Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Erste Flussuferläufer zurück am Inn – WWF und BirdLife schützen Brutplätze

Seit Anfang Mai bekommt man mit etwas Glück einen der seltenen Flussuferläufer am Tiroler Inn zu Gesicht. Nach ihrem langen Rückflug aus Afrika beginnt für die Vögel nun die schwierige Suche nach geeigneten Brutplätzen: Locker bewachsene Kies- und Sandufer oder Schotterinseln. „Aufgrund der starken Flussverbauung finden die seltenen Flussuferläufer jedoch immer weniger geeignete Plätze. Deshalb bitten wir die Bevölkerung, während der Brutzeit große Schotterbänke und Inseln nicht zu betreten und die ausgewiesenen Schutzzonen zu respektieren“, sagt Evelyn Seppi, Artenschutzexpertin beim WWF Österreich. Um auf die bedrohten Vögel aufmerksam zu machen und den Störungsdruck möglichst zu verringern, hat der WWF Hinweistafeln an mehreren Standorten in Tirol und Deutschland aufgestellt.
Der Flussuferläufer ist in Mitteleuropa nur noch lückenhaft verbreitet. In Österreich gilt er als stark gefährdet und ist im Vogelschutz mit höchster Priorität eingestuft. 2020 konnten Expert*innen von WWF und BirdLife im Zuge des Projekts INNsieme nur noch elf Brutpaare am Tiroler Inn feststellen. „Jedes einzelne Brutpaar ist für das Überleben der Art von essentieller Bedeutung“, sagt Katharina Bergmüller, Leiterin der BirdLife Landesstelle Tirol. Tirol beherbergt die größte Population des Flussuferläufers in Österreich. Doch der Bruterfolg am Inn ist begrenzt, wie Bergmüller erläutert: „Von 27 geeigneten Schotterbänken waren 2020 nur zehn besiedelt – und nur sieben Brutpaare konnten erfolgreich Nachwuchs aufziehen.“ Das liegt einerseits an der generellen Zerstörung des Lebensraumes der Vögel durch Uferverbauungen und den veränderten Wasserabfluss (Schwall/Sunk) durch Wasserkraft und andererseits an dessen starker Nutzung durch den Menschen: Baden, Wassersport, Angeln, Grillen und Campieren bringen regen Betrieb an die wenigen verbliebenen naturnahen Inn-Ufer. Das führt dazu, dass manche Vögel ihre Nester stressbedingt verlassen oder sie gar nicht erst anlegen.
Bevölkerung kann – und will – mithelfen
Die scheuen Flussuferläufer brauchen in den ersten Wochen ungestörte Bereiche für ihre Nester und die Betreuung der flugunfähigen Jungvögel. Deshalb können Menschen vor allem helfen, indem sie die Betretungsregeln in ausgewiesenen Schutzgebieten einhalten und während der Brutzeit Schotterbänke und Inseln meiden. Im Artenschutzprojekt INNsieme identifizierten Expert*innen von WWF und BirdLife weitere sensible Bereiche. Auf Basis der Daten sollen 2022 gemeinsam mit Gemeinden und Anrainern Schutzmaßnahmen festgesetzt werden. Ziel der Bemühungen ist die Bewahrung störungsarmer Rückzugsgebiete in der sensiblen Brutzeit von Mai bis Anfang Juli. „Bewusstseinsbildende Maßnahmen und geeignete Lenkungskonzepte sind hier besonders wichtig, damit ein Miteinander von Mensch und Natur funktioniert“, betont Bergmüller. Die aktive Mithilfe aus der Bevölkerung ist jedoch nur eine von vielen notwendigen Schutzmaßnahmen. „Um den Fortbestand des Flussuferläufers langfristig zu sichern, braucht es wieder mehr natürliche Uferstrukturen. Nur so haben sowohl gefährdete Tierarten, als auch Anrainer genug Platz“, bekräftigt WWF-Expertin Evelyn Seppi.
Wie erste Ergebnisse einer derzeit noch laufenden Umfrage zeigen, ist ein sehr großer Teil der Befragten bereit, entsprechende Maßnahmen mitzutragen, also etwa Schotterbänke während der Brutzeit nicht zu betreten. „Allerdings wünschen sich die meisten mehr Informationen, vor allem über Tafeln, die nicht nur informieren, sondern auch ein klares Betretungs-Verbot darstellen“, erklärt Seppi. „Einige würden es sogar bevorzugen, wenn einzelne Schotterbänke komplett abgesperrt werden – sofern sie andere Schotterbänke dafür uneingeschränkt nutzen dürfen.“
INNsieme: Gemeinsames Engagement für einen lebendigen Inn
Im EU-Interreg-Projekt INNsieme hat sich der WWF Österreich mit Partnern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen, um den Inn als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Zu den Partnern gehört unter anderen die Organisation BirdLife, die sich mit dem WWF für den Schutz des Flussuferläufers engagiert.
Weitere Informationen finden Sie unter www.innsieme.org
News
Aktuelle Beiträge
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten