Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Die Welt am Ende: 27.September ist Overshoot-Day
Wien, 23. September 2011 – Heuer fällt der Welterschöpfungstag („Global Overshoot Day“) auf Dienstag, den 27. September. Ab diesem Zeitpunkt hat die Menschheit alle Ressourcen beansprucht, die für dieses Jahr zur Verfügung stehen, wenn wir nachhaltig gewirtschaftet hätten. „Nicht nur die Banken und Staaten befinden sich in einer Schuldenkrise sondern auch die Menschheit als Ganzes hat ein Schuldenproblem. Wir nehmen uns zu viel von der Natur und können nicht zurückzahlen“, warnen die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.
Factsheet: Hintergrund-Information zum Overshoot Day 2011
Diese Warnung kommt von Wissenschaftlern des Global Footprint Network, an dem auch der WWF und die Plattform Footprint beteiligt sind. Für die Berechnungen wird die auf der Erde verfügbare Biokapazität – das „Einkommen“ aus natürlichen Ressourcen, die sich jedes Jahr erneuern – mit dem ökologischen Fußabdruck, den „Ausgaben“ verglichen. Der ökologische Fußabdruck (Footprint) entspricht dem Bedarf an natürlichen Ressourcen, die wir für unseren Lebensstil, für die Produktion von Nahrung, Gütern und für den Ausgleich der CO2-Emissionen beanspruchen.
Die Berechnungen zeigen, dass die CO2 Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger bereits mehr als 50 Prozent zum globalen Fußabdruck beitragen. Seit 1970 hat sich der Anteil des Kohlenstoff-Fußabdrucks damit mehr als verdreifacht und ist das am stärksten steigende Segment des globalen Fußabdrucks. Das von der Wissenschaft geforderte und von der EU angestrebte Ziel von minus 80 bis 95 Prozent CO2 bis zum Jahr 2050 ist auch für die Reduktion des Overshoots ein zentrales Element.
„Den Rest des Jahres werden wir heuer von der Substanz zehren und weiter CO2 in der Atmosphäre anreichern. Das ist etwa so, als ob wir unser Jahreseinkommen schon Ende September ausgegeben hätten und nur mehr von den Ersparnissen leben, die unweigerlich zu Ende gehen!” erklärt Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Networks.
„Im Raumschiff Erde ist nicht nur die Atmosphäre begrenzt“, warnt Lisa Kernegger von GLOBAL 2000. „Auch fruchtbarer Boden und Wasserflächen sind endlich und bereits äußerst knapp und der Footprint nimmt weiter zu!“ Eine Trendwende wäre zwar längst möglich, ist aber noch nicht in Sicht. Trotz wirtschaftlicher Stagnation in den OECD-Staaten stieg der globale Ressourcenbedarf auch seit Oktober 2008 weiter an, wenn auch weniger stark als in dem Jahrzehnt davor.
In diesen Tagen wird der siebenmilliardste Erdenbürger das Licht der Welt erblicken. „Mit der steigenden Weltbevölkerung steigt auch der Energiehunger. Eine zentrale Anforderung für die Zukunft wird sein, das gerecht zu verteilen, was der Planet Erde dauerhaft zu bieten hat. Denn derzeit konsumiert ein Viertel der Weltbevölkerung drei Viertel der Ressourcen“, kritisiert Steffen Nichtenberger von Greenpeace.
„Steigende Preise für Rohstoffe und vor allem Lebensmittel, dazu geplünderte Meere und schwindende Wälder machen die Versorgung von sieben Milliarden Menschen schwierig. Eine Erholung von den Finanz- und Wirtschaftskrisen steht aber mit einer neuen verträglicheren Lebensweise keineswegs im Widerspruch. „Wir brauchen den Abbau der ökologischen Überschuldung – durch systematische Reduktion des Ressourcenbedarfs unseres Wirtschaftens“, fordert Franko Petri vom WWF.
„Seit den 70er Jahren haben die ökologischen Beanspruchungen die `ökologischen Einnahmen` jedes Jahr überstiegen. Heute verzeichnen wir global etwa 40 Prozent ökologisches Defizit. Der österreichische Overshoot wurde gar schon am 18. Mai erreicht“, warnt Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint, „Wir leben über die Verhältnisse – nur mehr auf Öko-Pump – und dabei längst gar nicht mehr so gut. Diese Art der Verschuldung ist gefährlicher als jene von Firmen oder Staaten. Schließlich möchte sich niemand den Bankrott der Natur ausmalen. Mit einer grundsätzlich geänderten Lebensführung ist diese Schuldenkrise leicht zu beheben -mehr Zeit nehmen, mehr Freunde, mehr Spaß, mehr vom eigentlichen Leben – und das mit kleinerem Footprint.“
Mehr Details und Hintergrund zu den Berechnungen unter www.footprint.at/overshoot2011.html
Für Rückfragen:
Wolfgang Pekny, Plattform Footprint, Tel. 0664-1210761
wolfgang.pekny@footprint.at.
Franko Petri, WWF, Tel. 01-48817-231
franko.petri@wwf.at.
Simonne Baur, GLOBAL 2000, Tel. 0699-14200023
simonne.baur@global2000.at.
Melanie Beran, Greenpeace, 0664-6126718
melanie.beran@greenpeace.at.
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