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Die wichtigsten Fragen & Antworten zur UN Klimakonferenz COP29

Von 4. bis zum 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz (COP29) in Baku statt. Wir haben die wichtigsten Hintergrundinfos zusammengetragen, damit Sie der Berichterstattung gut informiert folgen können.

1. Warum heißt die Klimakonferenz COP?

COP steht für „Conference of the Parties“, also für eine Konferenz der Vertragspartner:innen. Im Falle der Klimakonferenz sind das die Vertragsstaaten des UN Rahmenübereinkommen über die Klimakrise, das United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC).

2. Wie und warum ist die COP entstanden?

Anfang der 1990er Jahre sah man dringenden Handlungsbedarf, die aufkommende Klimakrise anzupacken. So entstand 1992 das Rahmenübereinkommen UNFCCC. Das ist sozusagen der Basis-Vertrag zur Bekämpfung der Erderwärmung, auf dem alle folgenden Klimaschutz-Verträge basieren. Dazu zählen z. B. das Kyoto Protokoll oder das Pariser Abkommen.

3. Warum COP29?

Die UN-Klimakonferenz COP findet 2024 zum 29. Mal statt. Die erste COP ging 1995 in Berlin über die Bühne. Im Jahr 2020 konnte die Konferenz aufgrund der globalen Corona-Pandemie nicht stattfinden.

4. Warum ist die COP jedes Jahr?

Die Statuten des UNFCCC sehen jährliche Treffen der 197 Vertragsstaaten vor. Weiters erfordern auch die Komplexität des Themas, die laufenden Veränderungen und die Dringlichkeit der voranschreitenden Klimakrise regelmäßige Treffen und Anpassungen der Verträge.

5. Was sind die bisher wichtigsten Errungenschaften früherer COPs?

Das Kyoto Protokoll und das Pariser Klimaabkommen zählen sicher zu den wichtigsten Erfolgen früherer COPs.

6. Was ist der Pariser Klimavertrag?

Das Übereinkommen von Paris wurde im Dezember 2015 bei der COP21 verabschiedet und trat im November 2016 in Kraft. Das grundlegende Ziel des Vertrages ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und einen Anstieg von weniger als 1,5 °C anzustreben, um den negativen Folgen der Klimakrise entgegenzuwirken. Die einzelnen Staaten haben vor und während der Pariser Konferenz nationale Klimaschutzpläne (NDCs – National Determined Contributions) vorgelegt, die der Erreichung dieses Ziels dienen sollen – die EU legt die Pläne der Mitgliedsstaaten gemeinsam vor. Die bisherigen Pläne der Staaten reichen allerdings bei weitem nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.

7. Warum ist die COP wichtig?

Die Staatengemeinschaft hat sich mit dem Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die globale Erhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen und 1,5 Grad anzustreben. Von diesem Ziel sind wir weiter denn je entfernt. Im Oktober 2022 wurde eine Analyse aller nationalen Klimapläne, wie sie derzeit vorliegen, veröffentlicht. Demnach steuert die Welt auf eine Erhitzung von 2,5 Grad gegen Ende des Jahrhunderts zu. Wir verfehlen unser Ziel sehr deutlich. Global gesehen steigen die Emissionen nach wie vor, sie müssten aber bis 2030 aber um rund die Hälfte sinken.

Daher müssen wir dringend gegensteuern – und das geht nur gemeinsam. Gerade bei der Klimapolitik brauchen wir die internationale Zusammenarbeit zwischen allen Staaten, um wirklich einen Unterschied zu machen. Die COP ist ein Ort, wo alle zusammenkommen und sich verpflichten, ihren Beitrag zu leisten. Das System ist nicht perfekt, keine Frage. Manchmal hat man das Gefühl, wir sind auf einer Klima-Weltmeisterschaft, auf der die Staaten gegeneinander und nicht miteinander spielen. Aber die COP ist das beste was wir haben. Hätten wir so eine globale Klimakonferenz nicht, müssten wir sie erfinden.

8. Wie sieht ein Tag bei der COP aus?

Der Austausch und die Diskussionen mit vielen unterschiedlichen Menschen bedeuten für die Teilnehmer:innen der COP wenig Tageslicht und Schlaf, aber dafür eine ganze Menge an Informationen und spannenden Inputs. Das Programm geht täglich von früh morgens bis spät abends, manche Verhandlungen können sich sogar bis in die frühen Morgenstunden ziehen.

9. Wer nimmt teil?

Bis zu 20.000 Vertreter:innen der 197 Vertragsstaaten nehmen an der Weltklimakonferenz jedes Jahr teil. Für die technischen Verhandlungen in der ersten Woche entsendet jeder Staat seine Verhandler:innen – meist aus dem Umfeld von Umweltministerien. Sie handeln die Beschlusstexte bis auf die letzten Satzzeichen aus. In der zweiten Woche reisen dann die Staatschef:innen oder einzelne Regierungsmitglieder an. Sie segnen die ausformulierten Entscheidungen der COP offiziell ab. Zusätzlich zu den offiziellen Regierungsvertreter:innen nehmen auch rund 10.000 Vertreter:innen von NGOs und andere Beobachter:innen teil – ab 2024 bei der COP29 erstmals auch „virtuell“.

10. Wie werden auf der COP Entscheidungen getroffen?

Die Entscheidungsmacht liegt bei den einzelnen Vertragsstaaten. Jeder Vertragsstaat hat eine Stimme und Entscheidung werden einstimmig getroffen. Das heißt: Auch das kleinste Land hat die Möglichkeit, ein Veto einzulegen und die ganzen Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. Da die meisten UN-Verhandlungen auf Konsens basieren, ist die gemeinsame Entscheidungsfindung manchmal langwierig.

11. Wird alles im Plenum verhandelt?

Nein. Da es bei so vielen teilnehmenden Staaten schwierig wäre, in der großen Gruppe zu debattieren, gibt es Untergruppen, die so genannten Blöcke, die zuerst versuchen, unter sich einen Kompromiss zu finden. Auch innerhalb dieser Blöcke wird in noch kleineren Gruppen verhandelt. Besonders entscheidend sind die so genannten „informal informals“, bei denen sogenannte Schlüsselländer (Key Player) in Gruppen von rund zehn Personen einen Konsens erarbeiten. In diesen gestaffelten Hierarchien wird also so lange verhandelt, bis die einzelnen Blöcke sich auf ihre Positionen geeinigt haben und sie wieder zurück in das gesamte Plenum tragen können.

12. Welche „Blöcke“ gibt es?

Die Blöcke bei der COP haben sich aus gemeinsamen geografischen, wirtschaftlichen oder politischen Interessen formiert. Die großen Blöcke sind unter anderem die “G77 und China”, die EU, die sogenannte “Umbrella Group” (z. B. USA, Kanada, Japan und Australien), die Environmental Integrity Group (die Schweiz und andere unabhängige Staaten), oder die Small Island Developing States, die durch ihre geografischen Gegebenheiten besonders vom Anstieg des Meeresspiegels als Folge der Klimakrise betroffen sind. Neben diesen großen Blöcken gibt es auch eine Vielzahl kleinerer Gruppen und auch Länder, die alleine agieren.

13. Was steht im Mittelpunkt der COP29?

Auf der COP29  wird das neue gemeinsame Finanzierungsziel zur Unterstützung von ärmeren Ländern im Kampf gegen die Klimakrise, das „New Collective Quantified Goal on Finance“ (NCQG) verhandelt. Außerdem werden erste Staaten ihre nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) für 2035 vorlegen – ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis spätestens 2050.

14. Was passiert mit den Ergebnissen?

Seit der COP in Paris 2015 fließen die jährlichen Ergebnisse der Konferenz in die Umsetzung des Pariser Klimavertrags. Ein Beispiel: In Paris hat die Staatengemeinschaft festgelegt, dass alle Staaten spätestens 2020 nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) vorlegen müssen. Danach sollten alle fünf Jahre neue, jeweils ambitioniertere Pläne als die bisherigen vorgelegt werden. Derzeit ist die Summe der Klimaschutz-Zusagen der Staaten noch viel zu weit vom 1,5°C-Ziel entfernt – deshalb sind die bis Februar 2025 vorzulegenden aktualisierten Pläne (NDCs) so wichtig.

15. Was passiert, wenn die Ergebnisse nicht umgesetzt werden?

Der Pariser Klimavertrag ist zwar völkerrechtlich verbindlich. Alle Staaten haben sich dazu bekannt, alles Notwendige zu versuchen, die Erderwärmung im besten Fall auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dennoch können die Staaten die Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels selbst definieren.

16. Warum sollen wir Klimaschutzmaßnahmen durchsetzen, wenn in anderen Ländern immer noch Kohlekraftwerke gebaut werden?

Es liegt in der historischen aber auch zukünftigen Verantwortung wirtschaftsstarker Länder wie Österreich, sich besonders im Kampf gegen die Klimakrise zu engagieren. Der Großteil der bisher ausgestoßenen CO2-Emmissionen geht auf das Konto eben jener Staaten zurück.

17. Hat Österreich eine besondere Rolle bei der COP?

Einige der österreichischen Verhandler:innen befinden sich in wichtigen Positionen. Österreich versucht im Rahmen der EU zwischen den verschiedenen Interessen zu vermitteln.

18. Wer verhandelt für Österreich bei der COP?

Österreich wird durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Klimaministerin Leonore Gewessler auf der COP vertreten. Hochrangige Beamte aus dem Bundesministerium für Klima, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie aus dem Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten sind ebenfalls Teil der österreichischen Delegation. Neben dieser offiziellen Delegation sind Expert:innen aus verschiedenen Ministerien sowie externe Berater:innen und NGO-Vertreter:innen vor Ort dabei.

19. Warum ist der WWF bei der COP?

Als Natur- und Umweltschutzorganisation hat der WWF höchstes Interesse daran, eine wirksame, globale Klimapolitik voranzutreiben. Da sich der WWF schon seit Jahren als verlässlicher Stakeholder (NGO) im UNFCCC Prozess etabliert hat, ist es uns wichtig, auch weiterhin zu garantieren, dass unsere Themen in Gesetzestexte und in deren Umsetzung einfließen. 2024 nehmen wir erstmals die Möglichkeit eines „virtuellen Badges“ (also einer virtuellen Teilnahme) in Anspruch, um die Umwelt-Auswirkungen der Anreise nach Aserbaidschan zu reduzieren.

20. Was sind die Forderungen des WWFs für die diesjährige COP?

Bei der COP29 wird das neue gemeinsame Finanzierungsziel zur Unterstützung von ärmeren Ländern im Kampf gegen die Klimakrise verhandelt.Wir fordern die gerechte Finanzierung des Umbaus und eine Verzehnfachung der Mittel auf eine Billion Dollar pro Jahr – nicht als Almosen, sondern als Investition in unser aller Zukunft: Erst der Stopp der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wird den Trend der Klimaerwärmung nachhaltig einbremsen.Daher ist es sinnvoll, auch weltweit zusammenzuarbeiten.
Erste Staaten werden hier auch ihre nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) für 2035 vorlegen – diese müssen in Einklang sein mit dem 1,5 Grad-Ziel und daher insgesamt die Emissionen um 60%im Vergleich zu 2019 reduzieren.

21. Welche Rolle spielt die Wirtschaft bei der COP?

Viele Unternehmen fahren zur COP, um sich über die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik zu informieren. Sie sind in einer Gruppe namens „BINGO“ organisiert (Business and Industry NGOs).

22. Welche Interessensgruppen sind auf der COP sonst noch vertreten?

Eine Vielzahl an NGOs nimmt als beobachtend an der COP teil. Zu den größten Gruppen zählen die „ENGOs“ (Environmental NGOs) und die „RINGOs“ (Research and Independent NGOs). Besonders wichtig sind die „YOUNGOS“ aus dem Bereich Jugend. Bei den Klima-COPs ist der Anteil der teilnehmenden jungen Menschen im Vergleich zu anderen internationalen Konferenzen besonders hoch. Das unterstreicht, wie wichtig dieses Thema gerade für die junge Generation ist.

23. Was ist das „Fossil of the Day“?

Während der COP wird jeden Tag ein Negativ-Preis, der sogenannte „Fossil of the Day“ an einen der Vertragsstaaten vergeben, der besonders negativ in Sachen Klimapolitik auffällt. Zuletzt im Jahr 2018 wurde unter anderem auch Österreich diese „Auszeichnung“ verliehen. Grund dafür war die mangelnde Führungsqualität Österreichs zur Bekämpfung der Klimakrise während der EU-Ratspräsidentschaft.

24. Die COP29 findet in einem Ölstaat statt – ist das nicht ein Paradox?

Aserbaidschan trägt auf der COP29 eine große Verantwortung dafür, eine globale Lösung für die Klimafinanzierung zu finden. Wir werden die politisch Verantwortlichen an ihren Taten messen.

25. So viele Kriege und Konflikte auf der Welt – behindert das nicht die Klima-Verhandlungen?

Das derzeitige internationale Umfeld macht die Klima-Verhandlungen sicher nicht einfacher. Für eine erfolgreiche COP wird es entscheidend sein, die aktuellen geopolitischen Spannungen von den Verhandlungen zu isolieren und einen Raum zu schaffen, in dem gemeinsam die Klimakrise adressiert werden kann.

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