ein großes Beweidungsprojekt. Konik-Pferde und Rinder leben nun auf einer knapp 80 ha großen Weidefläche. Die Arbeit der Konik-Pferde wirkt! Durch ihr natürliches Weideverhalten sind neue Lebensräume auf den Auwiesen entstanden. So gehört das Gebiet heute mit 40 Arten zu den wichtigsten Heuschrecken-Lebensräume Niederösterreichs. Viele dieser Arten waren vor dem Projektstart in diesem Gebiet nicht bekannt.
Ein Stückchen Freiheit für die March
Zwischen Ende November 2021 und Mitte Februar 2022 hatten Bagger im Auenreservat Marchegg einiges zu tun. Im Rahmen des Interreg-Projekts „Kli-Ma“ wurden durch die viadonau auf einer Länge von 705 Metern Wasserbausteine entfernt, die im 20. Jahrhundert zur Regulierung der March verbaut wurden. Entstanden ist dabei das längste unverbaute Ufer am Grenzabschnitt der March. HIER ein Video der Aktion. Das nächste Ziel sind weitere 10 Flusskilometer Freiheit für die March!
Danke für Ihre Unterstützung
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die ins uns auf diesem langen Weg unterstützt haben – insbesondere bei unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, ohne die unsere bereits über 50 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte nicht erzählt werden hätte können. Wenn Sie mehr über die bewegende Geschichte des WWF-Auenreservats Marchegg erfahren wollen, legen wir Ihnen das Buch „Die Marchauen – eine Flusslandschaft im Wandel der Zeit“ ans Herz – schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Marchauen“, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an: wwf@wwf.at – ab einer Spende von 25 Euro bekommen Sie von uns ein Exemplar inklusive Zahlschein zugeschickt.
Fotostrecke: Jubiläumsfeier 50 Jahre WWF-Auenreservat
Die Au braucht Sie auch weiterhin!
Wir haben noch viel vor! Denn wenn wir die Natur an der March erhalten und den schleichenden Verlust der Biodiversität umdrehen wollen, dann müssen wir dem Fluss wieder mehr Freiheit geben, damit er sein Bett und die Auenlandschaft selbst gestalten kann! Unser zentraler Ansatz lautet: Natürliche Prozesse sollen so weit wie möglich ohne menschlichen Einfluss stattfinden können. In diesem Sinne wird der WWF Österreich seine Arbeit auch in Zukunft fortsetzen.
Schützen Sie Österreichs Natur
mit einer
Österreich-Patenschaft!
Gemeinsam können wir Österreichs artenreichste Lebensräume und ihre Bewohner schützen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied.