„Patient Meer“ leidet unter menschengemachten Bedrohungen: Überfischung, Verschmutzung, Lebensraumzerstörung und Klimakrise – 2022 ist politisch entscheidendes Jahr für Meeresschutz

Zum Tag der Ozeane am 8. Juni warnt die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) davor, die politischen Möglichkeiten zur Rettung der Meere in diesem Jahr verstreichen zu lassen. Seit Jahrzehnten leiden die Ozeane massiv unter menschgemachten Bedrohungen wie Überfischung, Verschmutzung, der Zerstörung von Boden- und Küstenlebensräumen sowie den dramatischen Auswirkungen der Klimakrise. „Die wissenschaftlichen Fakten liegen seit Jahren auf dem Tisch. Unsere Ozeane werden wärmer, saurer und immer leerer. Der ‚Patient Meer‘ ist auf dem direkten Weg auf die Intensivstation. Wir brauchen einen konsequenten politischen Kurswechsel, um ihn zu retten“, fordert Axel Hein, Meeresexperte des WWF Österreich. In der zweiten Hälfte dieses Jahres hat die weltweite Staatengemeinschaft gleich mehrere Chancen, um die Bedrohungen der Meere bedeutend zu reduzieren.

Im Juni können die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) den globalen Teufelskreis subventionierter Überfischung beenden. Auf der Sitzung in Genf entscheiden sie über ein Abkommen zur Abschaffung schädlicher Fischereisubventionen. Diese sind ein zentraler Treiber der Überfischung und werden von Regierungen weltweit mit geschätzten 22 Milliarden US-Dollar pro Jahr finanziert. Seit mehr als zwanzig Jahren laufen die Verhandlungen und sind inzwischen zur Bewährungsprobe für die WTO selbst geworden. „Die Rufe nach einem verbindlichen, multilateralen Abkommen waren nie lauter. Die Staatengemeinschaft darf dieses Momentum nicht verstreichen lassen”, appelliert Hein.

Im August verhandeln die Vereinten Nationen die Unterschutzstellung der Hohen See. Um besonders sensible marine Ökosysteme zu retten und das Artensterben zu stoppen, fordert der WWF, bis zum Jahr 2030 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen. Dies kann nur gelingen, wenn ein internationales und rechtsverbindliches Abkommen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der marinen biologischen Vielfalt auf der Hohen See zustande kommt. Sie macht etwa zwei Drittel der weltweiten Meeresfläche aus. „Seit Jahrzehnten wird der Schutz der Hohen See auf UN-Ebene diskutiert. Die Zeit ist reif für beherztes Handeln. Wir brauchen diese gemeinschaftliche politische Verpflichtung, um das Ruder herumzureißen und die Hohe See vor der Plünderung zu bewahren“, sagt WWF-Experte Hein.

„Wir verdanken den Meeren den Sauerstoff für jeden zweiten Atemzug. Der Ozean ist unser Lebenserhaltungssystem, das gerade angesichts der Klimakrise besser zu schützen ist. Die Zukunft der Meere wird für die Zukunft von uns Menschen entscheidend sein“, erklärt Hein. „Vereinzelte, zögerliche Schritte werden die Meere nicht retten können. Die internationale Meerespolitik muss jetzt die Weichen in die richtige Richtung stellen, bevor die marinen Ökosysteme kollabieren.“

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Florian Kozák
Pressesprecher, WWF Österreich

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