Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Wasserkraftumfrage beweist: Mehrheit gegen Aufstau von Tiroler Hochtälern
![Am Platzerbach in Tirol](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4f75717ea27ef.jpg)
Innsbruck, am 30. März 2012 – Nur fünf Prozent der Tiroler stehen voll und ganz hinter den Wasserkraftplänen der TIWAG im Kaunertal. Neue Kraftwerksbauten im Gebirge stoßen generell auf breite Ablehnung: Nur ein Prozent aller Befragten im Oberinntal sprechen sich dafür aus, dort neue Speicher zu errichten. Die große Mehrheit der Bevölkerung – 56 Prozent – steht Projekten in Hochtälern ablehnend gegenüber. Dies ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Meinungsumfrage des renommierten Linzer market Instituts über die Einstellung der Österreicher zur Wasserkraft. „Angesichts der Tatsache, dass drei Viertel der befragten Österreicher den Ausbau der Wasserkraft prinzipiell begrüßen, ist das ein überraschend klares Votum gegen die Pläne der TIWAG in Tirol“, erklärt Dr. Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer von market.
Dimensionen der Kraftwerksplanungen sind kaum bekannt
Die Österreicherinnen und Österreicher schätzen die Schönheit der heimischen Landschaft – und sie schätzen die österreichischen Flussgebiete, in allererster Linie als Lebensraum für Tiere und Pflanzen (88 Prozent), aber auch als beliebte Naherholungsziele (79 Prozent) und als Quelle der Energiegewinnung (75 Prozent). Wenngleich die Wasserkraft in der Bevölkerung generell breite Unterstützung findet, ist den Österreichern weder bekannt, wie viele Wasserkraftwerke es bereits gibt, noch, wie viele neue Anlagen dazukommen sollen. „Diese Informationsdefizite muss man in Betracht ziehen; unter Umständen könnte die Ablehnung von neuen Anlagen auch größer ausfallen“, stellt Beutelmeyer fest. Derzeit gibt es in Österreich etwa 4.000 Kraftwerke. Aktuell sind zusätzlich jedoch 63 große und hunderte Kleinkraftwerke geplant – insgesamt 32 Anlagen allein in Nord- und Osttirol.
Bevölkerung gegen neue Kraftwerke in den Hochtälern
Ein überraschendes Ergebnis erbrachte die Umfrage im Tiroler Oberland in Bezug auf den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal, das nur fünf Prozent volle Zustimmung erreicht. 13 Prozent der Befragten sprachen sich strikt dagegen aus; 30 Prozent finden das Vorhaben „eher nicht akzeptabel“. Christoph Praxmarer von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Kaunertal“ fühlt sich von diesem Ergebnis im Widerstand gegen die Ausbaupläne der TIWAG im Kaunertal bestärkt. Nur ganz wenige Bürger würden diese unterstützen, meint Praxmarer. Immerhin bedrohe das Projekt drei Täler des Oberinntales. „Wir befürchten massive Auswirkungen auf unsere Sicherheit, auf die Lebensqualität, die Ökologie und das soziale Gemeinwesen – den Zusammenhalt.“ Bereits jetzt ist ein Drittel des Kaunertales vom Gepatschspeicher überstaut. Praxmarer ergänzt: „Das Kaunertal hat seinen Beitrag zur Stromgewinnung bereits geleistet! Wir wehren uns aber nicht gegen Alternativen zum aktuellen Projekt, wenn sie gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet werden und unsere letzten intakten Naturgebiete in Ruhe lassen.“
Auch der WWF betont, dass er den ökologisch und sozial verträglichen Ausbau der Wasserkraft begrüßt. „Wenn aber unverbaute Hochtäler geopfert und international bedeutende Flüsse wie die Venter und Gurgler Ache aufgestaut und abgeleitet werden müssten, können wir definitiv nicht mehr mit“, erklärt Walder abschließend.
Die Ergebnisse der Meinungsforschung beruhen auf einer repräsentativen Onlineumfrage des Linzer market Instituts über die Einstellung der Österreicher zur Wasserkraft, die im Februar 2012 im Auftrag des WWF durchgeführt wurde. Befragt wurden 1.230 Personen ab 15 Jahren in allen neun Bundesländern, mit regionalen Befragungen in manchen Landesteilen wie dem Oberinntal und Osttirol.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Wasserkraftexperte, Tel.0676/9255430, , E-mail:walder@ecotone.at
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