Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Kein Erbarmen in Österreichs erstem Fischsupermarkt
Wien, 8. Februar 2008 – Genau drei Monate nach seiner Eröffnung gibt Österreichs erster Fischsupermarkt in der Sagedergasse in Wien-Meidling erneut Anlass zur Sorge: Im Sortiment des „Eurofisch-Gourmet“-Marktes befinden sich noch immer vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Haie, Schwertfische und Rochen.
Der WWF rief gemeinsam mit Sharkproject bereits vor Monaten die Betreiber auf, ihr Sortiment zu überdenken. Leider musste bei einem Lokalaugenschein festgestellt werden, dass nach wie vor bedrohte Arten wie Dornhai und Rochen im Eurofisch-Markt angeboten werden. WWF und Sharkproject appellieren erneut an alle KonsumentInnen, den Verkauf gefährdeter Tiere nicht zu unterstützen. Weiters läuft bereits eine Unterschriftenaktion gegen gefährdete Fischarten im Eurofisch-Markt.
Der Eurofisch-Markt bietet auf einer Fläche von 1400m² das größte Fisch- und Meeresfrüchte-Sortiment in unserem Land: Die Tiere werden auf der mit 25 Metern längsten Crush-Eis Theke und im längsten Lebendbecken Europas präsentiert.
Der Betreiber des Fischsupermarktes, der langjährige Fischgroßhändler Lasar Chassidov, gab bereits bei der Eröffnung gegenüber den Medien an, er wolle täglich 15.000 Euro umsetzen. Weiters beteuerte er damals, er werde bedrohte Arten auf lange Sicht auslisten und mache außerdem jeden Käufer darauf aufmerksam, dass diese Tiere gefährdet seien. „Umso bedenklicher, dass im Eurofisch-Supermarkt Monate später trotz unserer Hinweise und Warnungen weiterhin bedrohte Fischarten angeboten werden, die verantwortungsvolle KonsumentInnen keinesfalls kaufen sollten: Hai-, Rochen- und Tunfisch-Arten stehen auf der „Roten Liste“ der Weltnaturschutz-Behörde IUCN“, so Georg Scattolin, WWF-Fischereiexperte.
Die Organisation Sharkproject nimmt sich speziell der Haiproblematik an. „In den Weltmeeren bahnt sich eine Umweltkatastrophe von gigantischem Ausmaß an, und kaum einer nimmt Notiz davon: Die Haie sterben aus“, so Helmut Wipplinger von Sharkproject. „Haie waren schon vor den Dinosauriern da, doch der kommerziellen Befischung in diesem dramatischen Ausmaß sind sie einfach nicht gewachsen.
Das Verschwinden der Haie würde die marinen Nahrungsketten durcheinander bringen und zu extremen Veränderungen der Ozeane führen. Daher haben sich fast alle namhaften Unternehmen im österreichischen Lebensmittelhandel in den letzten Jahren dazu entschlossen, generell auf Haiprodukte zu verzichten. Nicht so jedoch Eurofisch: Hier werden unter anderem „Schillerlocken“ verkauft, die aus dem Bauchlappen des völlig überfischten Dornhais hergestellt werden. Deshalb müssen wir aktiv werden und rufen zu einer Unterschriftaktion gegen den Verkauf von Haiprodukten auf“, so Wipplinger empört. Die Ironie dabei: Ein Hai ziert sogar das Logo des Eurofisch-Marktes. Sharkproject hat seit November bereits über 1500 Unterschriften gesammelt, mit denen besorgte ÖsterreicherInnen das Unternehmen Eurofisch bitten, auf den Verkauf von Haiprodukten zu verzichten.“
Fast 80 Prozent der weltweiten Fischbestände sind bereits überfischt oder bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Zu den am stärksten bedrohten Arten zählen beispielsweise Haie, Kabeljau, und Roter Tunfisch. "Wenn die Menschheit so weiter macht, werden die globalen Fischbestände bald komplett zusammenbrechen", so WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin.
KonsumentInnen können einen großen Beitrag zu nachhaltigem Fischkonsum leisten, indem sie sich für heimischen Biofisch entscheiden oder beim Einkauf von Meeresfisch auf das blaue MSC-Siegel achten.
Dieses Siegel des "Marine Stewardship Council" (MSC) garantiert, dass der Fisch aus nachhaltiger Fischerei stammt und diese Fischbestände nicht gefährdet sind. Um beim Einkauf sicher gehen zu können, hat der WWF einen handlichen „Fischführer“ entwickelt. Der WWF-Fischführer gibt mittels Ampelfarben Aufschluss darüber, welche Fische bedenkenlos gekauft werden können: zu bestellen bei WWF Österreich oder zum Download unter www.wwf.at in der Konsumententipps-Rubrik „Lebensmittel und Ökosiegel“.
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