Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF: Wölfe töten zahlt sich nicht aus
Wien, am 5. Dezember 2014 –Eine aktuelle US-Studie der Washington State University zeigt, dass der Abschuss von Wölfen kein geeignetes Mittel ist um Viehherden zu schützen – im Gegenteil: Je mehr einzelne Wölfe erlegt werden, desto mehr Herdentiere fallen im Folgejahr den Beutegreifern zum Opfer. „Die Milchmädchenrechnung, weniger Wölfe bedeuten weniger Schafrisse, ist falsch“, so Christian Pichler vom WWF. Die der Studie zugrunde liegenden Langzeituntersuchungen in drei US-Bundesstaaten beweisen, dass mindestens vier Prozent mehr Schafe gerissen werden, wenn im Jahr davor einzelne Wölfe erlegt wurden. „Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden ist also nicht nur sinnlos, sondern kann sogar kontraproduktiv sein“, schlussfolgert Pichler, denn: „Solche Eingriffe zerstörten die ansonsten gut funktionierende Struktur in Wolfsrudeln.“
Werden einzelne Rudeltiere entnommen, gerät das Sozialgefüge aus den Fugen, so die Studienautoren – besonders, wenn es sich um ein erfahrenes Tier handelt. Der Abschuss eines Elterntieres kann dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und wegen der fehlenden Erfahrung auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen müssen. Vorkehrungen wie Elektrozäune oder Hütehunde könnten dagegen effektiv Abhilfe schaffen: „Einmal mehr zeigt sich, dass am Herdenschutz kein Weg vorbei führt“, so Pichler. In Österreich gibt es bislang erst ein einziges Herdenschutz-Modellprojekt in Osttirol. Derzeit werden auf unserem Staatsgebiet etwa fünf bis sieben Wölfe vermutet. Zur Rudelbildung ist es bei uns bisher noch nicht gekommen.
Die Zahlen der US-Langzeitstudie stammen aus den Jahren 1987 bis 2012 und beinhalten Angaben zu getöteten Wölfen sowie zu Verlusten bei Nutztierherden, die auf Wölfe zurückzuführen sind. Demnach verdoppelte sich die Verlustrate unter Haustieren wie Schafen in Relation zur Anzahl der getöteten Wölfe bis zu einem bestimmten Niveau. Erst wenn die Wölfe um 25 Prozent dezimiert wurden, was in vielen Ländern Europas aufgrund des hohen Schutzstatus nicht mit der Gesetzgebung konform ist stellt sich ein Schutzeffekt auf das Nutzvieh ein. In unserem Nachbarland Slowenien mit einem geschätzten Bestand an 50 Wölfen, hat man ähnliche Erfahrungen wie in den USA gemacht. Statt auf mehr Abschüsse zu drängen, setzt man jetzt auf den besseren Schutz jener Weiden, auf denen besonders viele Schäden entstanden sind.
Der Wolf steht EU-weit unter strengem Artenschutz. Als vorsichtige und intelligente Tiere meiden sie in der Regel die Nähe des Menschen. Die größte Bedrohung für Wölfe, die keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, ist oft die fehlende Akzeptanz. Das führt immer wieder zu illegalen Tötungen aber auch dazu, dass in einigen Ländern Europas Wölfe zum Abschuss freigegeben werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01 488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christian Pichler, WWF-Wolfexperte, Tel. 0676/83488202, E-Mail: christian.pichler@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.
Neue steirische Landesregierung: WWF kritisiert schwache Bodenschutz-Pläne
Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.