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WWF-Report: Mittelmeer ist gefährlichster Ort für Haie
Wien, 12.07.2019 – Hai-Sichtungen österreichischer Kroatien-Urlauber haben potentielle Gefahren für Badende erneut zur sommerlichen Diskussion gemacht. Wie ein aktueller WWF-Report zeigt, ist der Mensch jedoch die ungleich größere Bedrohung für die Meeresräuber. „Mehr als die Hälfte der im Mittelmeer lebenden 41 Haifischarten sind vom Aussterben bedroht, ein Drittel akut“, warnt Simone Niedermüller, Meeresbiologin des WWF Österreich. Überfischung, illegale Fischerei und Plastikverschmutzung haben Hai- und Rochenpopulationen drastisch dezimiert. Mangelndes Fischerei-Management, lückenhafte Kontrollen, Etikettenschwindel sowie spärliches wissenschaftliches Monitoring verschärfen die Situation zusätzlich und machen das Mittelmeer zum weltweit gefährlichsten Lebensraum für Hai- und Rochenarten.
Hauptgrund für den besorgniserregenden Rückgang ist die Überfischung von Haipopulationen, vor allem durch zwei Mittelmeerstaaten: Libyen (4.260 Tonnen) und Tunesien (4.161 Tonnen) dokumentieren pro Jahr etwa drei Mal so viele Fänge wie Italien (1.347 Tonnen) und Ägypten (1.141 Tonnen). Einige Arten werden direkt für den Verkauf gefangen. Beim Großteil der restlichen Arten handelt es sich um unerwünschten Beifang, der sterbend zurück ins Meer geworfen wird. In Schleppnetzen wurden mehr als 60 Arten registriert, während in einigen Gebieten Haie und Rochen mehr als ein Drittel des gesamten Langleinenfangs ausmachen. Enorme Zahlen werden von illegalen Treibnetzen gefangen. Stark gefährdete Weiße Haie finden sich vor allem in Ringwadennetzen. Selbst der handwerkliche Fang führt zu einem erheblichen Hai- und Rochen-Beifang.
Verschmutzung durch Plastikmüll ist eine weitere Bedrohung. Haie verwechseln Kunststoff mit Nahrung oder verfangen sich in Plastikgegenständen und verlorenen Netzen. Mitverantwortlich ist auch der grassierende Etikettenschwindel bei Fischprodukten. „DNA-Tests haben gezeigt, dass Verbraucher, die Schwertfisch essen, oftmals zu illegal vermarktetem Haifischfleisch greifen. Das birgt auch gesundheitliche Risiken, da der Quecksilbergehalt bei einigen Haiarten weit über den gesetzlichen Grenzwerten liegt“, warnt Niedermüller.
Der WWF-Report schlägt eine Reihe von Maßnahmen für Fischer und Fischereimanager vor – von der Vermeidung kritischer Habitate, wie den Aufwuchsgebieten von Haien und Rochen, bis hin zur Verwendung angepasster Ausrüstung zur Minimierung von Beifang. Die Verbesserung der Datenlage über Populationsentwicklung und gehandelte Arten ist essenziell, um Erhaltungsmaßnahmen verstärken und die vollständige Transparenz und Legalität im Fischereisektor gewährleisten zu können.
Haie sind besonders gefährdete Meerestiere, da sich ihre Bestandszahlen nur schwer erholen. „Sie neigen zu langsamem Wachstum, später Geschlechtsreife und langen Tragezeiten mit nur wenig Nachwuchs. Deshalb dürfen wir keine Zeit verlieren, um das Haisterben im Mittelmeer zu beenden“, schließt Niedermüller.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at, +43 676 83 488 276
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