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Neuer WWF-Bericht: Konik-Pferde bringen Schub für Artenvielfalt
„Vorbild für Insekten-, Vogel- und Landschaftsschutz“ – WWF-Beweidungsprojekt in Marchegg übertrifft die Erwartungen – Fünf-Jahres-Studie belegt Rückkehr von lange verschwundenen Vögeln, Erstnachweise von Insektenarten und sensationelle Käferent
Marchegg / Wien. Im Mai vor fünf Jahren wurden im Rahmen eines LIFE Renaturierungs-Projektes die ersten sechs Pferde im WWF-Auenreservat Marchegg eingeführt. Nach einer anfänglichen Testphase mit den so genannten Koniks, einer dem Wildpferd sehr nahen und robusten Pferderasse, begann die Naturschutzorganisation WWF Österreich mit der systematischen Beobachtung der Auswirkungen der Tiere auf die Landschaft. Ein neuer Monitoring-Bericht zeigt nun, dass die Konik-Pferde die Erwartungen sogar übertreffen. „Ziel des Projekts war eine zusätzliche ökologische Aufwertung der Landschaft durch die naturnahe Beweidung mit Pferden. Wir hätten aber nicht gedacht, dass positive Auswirkungen schon so schnell und so gut sichtbar sind“, sagt Michael Stelzhammer, Projektleiter beim WWF Österreich. Laut dem neuen WWF-Bericht hat die Vielfalt in der Landschaft seit der Anwesenheit der Koniks massiv zugenommen. Alleine durch ihr tägliches Leben, das vorwiegend aus Grasen, Traben, Wälzen und Scharren besteht, schaffen die Pferde neue und unterschiedliche Landschaftsstrukturen. „Vögel, die wir hier seit Jahren nicht mehr gesehen haben, sind plötzlich zurück. Manche Insekten und Pflanzen wurden überhaupt zum ersten Mal nachgewiesen und auch die Pferdeherde selbst hat sich stark vermehrt. Dieses gelungene Projekt dient hoffentlich als Vorbild für ähnliche Initiativen im Insekten-, Vogel- und Landschaftsschutz“, so Stelzhammer
Als kleine Sensation wertet der WWF-Ökologe die Entwicklung der Dungkäfer-Fauna im Naturreservat. Insgesamt 31 Arten konnten bei der jüngsten Erhebung nachgewiesen werden, ein Drittel davon ist auf der Roten Liste von gefährdeten Käferarten eingetragen. Unter anderem findet der unmittelbar vom Aussterben bedrohte Illyrische Stierkopf-Dungkäfer (Onthophagus illyricus) hier einen Rückzugsort. „Dungkäfer sind ein hervorragender Indikator für die Biodiversität und Gesundheit eines Ökosystems. Immerhin fallen pro Woche etwa 2.000 Kilo an Pferdemist an, die sofort von den Käfern fast zur Gänze beseitigt werden“, erklärt Michael Stelzhammer. „Dass hier in Marchegg ein österreichweiter Hotspot für diese ökologisch höchst wertvollen Tiere entstanden ist, unterstreicht den enormen Mehrwert der natürlichen Beweidung, die gänzlich ohne medikamentöse Behandlung der Pferde auskommt.“
Auch die Vogelwelt zählt zu den Nutznießern. Alleine auf der Weidefläche wurden 68 verschiedene Vogelarten nachgewiesen, darunter viele seltene Arten, wie Bekassine, Wendehals, Raubwürger, Neuntöter oder Wiedehopf, die nach vielen Jahren der Abwesenheit wieder ins Gebiet zurückgekehrt sind. Die von den Pferden veränderten Landschaftsstrukturen bieten mehr Versteck-, Jagd- und Brutmöglichkeiten für Vögel. Zusätzlich finden sie durch das gestiegene Insektenaufkommen einen reich gedeckten Tisch vor. Vor dem Start des Beweidungsprojekts wurden 27 Heu- und Fangschreckenarten nachgewiesen, inzwischen sind es 41, darunter die stark gefährdete Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus).
Aufgrund der saisonal wechselnden Fress-Vorlieben der Pferde entwickeln sich hochwüchsige Wiesenbereiche gleich neben niedrigen Weiderasen. Zwar reagieren Pflanzen tendenziell langsam auf Veränderungen der äußeren Einflüsse, dennoch zeigt sich auch hier schon nach nur fünf Jahren eine wesentlich vielfältigere Vegetationsstruktur. Davon profitieren vor allem konkurrenzschwächere, gefährdete Arten, wie der Streifen-Klee (Trifolium striatum) und der Kleinblüten-Klee (Trifolium retusum). Insgesamt bietet die Weide rund 50 gefährdeten Pflanzenarten Lebensraum, unter anderem auch Seltenheiten wie dem Elbe-Stendelwurz (Epipactis albensis), dem Orchideen-Weiderich (Veronica orchidea) oder der Ganzblatt-Waldrebe (Clematis integrifolia).
Gesunde Pferde, gesunde Landschaft
Dass es auch den Pferden selbst gut geht, zeigt unter anderem ihre rasche Vermehrung. Derzeit grasen 25 Pferde auf 76 Hektar Weidefläche. Die Herde hat sich inzwischen auf zwei Gruppen aufgeteilt. Das letzte Fohlen kam Ende April auf die Welt. „Die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere steht stets im Mittelpunkt und wird durch die tägliche Betreuung der Mitarbeiter im Reservat sowie durch regelmäßige veterinärmedizinische Kontrollen sichergestellt“, erklärt WWF-Projektbetreuer Stelzhammer. „Wenn es den Pferden gut geht, dann machen sie auch ihren Job gut und davon profitiert letztlich die gesamte Landschaft sowie die in ihr beheimateten Tiere und Pflanzen.“
Alle Berichte zum Download unter: www.wwf.at/konik
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