Die Gewinner und Verlierer im Artenschutz 2017

21. Dezember 2017 | Presse-Aussendung

Wien, am 27. Dezember 1217 – Laut WWF war 2017 insbesondere für Schuppentiere, Insekten oder Seepferdchen ein schlechtes Jahr. Auch die afrikanischen Elefanten geraten weiter unter Druck. Wilderei kostet jedes Jahr rund 20.000 Dickhäutern das Leben. Die Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume verschärft die Situation weiter. Insgesamt verbucht die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN […]

Wien, am 27. Dezember 1217 – Laut WWF war 2017 insbesondere für Schuppentiere, Insekten oder Seepferdchen ein schlechtes Jahr. Auch die afrikanischen Elefanten geraten weiter unter Druck. Wilderei kostet jedes Jahr rund 20.000 Dickhäutern das Leben. Die Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume verschärft die Situation weiter. Insgesamt verbucht die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das ist neuer Negativrekord und betrifft fast 30 Prozent aller untersuchten Arten. „Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt. Wir Menschen verursachen das größte Artensterben seit Ende der Dinosaurier“, so Georg Scattolin, Leiter für internationalen Artenschutz beim WWF Österreich.

„Das massenhafte Sterben findet auch direkt vor unserer Haustür statt. Biene Maja und Co. verschwinden heimlich, still und leise von unseren Wiesen und Feldern“, betont Scattolin mit Blick auf die 2017 veröffentlichten Zahlen zum dramatischen Rückgang bei Deutschlands Insekten, deren Situation hierzulande genauso kritisch einzuschätzen ist wie in unserem Nachbarland. Der WWF fordert daher von der neuen Österreichischen Bundesregierung einen Masterplan gegen das Insektensterben und setzt sich für eine umfassende Reform der EU-Agrarförderung ein: Österreichs Vorreiterrolle beim Biolandbau soll weiterhin ausgebaut, und Herbizide und Neonikotinoide deutlich eingeschränkt werden.

Im vergangenen Jahr gab es aber aus Sicht des WWF auch Lichtblicke. So steigt in vielen Gebieten die Zahl der Meeresschildkröten wieder. In Kambodscha wurden gleich neun Kälber des vom Aussterben bedrohten Irawadi-Delfins beobachtet. WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin weist außerdem auf Erfolge beim Schutz des Persischen Leoparden im Kaukasus hin: „In den WWF-Projektregionen beobachten wir wieder Jungtiere! Unser jahrelanger Kampf gegen Wilderei und für eine bessere Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden zahlt sich aus.“


Verlierer 2017:

Schuppentiere:

Schuppentiere, auch Pangoline genannt, sind die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Der internationale Handel mit ihnen ist seit Januar 2017 komplett verboten. Dennoch beschlagnahmen die Behörden in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schuppen und hunderte ganzer Pangoline. In den vergangenen 16 Jahren wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Tiere illegal gehandelt. Ungezählt bleiben die Pangoline, die auf den lokalen Märkten Asiens landen. Der WWF Österreich will sich deshalb im kommenden Jahr verstärkt um  den Schutz des Pangolins bemühen.

Insekten:

Libelle, © by Jonne Seijdel/ WWF Netherlands
Libelle, © by Jonne Seijdel/ WWF Netherlands

In den vergangenen 3 Jahrzehnten nahm die Gesamtmasse von Insekten in Mitteleuropa  dramatisch ab. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler, die Daten aus 63 deutschen Naturschutzgebieten ausgewertet haben und einen Rückgang von mehr als 75 Prozent feststellen mussten. Der WWF warnt seit längerem vor den negativen Folgen intensiver Landwirtschaft für Bienen, Schmetterlinge und Co. Drei Viertel unserer Nahrungspflanzen sind von der Weitergabe des Blütenpollens durch Insekten und andere Tiere abhängig.

Zentralafrikanische Waldelefanten:

Elefantenjunge, © by Martin Harvey/ WWF
Elefantenjunge, © by Martin Harvey/ WWF

Dramatisch ist die Situation der zentralafrikanischen Waldelefanten. Das zeigt eine 2017 veröffentlichter Wildtierzählung des WWF, die in Kamerun, der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und Gabun durchgeführt wurde. Im Untersuchungsgebiet sank die Zahl der Waldelefanten zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10.000 Tiere. Hauptgrund für den Einbruch ist der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei. Auch afrikaweit stehen die afrikanischen Elefanten unter Druck. In den letzten zehn Jahren sind dort die gesamten Elefantenbestände um mehr als 100.000 Tiere geschrumpft.

Seepferdchen:

Seepferdchen, © by Wild Wonders of Europe/ Zankl/ WWF
Seepferdchen, © by Wild Wonders of Europe/ Zankl/ WWF

Die Bestände der Seepferdchenarten Europas sind in den letzten zehn Jahren im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Handel und gezielter Fang der beiden Arten im Mittelmeer sind verboten. Aber Seepferdchen landen als Beifang in den Fischernetzen. Überdüngung, Klimawandel und Grundschleppnetze zerstören zudem ihren Lebensraum.

Koalas:

Koala, © by Warwick Sloss/ naturepl.com/ WWF
Koala, © by Warwick Sloss/ naturepl.com/ WWF

Einer WWF-Analyse zufolge sind in einigen Regionen Australiens seit den 1990er-Jahren 80 Prozent der Beutelbären verschwunden. Die Ursachen: Straßen- und Siedlungsbau, Waldrodung und Klimawandel. Mit der Vernichtung ganzer Eukalyptuswälder treibt man die Baumbewohner in die Flucht – und oft in den Tod. Aktuell führt die Internationale Rote Liste die Koalas daher in der Rubrik „gefährdet“.


Gewinner 2017:

Meeresschildkröten:

Meeresschildkröte, © by Jürgen Freund/ WWF
Meeresschildkröte, © by Jürgen Freund/ WWF

Die Zahl der Meeresschildkröten steigt in vielen Gebieten, ermittelte ein internationales Forscherteam. Zahlreiche Bestände zeigen demnach einen  leichten Aufwärtstrend. Von sieben Meeresschildkrötenarten stuft die IUCN weiterhin sechs als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht ein. Zur siebten Art liegen nicht genug Daten vor. Die größte Bedrohung bleibt Beifang.

Kaukasus Leoparden:

Kaukasus Leopard, © by David Lawson/ WWF UK
Kaukasus Leopard, © by David Lawson/ WWF UK

Mit geschätzt nur 40 bis 60 Individuen steht das Überleben des Persischen Leoparden im Kaukasus seit Jahren auf der Kippe. Umso schöner, dass gleich fünf Jungtiere in WWF-Kamerafallen tappten. In den betreffenden Projektgebieten zeigt somit der jahrelange Kampf gegen Wilderei und für einen besseren Schutz und Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden erste Erfolge. Damit sich langfristig eine stabile Leopardenpopulation etabliert, müssen die Schutzmaßnahmen auch über Ländergrenzen hinweg auf weitere Gebiete ausgeweitet werden.

Mekong-Irawadi-Delfine:

Irrawady-Delfin, © by naturepl.com/ Roland Seitre/ WWF
Irrawady-Delfin, © by naturepl.com/ Roland Seitre/ WWF

Mit nur 80 Tieren ist der isolierte Bestand an Irawadi-Delfinen im Mekong vom Aussterben bedroht. 2017 wurden in Kambodscha gleich neun Delfinkälber beobachtet, während gleichzeitig die Sterberate sinkt und sich der Bestand langsam erholt. Der WWF setzt sich daher für die Ausweitung der Schutzmaßnahmen ein. Weiterhin bedrohen der Bau von Staudämmen, Wasserverschmutzung und die Fischerei mit Stellnetzen das Überleben des Delfins.

Der Seeadler:

Seeadler mit Fisch, © by Jari Peltomäki/ birdphoto.fi/ WWF
Seeadler mit Fisch, © by Jari Peltomäki/ birdphoto.fi/ WWF

Der Österreichische Wappenvogel Seeadler ist mit einer Flügelspannweite von 230 Zentimetern der größte Adler unseres Kontinents. Nach seiner Ausrottung aufgrund von Bejagung und Pestizideinsatz war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Dank gemeinsamer Naturschutz-Bemühungen in ganz Europa erlebt der imposante Adler ein erfreuliches Comeback: Heuer wurden in vier Bundesländern bereits insgesamt 30 Seeadlerpaare gezählt. Sie ziehen in riesigen Horsten in schwindelerregender Höhe entlegener Bäume ihre Jungen groß.  

Blaukehlaras:

Blaukehlara, © by Roger Leguen/ WWF
Blaukehlara, © by Roger Leguen/ WWF

Maximal 300 dieser vom Aussterben bedrohten Aras mit blauer Kehle über gelboranger Brust leben in der freien Wildbahn. Diese Überlebenden konzentrieren sich auf kleiner Fläche in der riesigen Moxos-Ebene Boliviens. Genau dort wurde 2017 ein bisher unbekannter Brutplatz entdeckt. Nun gilt es, diesen Rückzugsraum weiterhin zu bewahren und die Tiere vor illegaler Jagd zu schützen.

Rückfragehinweis:

Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250,

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