Fotostrecke: Die tierischen Gewinner und Verlierer 2024
Für 2024 ziehen wir eine durchwachsene Jahresbilanz für den weltweiten Artenschutz. Weder die Weltnaturkonferenz noch die Weltklimakonferenz haben im vergangenen Jahr die notwendigen Fortschritte gebracht. Viele bedrohte Arten konnten auch 2024 nicht aufatmen. Doch es war auch ein Jahr der Lichtblicke: Wegweisend war etwa der Beschluss der wichtigen EU-Renaturierungsverordnung. Und überall dort, wo bedrohte Arten aktiv geschützt und ihre Lebensräume wiederhergestellt werden, zeigten sich auch im vergangenen Jahr Erfolge. Wir präsentieren einige tierische Gewinner und Verlierer aus dem Jahr 2024.
© Michel Gunther/WWF
Gewinner: Meeresschildkröten
Der WWF arbeitet im Mittelmeer seit Jahrzenten am Schutz der Meeresschildkröten – mit Erfolg. Denn heute ist die Unechte Karettschildkröte zwar noch global gefährdet, die Mittelmeer-Population jedoch nicht mehr. Dank Schutzmaßnahmen wie der Reduzierung von Beifang und dem Erhalt von Nist-Stränden können dort immer mehr Schildkröten überleben und sich fortpflanzen. Einen besonderen Erfolg gab es 2024 auf der griechischen Insel Zakynthos: Ein Rekord von über 1.200 Nestern am WWF-geschützten Sekania-Strand wurde gemeldet. Trotz anhaltender Klimakrise und Plastikmüll-Verschmutzung zeigt dieser Erfolg, dass gezielte Maßnahmen lokale Bestände stärken können. Nun gilt es diesen positiven Trend bei steigender Bedrohung durch den Klimawandel zu halten.
© Dr Sanjay K Shukla/WWF International
Gewinner: Tiger
2024 war ein Jahr voller Erfolge für den Tiger-Schutz! Ein im Sommer gestartetes Wiederansiedlungsprojekt soll die Tiger zurück nach Kasachstan bringen, wo sie seit über 70 Jahren ausgestorben waren. Im Norden Myanmars haben Wildtierkameras Bilder vom ersten Tiger-Nachwuchs in der Region seit 2018 machen können. In Thailand stieg die Tigerpopulation deutlich an. Eine bedeutende Wende für die Tiger in Südostasien – wo die meisten Tigerpopulationen rückläufig sind. Auch in Bangladesch geht es dank intensiver Artenschutz-Arbeit bergauf: 84 bengalische Tiger konnten dort in einem geschützten Mangrovengebiet nachgewiesen werden. Laut Schätzungen befinden sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger als noch im Jahr 2018. All diese Erfolge zeigen, dass unsere Schutzbemühungen erfolgreich sind! Doch leider sind Tiger nach wie vor stark gefährdet. Wenn der Tigerschutz nachlässt, kann das den letzten frei lebenden Tiger zum Verhängnis werden.
© Alfred Krappel
Gewinner: Störche
Tolle Nachrichten gab es von den Weißstörchen im WWF-Auenreservat Marchegg in Niederösterreich: Im vergangenen Frühling gab es einen wahren Babyboom bei den Störchen. Sie haben unsere Nisthilfen dankbar angenommen. Im Frühjahr wurden in mehreren alten Bäumen 5 der „Kunsthorste“ errichtet. Die Trends bei den Bruterfolgen entwickeln sich dank unseres Einsatzes in den letzten Jahren positiv. Einer der Gründe dafür ist das große Insektenangebot im Reservat und in der Umgebung. Auch europaweit geht es den Störchen wieder deutlich besser als noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch bleibt der schleichende Verlust an Feuchtbiotopen durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Flussregulierungen und die Klimakrise ein Problem für Störche und andere Arten.
© Ola Jennersten/WWF Schweden
Gewinner: Seeadler
Der Mensch brachte den Seeadler im 19. und 20. Jahrhundert an den Rand der Ausrottung. In Österreich galt die Art ab den 1950er Jahren sogar als ausgestorben. Im Jahr 2000 startete der WWF deshalb sein Seeadlerschutzprojekt in Österreich. Mittlerweile ist das Projekt eine große Erfolgsgeschichte des heimischen Artenschutzes! Die Seeadler-Population ist dank strenger Schutzgesetze und umfangreicher Artenschutzmaßnahmen wieder angewachsen. Waren es 2023 noch rund 60 Brutpaare, sind es 2024 bereits rund 70 – ein toller Erfolg!
© AdobeStock103723806
Gewinner: Siam-Krokodil
Siam-Krokodile sind Süßwasserkrokodile, die einst in ganz Südostasien verbreitet waren. In freier Wildbahn sind sie extrem selten geworden und sogar vom Aussterben bedroht. Im Sommer 2024 haben Ranger in einem kambodschanischen Schutzgebiet über 100 Eier der Krokodilart entdeckt, aus denen wenig später rund 60 Kroko-Babys geschlüpft sind. Es handele sich um den größten Nachweis für die Fortpflanzung der Art in freier Wildbahn seit zwei Jahrzehnten. Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch etwa 1000 wildlebende Exemplare, davon 300 in Kambodscha. Der Bestand der Siam-Krokodile ist vor allem durch Wilderei und den Verlust ihres natürlichen Lebensraums immer weiter geschrumpft. Die Nachfrage nach Krokodilleder hat die Art an den Rand des Aussterbens gedrängt.
© Jeff Rotman
Gewinner: Thunfisch
Es waren tolle Nachrichten, die uns im Jahr 2024 erreichten: In der Nordsee tauchen wieder vermehrt Blauflossen-Thunfische auf. Die Art wandert im Nordostatlantik und laicht im Mittelmeer. Durch Überfischung waren die Blauflossen-Thunfische lange Zeit verschwunden. Strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei sorgen dafür, dass die Population wieder auf ein gutes Niveau anwachsen konnte. Auch Giganten mit über 300 Kilogramm und knapp 3 Meter Länge wurden inzwischen gesichtet. Die Bestandsentwicklung wird durch Wissenschaftler:innen weiter beobachtet, um eine langfristige Erholung sicherzustellen. Der WWF setzt sich in in Projekten für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Fischerei ein.
© Anton Vorauer WWF
Verlierer: Banteng
Das Banteng ist ein südostasiatisches Dschungel-Rind. 2024 war für die Art leider kein gutes Jahr: Das Banteng wird nun in der Roten Liste als “vom Aussterben bedroht” eingestuft. Der weltweite Bestand schrumpfte in den vergangenen 20 Jahren um mehr als 80%. Grund dafür sind vor allem illegale Jagd und Lebensraumverlust. Expert:innen schätzen die Population auf nur noch etwa 3300 Tiere. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Version der Roten Liste aber auch, dass Schutzmaßnahmen Wirkung zeigen: So konnte sich die Population des Banteng in Thailand erholen – nicht zuletzt aufgrund jahrzehntelanger Schutzbemühungen des WWF. Doch die größer werdenden Banteng-Herden in Thailand können die Verluste in anderen asiatischen Regionen nicht kompensieren.
© Judith van de Griendt / WWF-Netherlands
Verlierer: Brillenpinguine
Auch der Brillenpinguin zählt zu unseren Verlierern des Jahres 2024: Wie rasant eine Tierart an den Abgrund des Aussterbens geraten kann, zeigt sich am Brillenpinguin auf erschreckende Weise. Die afrikanische Pinguinart wird seit diesem Jahr als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. 2021 galten Brillenpinguine noch als „nicht bedroht“. Hauptproblem ist wahrscheinlich das fehlende Nahrungsangebot aufgrund kommerzieller Fischerei und klimabedingte Veränderungen der Fischbestände. Die IUCN geht von nur noch höchstens 20.000 Tieren aus. Laut Prognose könnten Brillenpinguine in den nächsten 10 Jahren ausgestorben sein.
© Ralph Frank
Verlierer: Wolf
Es war ein völlig falsches Signal und auch wissenschaftlich nicht gedeckt: Die Staaten der Berner Konvention haben im Dezember 2024 den Schutzstatus des Wolfes in Europa von „streng geschützt“ auf „geschützt“ gesenkt. In einem weiteren Schritt könnte die EU den Wolfsschutz in der FFH-Richtlinie senken. In diesem Fall könnten Wölfe unter Umständen wieder regulär bejagt werden dürfen, ganz klar ein Rückschritt für den Artenschutz. Denn bisher war der Abschuss nur in Ausnahmefällen als letztes Mittel nach Anordnung der Behörde erlaubt. Im Jahr 2024 (mit Stand Ende November) wurden in Österreich nur 65 Wölfe nachgewiesen, deren Gesamtzahl immer wieder durch rechtswidrige Verordnungen und illegale Abschüsse dezimiert wird. Dabei gelten die meisten erwachsenen Wölfe ohnehin nur als Durchzügler. Als sesshafte Wolfsfamilien gibt es in Österreich derzeit lediglich 5 Rudel.
© WWF Sweden/Ola Jennersten
Verlierer: Igel
Die Zahl der Westeuropäischen Igel geht stark zurück. Die Art wird jetzt sogar als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Insbesondere die Zerstörung ländlicher Lebensräume durch Intensivierung der Landwirtschaft, Straßen und Stadtentwicklung führt zu einem beständigen Rückgang. Der Westeuropäische Igel kommt in weiten Teilen Mitteleuropas vor, unter anderem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, aber auch in Großbritannien. Innerhalb der vergangenen 10 Jahre ist die Anzahl nach Schätzungen je nach Land um 16 bis 33% zurückgegangen. Gesicherte Angaben über die Gesamtzahl der Igel gibt es derzeit allerdings nicht.
© Philipp Kanstinger/WWF
Verlierer: Korallen
Es ist eine Tragödie, die sich gerade in den Korallenriffen der Erde vollzieht. Denn die Klimakrise führt zu Rekordtemperaturen, durch die in den tropischen Meeren der ganzen Welt Korallenriffe ausbleichen. Hält dieser Zustand länger an, drohen große Teile dieser ikonischen Lebensräume abzusterben. Am australischen Great Barrier Reef stellten Wissenschaftler:innen bei Untersuchungen von 12 Teil-Riffen bereits Sterblichkeitsraten von bis zu 72% fest. Mit den Riffen würde nicht nur ein wichtiger Lebensraum verloren gehen, sondern auch die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen, die von der Fischerei und vom Tourismus leben. Der einzige Ausweg aus dieser fatalen Entwicklung ist der sofortige und wirksame Klimaschutz.
© Kaisa Siren / WWF
Verlierer: Borneo-Elefant
Der Borneo-Elefant ist ein Zwergelefant, der auf der südostasiatischen Insel Borneo lebt. 2024 wurde er in die Rote Liste der IUCN als „stark gefährdet“ aufgenommen. Von der kleinsten Unterart des Asiatischen Elefanten leben nur noch rund 1000 Tiere in freier Wildbahn. Die Population ist in den vergangenen 75 Jahren aufgrund der intensiven Abholzung der Wälder Borneos zurückgegangen, die den Großteil des Lebensraums der Elefanten zerstört. Es war das erste Mal, dass die IUCN den Borneo-Elefanten einzeln als Unterart der Asiatischen Elefanten untersuchte.