Artenlexikon
Alpenmurmeltier
Artenlexikon:
Verbreitung
Das Alpenmurmeltier – der Ingenieur der Berge
Ihre Tunnelsysteme bieten vielen Tieren Schutz, ihre Ernährung und Grabe Tätigkeit sorgt für Vielfalt in der Pflanzenwelt – so werden Murmeltiere zu Ingenieuren des Ökosystems. Doch die Klimaerwärmung macht den Nagern aus der Eiszeit das Leben schwer.
Körperliche Merkmale
Nach dem Biber und dem Stachelschwein sind Murmeltiere die drittgrößten Nager Europas und eng mit Zieseln und Eichhörnchen verwandt. Der Kopf ist schwärzlich und grau mit heller Schnauze und kleinen, behaarten Ohren. Die Fellfarbe kann zwischen schiefergrau, hellbraun rötlich und gelblich variieren. Vereinzelt gibt es auch Individuen mit schwärzlich wirkendem Fell. Der Körperbau der Alpenmurmeltiere ist perfekt auf den Tunnelbau ausgelegt: die Vorderbeine sind etwas kürzer als die hinteren, der muskulöse Schultergürtel und die ausgeprägten Grabpfoten sind typische Merkmale. Das Gewicht der Tiere schwankt im Jahresverlauf drastisch durch den ausgeprägten Winterschlaf, bei dem sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes verlieren. Murmeltiere sind eigentlich Überbleibsel der Eiszeit und auf entsprechende Temperaturen ausgelegt. Sie haben kaum Schweißdrüsen und hecheln auch nicht – weshalb sie schon ab Temperaturen von ca. 20 Grad Celsius in Hitzestress geraten können. Alpenmurmeltiere werden etwa 12 Jahre alt.
Lebensweise und Fortpflanzung
Alpenmurmeltiere leben in weit verzweigten Tunnelsystemen, die zwischen zwei und 20 Metern lang sein können. Üblicherweise verfügen die Bauten über eine Sommerkammer, von der aus die Nager leicht ins Freie gelangen können und eine Winterschlafkammer, die bis zu sieben Meter unter der Erde liegt. Vor dem Winterschlaf tragen Alpenmurmeltiere trockene und abgestorbene Pflanzenteile in die Nestkammern um sie zu polstern und zu isolieren. Der Eingang zum Bau wird von innen mit einem bis zu zwei Meter langem Pfropfen aus Gras, Kot, Erde und Steinen verschlossen.
Murmeltiere leben in Familiengruppen mit bis zu 20 Tieren, die aus den Eltern und Jungtieren mehrerer Jahrgänge bestehen. Ihre Territorien und Tunneleingänge markieren sie mit Duftsekreten, die Zugänge zu ihren Bauten bewachen sie in der typischen aufgerichteten Position – vor Feinden wird mit einem schrillen Pfeifton gewarnt. Obwohl tagaktiv, verbringen Murmeltiere den Großteil des Tages unter der Erde, um sich vor Hitze zu schützen. Der Winterschlaf, den die Tiere tief unter der Erdoberfläche verbringen, dauert etwa von Oktober bis März, im Anschluss setzt die Paarungszeit ein. So soll sichergestellt sein, dass die Jungtiere genug Zeit haben, sich für den nächsten Winterspeck anzufressen. Nach rund fünf Wochen Tragezeit kommen zwei bis sechs blinde, taube, nackte und zahnlose Jungtiere zur Welt. Sie verlassen den Familienverband mit der Geschlechtsreife.
Ernährung
Alpenmurmeltiere ernähren sich von Wurzeln, Blättern und Blüten sowie Kräutern und Gräsern. Ihre wichtigste Beschäftigung über den Sommer ist es, sich Winterreserven anzufressen, da sie in den rund sieben Monaten des Winterschlafs rund ein Drittel ihres Gewichtes verlieren. Dadurch wird der Winter zum größten natürlichen Feind der Nager. Fressfeinde sind vor allem Greifvögel wie Steinadler, aber auch Steinmarder und Füchse.
Alpenmurmeltier und Mensch
Murmeltiere gehören zu den Verlierern des Klimawandels – die Eiszeitnager können mit höheren Temperaturen nicht umgehen. In den heißer werdenden Sommern verbringen sie immer mehr Zeit unterirdisch. Sie schaffen es mitunter nicht mehr, sich ausreichend Winter Reserven anzufressen und verhungern in weiterer Folge. Zusätzlich werden in Österreich jährlich rund 7000 Tiere bei der Jagd erlegt.
Das Murmeltier in der Kulturgeschichte
Murmeltierfett kommt vor allem in der Volksmedizin zur Anwendung. Als Murmeltiersalbe wird das gereinigte Fett bis heute als entzündungshemmend und schmerzlindernd bei rheumatischen Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt.
Spätestens seit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ hat auch der Murmeltiertag (engl. Groundhog Day) am 2. Februar weltweite Bekanntheit erlangt. Bei dieser Tradition aus den USA soll ein Waldmurmeltier (eine in Nordamereika verbreiteter verwandter des Alpenmurmeltiers) den weiteren Verlauf des Frühlings anzeigen: Sieht das Tier bei seinem ersten „Ausflug“ aus dem Bau seinen Schatten, wenn also die Sonne scheint, soll der Winter noch weitere sechs Wochen dauern.
Projekte und Engagement des WWF
Der WWF setzt sich für alle Maßnahmen ein, die die menschengemachte Klimaerwärmung bremsen – nur so kann es gelingen, dass auch kälte angepasste Arten wie das Alpenmurmeltier Bestandteil der heimischen Fauna bleiben. Außerdem tritt der WWF für die Erhaltung aller noch unerschlossenen Gebiete in den Alpen ein. Indem man die alpinen Freiräume vor Schigebiets-Erschließungen, Kraftwerksbauten, Straßenbau und Massentourismus schützt, erhält man auch den fragilen Lebensraum des Alpenmurmeltiers.
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