Artenlexikon
Seeadler
Artenlexikon:
Verbreitung
Der Seeadler – Österreichs vergessene Größe
Eigentlich ist der Adler ja unser Wappentier. Aber der Seeadler, Österreichs größter Greifvogel, profitiert davon wenig. Giftköder und illegaler Abschuss gefährden die stolzen Jäger. Schutz und Forschung sind für die Rückkehr der Adler essentiell.
Körperliche Merkmale
Mit seinem kräftigen, fast bulligen Körper und seiner imposanten Größe ist der Seeadler von weitem erkennbar. Charakteristisch sind das braune Gefieder, der weiße Schwanz und der auffallend kräftig-gelbe Hakenschnabel der ausgewachsenen Tiere. Auch das Flugbild der großen Jäger ist unverwechselbar – die breiten, im Segelflug gerade gehaltenen Schwingen verleihen ihm das Aussehen eines „fliegenden Bretts“. Die maximale Lebenserwartung eines Seeadlers liegt bei etwa 40 Jahren (in Gefangenschaft), im Freiland werden sie bis zu 25 Jahren alt.
Lebensweise und Fortpflanzung
Der Seeadler hat hohe Ansprüche an seinen Lebensraum: Für Brut und Jagd braucht er ein großflächiges, möglichst wenig erschlossenes Revier in gewässerreichen Gebieten mit ausreichendem Nahrungsangebot. Sein Nest – den Horst – baut er bevorzugt in höher gelegenen, alten Bäumen. An der Meeresküste brütet er auch in Felsspalten.
Die Horste sind ebenso beeindruckend wie die Tiere selbst: bis zu 600 Kilogramm und zwei Meter Durchmesser können die Adlernester erreichen. Seeadlerpaare sind monogam und leben ganzjährig in ihrem Revier zusammen, dabei nutzen sie mitunter auch mehrere Horste, teils über Jahrzehnte. Die Brutzeit beginnt in Österreich zwischen Mitte Februar und Anfang April und dauert 38 bis 40 Tage. Männchen und Weibchen brüten abwechselnd die ein bis drei Eier aus. Die Jungenaufzucht dauert etwa 80 bis 90 Tage. Die jungen Seeadler verlassen spätestens im Herbst das Revier der Eltern und suchen dann auch weit entfernte Regionen zur Futtersuche auf. An Stellen mit hohem Nahrungsangebot kann man 20 und mehr Seeadler beobachten. Jungadler werden frühestens mit vier Jahren geschlechtsreif. Sie suchen ihr Revier oft in der Nähe des Gebietes, in dem sie aufgewachsen sind.
Ernährung
Die Greifvögel ernähren sich vor allem von Fischen und Wasservögeln, im Winter außerdem auch von Aas. Die geschickten Jäger suchen ihre Beute entweder aus einer Beobachtungsposition heraus oder im Flug in mittlerer Höhe über der Wasseroberfläche. Mit den kräftigen Fängen greifen sie das Beutetier dann aus dem Wasser. Dass Beute in der Luft geschlagen wird oder durch Ermüdungsjagd erbeutet, kommt eher selten vor.
Seeadler und Mensch
Große Greifvögel wie der Seeadler waren in der Geschichte einerseits als majestätische Jäger verehrt, andererseits als „Gefahr aus der Luft“ gnadenloser Verfolgung ausgesetzt. Im Falle des Seeadlers führte dies zur fast gänzlichen Ausrottung. Im 20. Jahrhundert, als erste Schutzbemühungen eingeleitet wurden, erholten sich die Bestände wieder etwas.
Allerdings setzte vor allem das Pestizid DDT das in den 50er und 60er Jahre häufig eingesetzt und wurde und sich in Gewässern und Beutetieren der Adler anreicherte dem Seeadler stark zu. Das führte zu dünnen und zerbrechlichen Eierschalen. Viele Eier zerbrachen während der Brut oder starben ab, so dass die Seeadler-Bestände wieder einbrachen. In den 70er Jahren wurde DDT verboten und die Adler pflanzten sich wieder vermehrt fort.
Heute stellen illegale Giftköder, die vor allem im Winterhalbjahr zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln ausgelegt werden, eine Gefahr dar. Den Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind fallen oft hochgradig gefährdete Arten, wie See- und Kaiseradler zum Opfer, weil diese sich im Winter verstärkt von Aas ernähren.
In den letzten Jahren wurden auch Abschüsse von Seeadlern nachgewiesen. Illegale Vergiftungen und Abschüsse gefährden nicht nur die rasche Erholung des heimischen Bestandes, sondern stellen auch die Erfolge anderer Länder beim Seeadlerschutz in Frage, da sie oft Vögel aus Nord- und Osteuropa betreffen, die bei uns überwintern.
Der Adler in der Kulturgeschichte
Seit Jahrtausenden ist der Adler ein Symbol für Herrschaft, Macht, Kraft und Heldentum. Man assoziiert sich gerne mit den „Herren der Lüfte“. Der griechische Göttervater Zeus und seine römische Entsprechend Jupiter wurden durch den Adler symbolisiert. In der Mythologie beliebt sind auch Mischwesen, die die symbolischen Eigenschaften mehrerer Tiere in sich vereinen. Berühmte Beispiele sind der Löwenkopfadler, die Harpyie (ein Greifvogel mit dem Kopf einer Frau) und natürlich der Greif, der bis heute auf unzähligen Wappen zu sehen ist. In Österreich hat der „Doppeladler“ natürlich einen besonderen Platz als Staatswappen, womit ebenfalls auf ein uraltes Symbol zurückgegriffen wird – die ersten Doppeladler sind aus Babylonien bekannt, 2300 v. Chr. Der Österreichische Doppeladler vollzog auch die Geschichte des Landes immer wieder mit, so trägt er seit dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur gesprengte Ketten an den Beinen.
Projekte und Engagement des WWF
1999 starteten wir als WWF ein umfassendes Projekt für die erfolgreiche, nachhaltige und vor allem sichere Rückkehr des Seeadlers nach Österreich. Wichtig dafür – wie so oft – ist die Erforschung und genaue Beobachtung der Tiere. Nur so können sinnvolle Strategien entwickelt und Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Forschung:
– Bestands- und Bruterfolgsmonitoring: flächendeckende Erfassung der überwinternden Seeadler und Überwachung der österreichischen Brutvögel
– Beringung und Besenderung von Jungvögeln: individuelle Kennzeichnung der ausfliegenden Jungadler mittels Farbringen und Ausstattung einzelner Adler mit Sendern, um zu erfahren, wo die Adler herumstreifen, um Gefahren einschätzen zu können und um mehr über die Todesursachen zu wissen
– Erfassen und Untersuchen von Gefahren für die Wiederausbreitung: Dazu zählen menschliche Störungen im Horstbereich ebenso wie Schwermetallvergiftungen durch die Aufnahme von bleihaltiger Jagdmunition über die Nahrungskette und die Kollision mit Windkraftanlagen
Maßnahmen:
– Schutz vor Verfolgung und Vergiftung: Aufklärung von Fällen, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit unter Zielgruppen (Tierärzte, Jägerschaft usw.), grenzüberschreitende Zusammenarbeit
– Einrichtung von Horstschutzzonen und Bewusstseinsbildung, um Störungen am Brutplatz zu verhindern
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