Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
Bodenverbrauch: WWF enthüllt Bericht mit Bundesländer-Reduktions-Zielen
Das Landwirtschaftsministerium verfügt bereits seit März 2022 über konkrete Bodenverbrauchs-Reduktionsziele für die Bundesländer, hat diese aber weder veröffentlicht, noch in die geplante Bodenstrategie eingebaut. Das zeigen bislang geheime Unterlagen, die der Umweltschutzorganisation WWF vorliegen. Konkret hat das Umweltbundesamt (UBA) im Auftrag des Ministeriums 2030-Ziele für alle Bundesländer berechnet, um diese auf das gesamtstaatliche Ziel von 2,5 Hektar pro Tag abzustimmen. “Der Bericht des Umweltbundesamts zeigt es schwarz auf weiß: Alle Bundesländer müssen ihren Bodenverbrauch massiv reduzieren. Deshalb braucht es rasch verbindliche Strategien und Maßnahmen gegen den Flächenfraß”, sagt Simon Pories vom WWF. Die Umweltschutzorganisation fordert daher, dass die Bundesländer ihre “fahrlässige Blockadehaltung” gegen verbindliche Ziele aufgeben. In einem weiteren Schritt brauche es ein bundesweites Gesetz, damit die Strategie nicht als wirkungslose Absichtserklärung endet. “Österreich geht extrem verschwenderisch mit wertvollen Böden um. Daher muss die Politik endlich konkret handeln, anstatt wichtige Studien in der Schublade verschwinden zu lassen”, kritisiert Pories.
Um das nationale 2,5-Hektar-Ziel einzuhalten, müsste zum Beispiel Niederösterreich laut den Berechnungen des UBA seinen Bodenverbrauch bis 2030 um rund drei Viertel reduzieren – konkret auf 0,61 Hektar pro Tag. Auch Oberösterreich (Zielwert: 0,51 Hektar) und die Steiermark (0,43 Hektar) müssten ihren Flächenfraß herunterschrauben. “In den vergangenen Jahren hat jedes dieser Länder im Alleingang so viel Boden verbraucht, wie für ganz Österreich vorgesehen wäre. Das kann so nicht weitergehen. Ansonsten sabotieren wir nicht nur den Klima- und Naturschutz, sondern gefährden auch die langfristige Ernährungssicherheit”, sagt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories.
“Das Erreichen dieser Ziele ist eine große, aber machbare Aufgabe. Mit einer Ökologisierung der Raumordnung, des Steuersystems und des Finanzausgleichs kann die Politik die notwendigen Weichen stellen. Parallel dazu müssen endlich die raumplanerischen Kompetenzen reformiert werden”, sagt Simon Pories vom WWF. “Zusätzlich muss die Politik Leerstände mobilisieren und Sanierungen verstärken.”
Bereits seit 2002 will Österreich den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag begrenzen, verfehlt dieses Ziel aber bis heute. “Das liegt auch daran, dass die Politik dieses Ziel nie verbindlich festgelegt und konkretisiert hat”, sagt Simon Pories. Für seinen Report zur “Regionalisierung der Zielvorgabe zur Flächeninanspruchnahme” berücksichtigt das Umweltbundesamt neben der Bevölkerung unter anderem auch die Siedlungsstruktur der Regionen sowie wirtschaftliche Aspekte. Als Vergleichswert dient der durchschnittliche tägliche Bodenverbrauch der Jahre 2016 bis 2020. “Die Ziele sind nachvollziehbar argumentiert und sollten daher öffentlich breit diskutiert werden, anstatt nur in einer Schublade zu verschwinden”, sagt Simon Pories vom WWF.
Eine grafische Aufarbeitung des bisher unveröffentlichten Berichts des Umweltbundesamts finden Sie hier zum Download.
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken