Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Die Top Ten der bedrohten Arten
Im Vorfeld der von 3. bis 15. Juni in der niederländischen Stadt Den Haag stattfindenden 14. Cites-Konferenz hat der WWF die "Top Ten"-Liste jener Arten zusammengestellt, die durch den internationalen Handel am meisten bedroht sind.
Bei der Tagung, an der Delegierte aus 171 Ländern teilnehmen, geht es um den Schutz der Tiere. Österreich ist dem Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites: Convention on International Trade in Endangered Species) vor 25 Jahren beigetreten.
Menschenaffen stehen, wie der WWF betont, schon seit mehr als einem Jahrzehnt auf der "Top Ten"-Liste. Neu hingegen seien zahlreiche Meeresarten, die durch die weltweit große Nachfrage regelrecht geplündert würden. "Ob Korallenschmuck, Fish and Chips oder Schillerlocke – kaum einer weiß, dass die Tiere, aus denen diese Produkte gewonnen werden, stark bedroht sind", erklärte WWF-Artenschutzexpterin Jutta Jahrl in einer Aussendung. Für diese Arten seien Handelsbeschränkungen oder -verbote die letzte Chance, sich zu erholen.
Die zehn durch Handel am stärksten bedrohten Arten:
Dornhai: Die schlanken Haie mit der kurzen, spitzen Schnauze kommen in der Nordsee, im Atlantik und Pazifik und im Schwarzen Meer vor. In Deutschland wird Dornhai als Seeaal verkauft, aus den Bauchlappen werden Schillerlocken gewonnen. In Großbritannien ist Dornhai Bestandteil von Fish and Chips. Dornhaie sind stark überfischt.
Heringshai: Der mittelgroße, wanderfreudige Hai wird wegen seines als besonders schmackhaft geltenden Fleisches und seiner Flossen gejagt, die hauptsächlich in Asien für Haifischflossensuppe verwendet werden.
Sägerochen: Die Bestände dieser sehr auffälligen Tiere ist drastisch zurückgegangen. Die sieben Arten der Sägerochen werden lebend für Aquarien gehandelt, sind aber auch als Delikatesse beliebt. Ihre sägeähnlichen Schnauzen werden als Souvenir oder rituelle Waffe verkauft. Andere Körperteile finden in der traditionellen asiatischen Medizin Verwendung.
Tiger: China erwägt, das nationale Handelsverbot für Tigerprodukte wieder abzuschwächen. Nach Ansicht des WWF wäre dies das Todesurteil für die höchstens noch 7.000 wilden Tiger weltweit. Besonders Tigerknochen werden in der traditionellen asiatischen Medizin noch immer illegal als Heilmittel eingesetzt.
Asiatische Nashörner: So bedroht wie kaum eine andere große Säugetierart: vom Javanashorn gibt es noch etwa 50 Tiere, vom Sumatranashorn leben noch höchstens 320 Individuen. Wilderei – das Horn der Tiere wird illegal in der traditionellen asiatischen Medizin benutzt – und vor allem die Abholzung ihres Lebensraums Wald bringt selbst solche Nashorn-Bestände ins Wanken, die bisher als stabil galten.
Rote Korallen: Die wertvollste unter den Korallen wird schon seit über 5.000 Jahren gehandelt, die Römer kurierten mit Korallenpulver Vergiftungen. Die wirbellosen Meerestiere aus dem Mittelmeer sind aber vor allem als Schmuck beliebt. Inzwischen gibt es nur noch überwiegend kleine, nicht fortpflanzungsfähige Kolonien.
Europäischer Aal: Überfischung hat die Bestände teilweise zusammenbrechen lassen. Jedes Jahr werden nach WWF-Schätzungen 30.000 Tonnen Aal in Europa gefangen. Viele Jungaale (Glasaale) werden zusätzlich lebend nach Asien exportiert, durchschnittlich eine halbe Milliarde Aale pro Jahr. Dies sind jedoch nur die offiziellen Zahlen.
Tibetantilope: Die Nachfrage nach ihrem Fell wird der Tibetantilope zum Verhängnis: Zu feiner Wolle verarbeitet werden aus ihm Shahtoosh-Schals, die Höchstpreise bis zu 10.000 Euro pro Stück erzielen. Für jeden Schal müssen bis zu fünf Tiere sterben – trotz eines bestehenden CITES-Handelsverbots für Shatoosh.
Menschenaffen: Alle Arten wie Orang Utans, Schimpansen und Gorillas sind immer noch durch Wilderei und Handel stark bedroht.
Afrikanischer Elefant: Der kommerzielle Elfenbeinhandel ist seit 1989 international verboten. Geschmuggelt wird das "weiße Gold" dennoch, hauptsächlich, weil die Behörden vieler afrikanischer und asiatischer Staaten die Einhaltung der strengen Gesetze nicht gründlich kontrollieren.
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