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Im Osten was Neues
Bangkok/Berlin, 19.12.2017: Eine Krokodilschwanzechse, eine Schneckenfresser-Schildkröte sowie eine Fledermaus, die auch aus einem Star Wars-Film stammen könnte – das sind nur drei von insgesamt 115 Arten, die im vergangenen Jahr in der Mekong-Region in Asien entdeckt wurden. Der WWF-Bericht „Stranger Species“ zeigt die Arbeit von hunderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt. Unter den Neuentdeckungen finden sich elf Amphibien, zwei Fische, elf Reptilien, 88 Pflanzen und drei Säugetiere aus Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam. „Im Schnitt wurden am Mekong im letzten Jahr jede Woche zwei neue Arten entdeckt und rund 2500 in den letzten 20 Jahren. Das lässt erahnen, mit was für einem unglaublichen Artenreichtum wir es in der Region zu tun haben“, sagt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich.
Zu den Entdeckungen gehören auch ein grün-braun gefärbter Frosch, der in den Kalksteinkarstbergen von Vietnam gefunden wurde, zwei Maulwurfarten (ebenfalls in Vietnam entdeckt) sowie eine Schmerle aus Kambodscha mit einem länglichen Körper und kräftigen Streifen. Damit wächst die Zahl der seit 1997 in der Region entdeckten Tier- und Pflanzenarten auf 2524. Kaum entdeckt sind viele der neuen Arten laut WWF bereits bedroht: „Leider haben wir es am Mekong mit einem fürchterlichen Raubbau an der Natur zu tun“, so Georg Scattolin. „Seit den 70er Jahren werden hier jährlich etwa 1,3 Millionen Hektar Wald durch illegalen Holzeinschlag zerstört. Gleichzeitig sind aktuell rund 150 Wasserkraftwerke geplant, die den Lebensraum zahlloser Wasserlebewesen zu zerstören oder zerschneiden drohen. Viele weitere Arten könnten so aussterben, bevor wir überhaupt von ihrer Existenz erfahren.“
Zu den Highlights der Neuentdeckungen zählt der WWF unter anderem:
- Die vietnamesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus vietnamensis) ist eine mittelgroße Schuppenechse, die in abgelegenen und immergrünen Wäldern von Südchina und Nordvietnam lebt. Sie ist stark bedroht von der Zerstörung ihres Lebensraumes, insbesondere durch Kohleabbau, aber auch durch gezielte Jagd für den Lebend-Tierhandel. Nun konnte belegt werden, dass die Bestände in Vietnam eine eigene Unterart sind, die zudem mit nur noch geschätzt 200 Exemplare hoch bedroht sind.
- Eine Schneckenfresser-Schildkröte (Malayemys isan) wurde nicht etwa in einem Fluss oder Wald entdeckt, sondern auf einem Markt in Nordost-Thailand. Dem Wissenschaftler Dr. Montri Sumontha fiel das besondere Tier auf. Die Ladenbesitzer gaben an, die Schildkröte in einem nahegelegenen Kanal gefunden zu haben. Nach eingehenden Untersuchungen stellte sie sich als neue Art heraus. Wie viele Schildkröten Thailands ist sie vor allem durch Bau von Straßen, Deichen und Dämmen bedroht.
- Die Berghufeisennase (Rhinolophus monticolus) lebt in den immergrünen Bergwäldern in Laos und Thailand. Es brauchte zehn Jahre, um die Fledermaus als neue Art zu bestimmen. Mit ihrer markanten, hufeisenförmigen Nase könnte sie auch Teil der Star Wars-Besetzung sein.
- Der grün-braun gefärbte Frosch (Odorrana mutschmanni) ist eine von fünf neuen Arten, die seit 2012 alleine in den Karstwäldern in Nordvietnam entdeckt wurden – einer Landschaft steiler Kalkstein-Klippen ähnlich der weltberühmten Halong-Bucht, allerdings bewaldet. All diese Arten haben gemein, dass sie vom Sand-Abbau für den Zement- und Straßenbau bedroht sind, weshalb ihr Lebensraum laut WWF dringend unter Schutz gestellt werden muss.
- Eine Schmerle aus Kambodscha mit einem länglichen Körper mit auffälligen schwarzen und braunen Streifen.
Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur in der Mekong-Region vorkommenden Säugetiere als bedrohte Arten auf der Internationalen Roten Liste, darunter solche Ikonen wie der Tiger oder der Asiatische Elefant, aber auch nur in der Region vorkommende Arten wie die beschriebene Krokodilschwanzechse. Um einen weiteren Niedergang der Artenvielfalt zu verhindern fordert der WWF, die biologisch wertvollen Gebiete am Mekong grenzüberschreitend und dauerhaft zu schützen, sowie gemeinsam mit den Menschen vor Ort die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Denn gesunde und intakte Ökosysteme kämen auch der ansässigen Bevölkerung zugute. So würden etwa viele der geplanten Staudämme nicht nur die Artenvielfalt bedrohen, sondern auch massiv die Ernährungssicherheit der Menschen gefährden, die zu einem Großteil von der Fischerei lebten.
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