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Überfischung
Größte Bedrohung für die Meere
Lange Zeit herrschte der Irrglaube, dass der Reichtum der Meere unerschöpflich sei. Heute wissen wir: Fisch ist nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden. Ganz im Gegenteil! Die weltweite Überfischung gilt heute als eine der größten Bedrohungen für die Stabilität der Meere und das Überleben seiner Bewohner.
Überfischung bedroht biologische Vielfalt und Lebensgrundlage von Milliarden Menschen
Die Weltbevölkerung nimmt zu und mit ihr die globale Nachfrage nach Fisch. Fast überall auf der Welt werden heute mehr Fische gefangen als natürlich wieder nachwachsen können. Zusätzlich bedrohen die Illegale Fischerei und der Beifang von Nicht-Zielarten das Gleichgewicht der Fischbestände. Das gefährdet die Ernährungsgrundlage von Milliarden von Menschen. Doch Überfischung bedroht auch massiv die biologische Vielfalt und somit die Widerstandskraft der Ökosysteme. Je mehr Arten einem Ökosystem verloren gehen, desto anfälliger wird es für Stress von außen und damit auch für Auswirkungen des Klimawandels, wie steigende Meerestemperaturen und Versauerung des Wassers. Weltweit gelten 33 % der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60 % als maximal nachhaltig genutzt. In den europäischen Gewässern ist die Situation besonders schlimm: Im Mittelmeer werden sogar 78 % Prozent der Bestände als überfischt klassifiziert. Doch für viele Fischbestände fehlen Daten – letztlich kann die Wissenschaft nur für 35 % der untersuchten Bestände eine Zustandsbeschreibung machen.
Fischerei verändert das Ökosystem
Im Meer spielen die beliebten Speisefische eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz anderer Fische und Meeressäugetiere. Die Fischerei entnimmt häufig bestimmte Arten in zu großen Mengen und verändert dadurch die natürliche Zusammensetzung und die Dynamik des Nahrungsnetzes. Besonders begehrt sind in der Regel die großen Raubfische, wie der Thunfisch, welche durch die Fischerei stark dezimiert werden. Wenn sich ihr Fang schließlich nicht mehr lohnt, werden andere Fische bejagt – zum Beispiel jene Arten, die vorher noch die Beute für die großen Fische waren. Dieses Phänomen wird als „Fishing down the food web“ (Das Nahrungsnetz von oben nach unten fischen) beschrieben: Die Größe der Zielfische nimmt stetig ab. Die übermäßige Fischerei kann die Nahrungsnetze und somit das bestehende Gleichgewicht im Ökosystem langfristig negativ verändern.
Jeder vierte Fisch auf dem Teller aus illegaler Fischerei
Illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (kurz: IUU-Fischerei) ist ein großes Problem. Fische werden mit unerlaubtem Fanggerät, zu Sperrzeiten oder auch in Meeresschutzgebieten gefangen. Oder es werden Fischarten gefangen, für die der Fischer keine Lizenz hat, oder mehr Fisch als ihm erlaubt ist. Man schätzt, dass jeder vierte Fisch, der auf unseren Tellern landet, aus so einer Fischerei stammt. Insgesamt geht man von Zahlen bis zu 26 Millionen Tonnen jährlich aus. Der finanzielle Verlust ist dabei ebenso groß. Fisch im Wert von 8,6 bis 19,8 Milliarden Euro gehen auf diese Weise verloren. Vor allem in den Gewässern von Entwicklungsländern und insbesondere afrikanischen Staaten südlich der Sahara grassiert die illegale Fischerei. Hier fehlt es an Mitteln und Ausbildung, um die Fischerei vor der eigenen Küste in ausreichendem Maß zu kontrollieren. IUU-Fischerei kann außerdem bedeuten, dass unerlaubt Fanggeräte eingesetzt werden oder in Gebieten gefischt wird, in der die Fischerei gesetzlich verboten ist. Daraus können hohe Beifangraten resultieren und empfindliche Ökosysteme werden so zerstört. Den Preis für die IUU-Fischerei zahlen die Fischer, die sich an die Gesetze halten. Am Ende konkurrieren sie mit den unfairen Praktiken der IUU-Fischer und mit dem illegal vermarkteten Fisch.
Beifang – eine tödliche Verschwendung
Während in manchen Fischereien kaum Beifang anfällt, landen bei anderen pro Kilogramm Zielart, wie beispielsweise Shrimps, bis zu 20 Kilogramm Meerestiere unnötig mit im Netz. Aufgrund unselektiver Fangmethoden sterben so jedes Jahr Millionen Tonnen von Meereslebewesen als so genannter Beifang unbeabsichtigt und qualvoll in Fischernetzen. Schätzungen zufolge gehen dem Ökosystem auf diese Weise etwa 10 % des jährlichen Weltfischfangs verloren. Das betrifft jährlich gut 300.000 Wale, Delfine und Tümmler aber auch zigtausende Haie, Seevögel oder Meeresschildkröten. Beifang ist eine gigantische Verschwendung. Sie zerstört den empfindlichen Lebensraum Meer – ganz abgesehen davon, ob wir es ethisch vertreten können, dass Lebewesen wie Müll behandelt werden.
Wissenschaftliche Empfehlungen werden bewusst missachtet
Die auf den letzten Stand der Technik aufgerüsteten Fangschiffe sind oft nur auf schnellen Profit aus und leeren die Meere. In den europäischen Gewässern bestimmt die Europäische Union (EU) im Rahmen ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP), wie viel Fisch in einem Jahr aus ihren Gewässern entnommen werden darf. Dabei wird sie vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) beraten. Doch häufig sind die am Ende festgelegten Fangmengen deutlich höher: Die politisch festgesetzten Fangquoten überschritten in den letzten Jahren sehr oft die wissenschaftlichen Empfehlungen. Das ist dann zwar legal, aber bei weitem nicht mehr nachhaltig. Und das ist nur ein Ergebnis einer kurzsichtigen und nicht nachhaltigen Politik.
Wir als Verbraucher*Innen haben es in der Hand und können bewusst zu Fisch aus nachhaltiger Produktion greifen. Der WWF-Fischratgeber, den wir jedes Jahr aktualisieren, hilft Ihnen mit einem einfachen Ampelsystem und Hintergrundinfos bei der Kaufentscheidung.
Zahlen & Fakten
- Weltweit sind 33 % der Fischbestände überfischt
- Weitere 60 % der Fischbestände sind bereits maximal nachhaltig genutzt
- Im Mittelmeer sind sogar 78 % der Bestände überfischt
- Jeder 4. Fisch auf unseren Tellern stammt aus einer illegalen, unregulierten oder undokumentierten Fischerei („IUU“)
- 300.000 Wale, Delfine und Tümmler ertrinken jährlich als Beifang in den Netzen der Fischerei
Links
Der WWF Fischratgeber
(Berücksichtigt in seiner Bewertung von Fisch- und Meeresfrüchten unter anderem auch die Fangmethode und damit die Gefahr, Beifang zu verursachen)
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