Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Erster großer Elfenbein-Prozess findet in Wien statt
Presseaussendung
Wien, am 26. April 2018 – Der Aufgriff von 90 Elefantenstoßzähnen in zwei Wiener Wohnungen 2016, der als einer der größten Funde von Elfenbein in der EU gilt, hat nun ein gerichtliches Nachspiel. Am morgigen Freitag findet der Auftakt zum Strafprozess in dieser Causa statt. „Dieser Fund in Österreich zeigt das verheerende Ausmaß der Wilderei auf eines der eindrucksvollsten Lebewesen der Erde und macht zugleich deutlich, dass der illegale Elfenbeinhandel ein globales Problem ist“, unterstreicht Georg Scattolin, Artenschutzexperte beim WWF Österreich. „Das Geld fließt in organisiertes Verbrechen, finanziert Terroristen in Afrika und verleitet immer mehr Menschen zur Wilderei.“
Die Wildereikrise hat dramatische Ausmaße erreicht: Seit 2006 sind die Elefantenbestände Afrikas um mehr als 110.000 Tiere geschrumpft. Meistens landen die Stoßzähne in China und Vietnam, wo Elfenbein als Statussymbol gilt. In Afrika werden mittlerweile mehr Elefanten für ihr Elfenbein getötet als neu geboren werden. Geht das sinnlose Töten in dieser Geschwindigkeit weiter, könnten die majestätischen Tiere in freier Wildbahn in 15 Jahren ausgestorben sein.
Der legale internationale Handel mit Elfenbein ist seit 1989 verboten. „Das Problem liegt also im illegalen Handel und im Schmuggel. Dieser wird durch unzureichend regulierte nationale Märkte in China und Vietnam sowie durch Korruption und schlechte Kontrollen in Herkunfts- und Durchgangsstaaten wie Kenia und Tansania noch angetrieben“, erklärt Scattolin. „Illegaler Artenhandel ist kein Kavaliersdelikt! Da Österreich offenbar auch ein Transitland ist, begrüßt es der WWF, dass dieses Thema durch die Gerichtsverhandlung in Wien die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.“, so Scattolin.
Im letzten Jahr gab es zahlreiche Aufgriffe illegal gehandelter Arten durch die österreichischen Zollbeamten am Wiener Flughafen. Medienberichten zufolge, wurden 2017 in 89 Fällen Verstöße gegen den Artenschutz geahndet. Neben Trophäen exotischer Tiere- darunter ein Nilkrokodil und ein Schwarzbärenschädel – wurden auch ein lebender Papagei und 27 lebende Reptilien, darunter eine hochgiftige schwarze Mamba entdeckt. An Pflanzenarten beschlagnahmten die Zöllner im vergangenen Jahr 359 Kakteen, 29 Orchideen und 237 Stück Steinkorallen.
Weltweit fallen unzählige bedrohte Tierarten dem illegalen Handel zum Opfer: 2016 wurden rund 20.000 afrikanische Elefanten – in manchen Gebieten Afrikas 90 Prozent des Bestandes – und allein in Südafrika über 1.000 Nashörner grausam für ihre Körperteile getötet. Vom meistgehandelten Säugetier weltweit, dem Schuppentier, wurden zwischen 2000 – 2016 durchschnittlich unglaubliche 70.000 Individuen im Jahr gewildert. Die astronomischen Preise, die auf dem Schwarzmarkt gezahlt werden, machen die dunklen Geschäfte lukrativ: Der weltweite Umsatz mit dem illegalen Verkauf von Wildarten liegt Schätzungen zufolge bei bis zu 23 Milliarden USDollar jährlich.
Der WWF zählt den Kampf gegen den illegalen Elfenbeinhandel zu seinen zentralen Aufgaben. Die Umweltorganisation unterstützt weltweite Maßnahmen gegen das skrupellose Elfenbein-Netzwerk aus Wilderern, Schmugglern und korrupten Geschäftsleuten und fordert vermehrten politischen Willen und finanzielle Ressourcen zur Bekämpfung von Wildartenkriminalität.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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