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Bedrohte Arten: Was genau ist die Rote Liste der IUCN?

5. Februar 2024

Der Beutelwolf, die Wandertaube oder der Dodo: Manche Arten sind höchstens noch auf Fotografien, Illustrationen oder ausgestopft in Museen zu sehen. Durch gezielte Schutzmaßnahmen können viele Arten noch gerettet werden. Doch leider ist es für manche bereits zu spät.

Auch aktuell gibt es zahlreiche Arten, die kurz vor dem Aussterben stehen. Dazu zählt etwa die Grüne Meeresschildkröte, insbesondere die Populationen im zentralen Südpazifik und im Ostpazifik. Und nahezu ein Viertel der Süßwasserfischarten weltweit könnten aussterben.

Den umfassendsten Überblick über den Zustand der Artenvielfalt auf unserem Planeten bietet die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Wir erklären, was die Rote Liste ist und wie sie funktioniert.

Was genau ist die Rote Liste?

Säugetiere, Amphibien, Vögel, Bäume oder Korallen: Weltweit 157.190 der Tier- und Pflanzenarten, die auf unserem Planeten vorkommen, erfasst die internationale Rote Liste bedrohter Arten. Sie ist der verlässlichste und renommierteste Indikator für den weltweiten Zustand von Tier- und Pflanzenarten. Nach wissenschaftlichen Kriterien wird untersucht, in welche der Bedrohungskategorie eine Art eingestuft wird.

44.016 Arten wurden bei der letzten Aktualisierung in Bedrohungskategorien eingestuft. Somit gilt mehr als ein Viertel der erfassten Arten als bedroht.

Wer verfasst die Rote Liste?

Die Rote Liste wird seit 1964 von der Weltnaturschutzunion IUCN herausgegeben und seither ständig aktualisiert. Die IUCN ist das größte Netzwerk für weltweiten Naturschutz. Für die Erstellung der Roten Liste werten Expert:innen alle relevanten und zugänglichen Daten aus der ganzen Welt zu den jeweiligen Arten aus. Dazu zählt das Material von Wildtierkameras, Ergebnisse von DNA-Analysen oder gefundene Spuren. Um Spuren wie Kot zu finden werden sogar eigens abgerichtete Spürhunde eingesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden anschließend durch die Einteilung in Bedrohungskategorien komprimiert.

Artenzählungen sind aufwändig und teuer. Insbesondere je seltener die Art ist: Es ist sehr viel schwieriger nachzuweisen, dass ein Tier nicht mehr existiert, als nachzuweisen, dass ein Tier noch existiert.

Welche Gefährdungsstufen kennt die Rote Liste?

Die Kategorien der Roten Liste sollen die Ergebnisse der Expert:innen-Untersuchungen leicht verständlich machen. In welche Kategorie eine Art eingeteilt wird, hängt nicht nur von der Anzahl der Individuen ab. Auch die Verfassung ihres Lebensraums und die Fortpflanzungsraten werden berücksichtig.

Insgesamt gibt es 9 Kategorien, von denen die 5 letzten als Bedrohungskategorien gelten:

  • Nicht bewertet: Die Art wurde noch nicht von den Expert:innen untersucht.
  • Datenmangel: Es liegen nicht genügend Informationen für eine Bewertung vor.
  • Nicht gefährdet („least concern”): Keines der Kriterien für eine Bedrohungskategorie trifft derzeit zu.
  • Gering gefährdet („near threatened”): Die Art steht kurz davor, die Kriterien für eine bedrohte Kategorie zu erfüllen.
  • Gefährdet („vulnerable“): Die Art hat in freier Wildbahn ein hohes Risiko auszusterben.
  • Stark gefährdet („endangered“): Die Art hat in freier Wildbahn ein sehr hohes Risiko auszusterben.
  • Vom Aussterben bedroht („critically endangered“): Die Art hat in freier Wildbahn ein extrem hohes Risiko auszusterben.
  • In freier Wildbahn ausgestorben („extinct in the wild”): Umfassende Untersuchungen konnten keinen Nachweis der Art in freier Wildbahn erbringen.
  • Ausgestorben („extinct“): Das letzte Individuum einer Art ist gestorben – daran gibt es nach Untersuchungen keinen begründeten Zweifel.

 

Welche Arten stehen auf der Roten Liste 2023?

Am 11. Dezember 2023 hat die IUCN ihre neueste Aktualisierung der Roten Liste veröffentlicht. Das Ergebnis: Die IUCN stuft 44.016 von 157.190 erfassten Arten in unterschiedlichen Kategorien als bedroht ein. Dass somit mehr als ein Viertel der weltweiten Arten bedroht ist, ist ein Zeugnis für den dramatischen Zustand unseres Planeten.

Für einige Arten hat sich die Situation weiter verschärft, etwa für Süßwasserfischarten weltweit. Der Atlantischer Lachs gilt nun als „Gering gefährdet“. Auch die Populationen der Grünen Meeresschildkröte im zentralen Südpazifik und im Ostpazifik wurden als „stark gefährdet“  bzw. „gefährdet“ gelistet.

Doch es wurden auch Erfolge im Artenschutz deutlich, die Anlass zur Hoffnung geben. Gute Nachrichten gab es für die Saiga Antilopen: Sie sind laut der Roten Liste nun nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern wurden als „gering gefährdet“ eingestuft. Dass sich die Art nun erholen konnte, führt die IUCN auf umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung von Wilderei zurück.

Auch der Status der Säbelantilope hat sich verbessert: Sie galt als in freier Wildbahn ausgestorben. Dank der Bemühungen zur Wiederansiedlung im Tschad gilt sie nun als „vom Aussterben bedroht“.

Welche Arten der Roten Liste kommen in Österreich vor?

In Österreich kommen 36 Arten vor, die von der IUCN als weltweit „vom Aussterben bedroht“ gelistet werden. Dazu zählen etwa der Feldhamster und der Europäische Nerz. Als „gefährdet“ gelten 95 Arten, darunter das Ziesel und die Weißkopfruderente. Als „verwundbar“ gelten neben der die Schneeeule 120 weitere Arten. Direkte Schlüsse darauf, welche Arten in Österreich besonders gefährdet sind, können von den IUCN Globalen Roten Listen nicht getroffen werden. Bei der Aktualisierung der vorhandenen Roten Listen auf nationaler Ebene ist Österreich seit Jahren nachlässig – rund 85 Prozent der österreichischen Roten Listen (18 von 21) wurden vor über 10 Jahren das letzte Mal erneuert.

Zahlen und Fakten

  • Seit 1964 wird die Rote Liste von der Weltnaturschutzunion IUCN herausgegeben.
  • Sie bietet den umfassendsten Überblick über den Zustand der Artenvielfalt auf unserem Planeten.
  • Insgesamt gibt es auf der Roten Liste 9 Kategorien, von denen die 5 letzten als Bedrohungskategorien gelten.
  • Mehr als ein Viertel der von der Roten Liste erfassten Arten gilt als bedroht.
  • In der Onlineversion der Roten Liste gelten 36 Arten in Österreich als „vom Aussterben bedroht“.

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