Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Neue WWF-Klimastudie zu Europa: Es wird noch schlimmer
Brüssel/Wien, 20. 10. 2008 – „Klimawandel: Schneller, stärker, früher“ ist der Titel der heute vom WWF in Brüssel präsentierten neuen Studie zu den Folgen des Klimawandels in Europa. Die WWF-Studie enthält die neuesten Erkenntnisse, die der letzte Bericht des UN-Weltklimarats IPCC 2007 noch nicht berücksichtigte. Die Auswirkungen auf Europa sind demnach noch schlimmer als bisher angenommen wurde. Auch Österreich wird nicht verschont bleiben. Für das Einzugsgebiet der Oberen Donau wird für ein Jahrhunderthochwasser ein Gesamtschaden von bis zu 73 Milliarden Euro veranschlagt. „Wir werden uns in diesem Jahrhundert viel wärmer anziehen und bereits jetzt die kommenden Schäden und Verluste einberechnen müssen“, warnt WWF-Klimaexperte Markus Niedermair. Der WWF drängt daher auf neue Klimaschutzziele in der EU.
2007 hatte der UN-Weltklimarat (IPCC) für seine grundlegenden Forschungen zum Klimawandel und seinen Folgen nicht nur den Friedensnobelpreis bekommen sondern die Menschheit auch aufgerüttelt. Spätestens seitdem ist klar geworden, dass der Klimawandel zu einer der größten Herausforderungen der Menschheit geworden ist. Die Erkenntnisse des IPCC beruhten allerdings auf Studien, die alle bis spätestens Anfang 2007 veröffentlicht wurden. Viele der neuen, dramatischen Erkenntnisse der Klimaforschung konnte der IPCC im letzten Jahr nicht mehr berücksichtigen. Der WWF hat jetzt in einem Papier eine Übersicht der neuesten Erkenntnisse vieler, renommierter Klimaforscher zusammengestellt, die in den vergangenen anderthalb Jahren veröffentlicht wurden und kommt zu dem Ergebnis, dass der Klimawandel sich nicht nur viel rasanter beschleunigt sondern seine Folgen noch dramatischer ausfallen werden als bisher angenommen.
Für Österreich sagen die Wissenschaftler eine markante Zunahme des jährlichen Niederschlags voraus. Im Einzugsgebiet der Oberen Donau werden für die Anliegerstaaten Schäden zwischen 60 und 73 Milliarden Euro befürchtet. Stärkere und häufigere Stürme mit Fluten werden ebenfalls vorhergesagt. In Deutschland wird die Zunahme der sturmbedingten Schäden um bis zu 37 Prozent erwartet. Die Schweizer Gletscher schmelzen noch schneller als erwartet. Ab 2070 wird sich dadurch ein Rückgang der Stromerzeugung aus Wasserkraft um bis zu 37 Prozent ergeben. „Auch das angrenzende Österreich wird sicher nicht von diesen Folgen verschont bleiben“, befürchtet Niedermair.
Nach der vorliegenden Studie sind die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 bis 1999 zwischen 2000 und 2004 fast dreimal so stark gestiegen. In ganz Europa werden nun noch gravierendere klimatische Veränderungen befürchtet. Zwischen 2013 und 2040 könnte das arktische Sommereis völlig abschmelzen. Dies ist seit mehr als einer Million Jahren nicht mehr geschehen. Der Meeresspiegel könnte anstatt der bisher geschätzten maximal 60 um mehr als 120 Zentimeter steigen – mit katastrophalen Folgen für Europas Küstenregionen. Besonders die Britischen Inseln und die Nordsee werden mit Extremstürmen rechnen müssen. Nur in südeuropäischen Regionen wie Spanien werden zunehmend Dürren befürchtet. In anderen Ländern in Europa steigt die Gefahr von Fluten. In den heißeren Sommern steigt außerdem die Ozonkonzentration. Die Folgen dieser Entwicklung sind schrumpfende Erträge in der Landwirtschaft und in der Fischerei. Kinder werden voraussichtlich überdurchschnittlich von zunehmenden Krankheiten und stärkerer Luftverschmutzung betroffen sein. Schon bei einem Temperaturanstieg von 1,5 bis 2,5 Grad Celsius könnten bis zu 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten aussterben.
Der WWF fordert nun eine Senkung der CO2-Emissionen in der gesamten EU um mindestens 30 Prozent unter die Werte von 1990 bis 2020. Bis 2050 soll die EU statt minus 80 Prozent einen Nettoemissionswert von Null erreicht haben. Weiters muss die EU zusätzliche Investitionen für Klima schützende Maßnahmen in den Entwicklungsländern bereitstellen, fordert der WWF angesichts der neuesten Studienergebnisse.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, WWF-Pressesprecher, Tel. 01-48817-231.
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