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© Egger

Scrabble-Wort des Tages: “Xylobiont”

Wer oder was ist ein „Xylobiont“?

Bis zu einem Drittel aller im Wald vorkommenden Arten braucht zum Überleben totes bzw. altes Holz. Man nennt diese von Tot- oder Altholz abhängigen Arten „Xylobionten“ (Xylos = Holz, Bios = Leben). Tote Äste, abgestorbene stehende und umgefallene Bäume sind heute allerdings eine seltene Szenerie in vielen Wäldern. Zudem ist die Bezeichnung Totholz recht irreführend. Abgestorbene Bäume oder große, herabgefallene Äste sind nämlich alles andere als leblos – im Gegenteil – sie sind Nahrungsgrundlage und Lebensraum für verschiedenste Arten wie Käfer, Wildbienen, Fledermäuse, Vögel, Pilze oder Bakterien.
Xylobiont - Eichenbock- Bernhardsthal

Erstmals sehr altes Waldgebiet in Österreich untersucht

In einem mehrjährigen Pilotprojekt – gefördert vom Land Burgenland und der Europäischen Kommission – wurde eines der letzten Waldgebiete Österreichs, in dem es noch Jahrhunderte alte Bäume gibt, untersucht. Die vorkommenden Alt- und Totholzbestände sind ohne zeitliche Lücken seit Jahrhunderten vorhanden. Das Waldstück ist für viele „Xylobionten“ zum letzten Refugium in ganz Österreich geworden. Die Ergebnisse der Erhebung übertreffen all unsere Erwartungen!

Über 1.100 Käferarten und eine neue Spezies entdeckt

Es wurden 1.150 teils stark gefährdete Insektenarten entdeckt, von denen über 100 Arten erstmals im Burgenland, 6 Arten erstmals in Österreich und eine Art zum ersten Mal überhaupt nachgewiesen werden konnte. Die Ergebnisse sind unter anderem deshalb so erstaunlich, weil nur bestimmte Methoden zum Einsatz kamen und auch nur nach bestimmten Artengruppen, wie den Totholzkäfern, gesucht wurde. Würde man die Forschung ausweiten, so hätte man mit Sicherheit noch viel mehr Arten entdeckt. Schon jetzt wurden quasi zufällig nebenbei auch andere Arten – darunter echte Raritäten, die in Mitteleuropa oder Österreich nur in diesem Gebiet vorkommen – nachgewiesen.

Die mehrjährige Erhebung wurde vom Grazer Ökologieinstitut ÖKOTEAM im Auftrag des WWF Österreich, unter der Leitung von WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer, in einem Waldgebiet der Esterhazy-Betriebe durchgeführt.

Schutzvorrichtung für wandernde Amphibien (c) Walther Gastinger WWF Österreich

Mehr Biodiversität in Österreichs Wäldern

Übernutzte Wälder sind weder für die Artenvielfalt noch im Kampf gegen die Klimakrise eine große Hilfe. Daher braucht Österreich mehr denn je artenreiche und zukunftsfitte Naturwälder. Nur dann wird unser Wald seine Funktion als Klimaanlage, Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für unzählige Organismen wieder voll und ganz ausüben können. (Karin Enzenhofer, WWF-Waldschutzexpertin)

Zur Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise braucht Österreich widerstandsfähige Wälder. Diese Wälder sind artenreich, mit vielen unterschiedlichen Strukturen. Tot- und Altholz ist dabei essentiell. Nicht nur als Nahrungs- und Lebensgrundlage für bis zu einem Drittel aller Waldarten. Als natürlicher Stabilisator des Bodens verhindert totes Holz zudem Hangrutschungen, Erosion, Lawinen und Steinschlag, speichert über viele Jahrzehnte hinweg Kohlenstoff und trägt zur Wasserspeicherung bei. Darum fordert der WWF die Erhöhung von Alt- und Totholzbeständen in Wirtschaftswäldern sowie Anreize für Waldbesitzer*innen, die sich auf diese Weise für den Biodiversitätsschutz engagieren.

Modellprojekte zeigen, wie es geht

Ein Schwerpunkt der Arbeit des WWF Österreich ist es, die Vielfalt in heimischen Wäldern zu schützen, zu fördern und – wo möglich – wiederherzustellen. Mit Modellprojekten wollen wir zeigen, dass es möglich ist die Artenvielfalt im Wald zu bewahren und ihn dennoch wirtschaftlich zu nutzen. In Kooperation mit Partnern wie den Esterhazy Betrieben entwickeln wir aus diesem Grund seit Jahren Naturschutz-Konzepte und Strategien zur Erhaltung und Förderung von Alt- und Totholz im Wirtschaftswald.

 

Zahlen & Fakten

  • Projektdauer: November 2018 – November 2021
  • Projektfläche: knapp 1.200 ha
  • Viele seltene, gefährdete Waldarten in großen Dichten entdeckt
  • 1.150 Insektenarten (840 Käferarten, 152 Wanzenarten, 126 Zikadenarten, 28 Wildbienenarten) nachgewiesen
  • 139 der Käferarten gefährdet, 53 potenziell gefährdet und 25 vom Aussterben bedroht

Tierarten, die Totholz brauchen

MIT UNTERSTÜTZUNG VON LAND UND EUROPÄISCHER UNION

 

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