© Karin Enzenhofer/ WWF Österreich
Wald & Klimaschutz
So wird der österreichische Wald zum Klimaschutz-Partner
Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Denn Bäume können über ihre Blätter Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Speichert der Wald mehr CO2 als er abgibt (veratmet), ist er eine sogenannte Kohlenstoffsenke. Genau diese Kohlenstoffsenken-Funktion ist notwendig, um die Treibhausgasemissionen der Menschheit aus der Atmosphäre zu binden. Der Wald allein kann die Klimakrise aber nicht lösen. Denn an einer konsequenten Reduktion der Treibhausgas-Emissionen führt kein Weg vorbei. Dennoch spielen Wälder eine unglaublich wichtige Rolle im Klimaschutz.
Im Rahmen des MUTTER ERDE Schwerpunkts 2021 „Klima schützen, Arten schützen!“ wurde eine vom WWF Österreich initiierte Studie zur Rolle des Waldes im Klimaschutz veröffentlicht. Sie präsentiert Maßnahmen, wie Österreichs Wälder ihre Funktion als Kohlenstoffsenke und Biodiversitätshotspots noch besser erfüllen können und somit zu einem noch stärkeren Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise werden.
Alte Wälder sind der Schlüssel
Die größten Kohlenstoffsenken sind alte Wälder, also die letzten Reste der Ur- und Naturwälder. Hier werden Bäume sehr alt, groß und dick. Die menschlichen Eingriffe sind selten bis nicht vorhanden. Hier können die Bäume aufgrund ihres großen Holzvorrates sehr viel Kohlenstoff speichern. Ein vollständiger Zyklus der Waldentwicklung – vom Samen, der zu einem Baum heranwächst bis zu einem abgestorbenen Baum, der zu Boden zersetzt wurde – dauert in Ur- und Naturwäldern 300 – 600 Jahre.
Wirtschaftswälder geben Kohlenstoff ab
Derzeit gibt es aber in Europa mehr Wirtschaftswälder als natürliche Wälder. Diese Wirtschaftswälder können nicht so viel Kohlenstoff speichern, da die Bäume bereits nach 80 – 140 Jahren „geerntet“, also gefällt werden. Die Holzernte reduziert nicht nur den Holzvorrat in den Wäldern, sondern führt auch zu einer verstärkten Freisetzung von Kohlenstoff aus dem Boden. Es dauert in Europa 10 – 20 Jahre bis die jungen Bäume wieder mehr CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, als der Boden der Kahlschlagfläche durch Bodenatmung freigibt. Das macht sehr junge Wirtschaftswälder nicht zu Kohlenstoffsenken, sondern zu zusätzlichen Kohlenstoffquellen.
Artenvielfalt macht Wälder widerstandsfähig
Ur- und Naturwälder müssen nicht nur aus Klimaschutzsicht, sondern auch aus Biodiversitätssicht erhalten werden. Denn die Klimakrise und die Biodiversitätskrise sind eng miteinander verflochten.
Gerade in den Spätphasen der Waldentwicklung steigt die Biodiversität. Das liegt daran, dass Totholz, also abgestorbene Bäume, ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Arten ist. Die hohe Artenvielfalt im Wald steigert auch die Widerstandskraft der Wälder gegen Trockenheit und andere Extremwetterereignisse, die mit der fortschreitenden Klimakrise einhergehen. Deshalb ist die Artenvielfalt ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Klimakrise. Für den Schutz und die Förderung der Artenvielfalt im Wald, braucht es Maßnahmen zur Alt- und Totholzförderung sowie zur Vernetzung dieser Elemente – also sogenannte Alt- und Totholzverbundsysteme in den Wirtschaftswäldern.
Österreichs Wälder haben viel Klimaschutz-Potential
Gerade in Österreich gibt es nur mehr sehr wenige Ur- und Naturwälder. Von den circa 4 Millionen Hektar Wald, sind nur noch 3 % natürlich und weitere 8 % sehr naturnah. Der österreichische Wald speichert derzeit somit nur etwa die Hälfte des möglichen Kohlenstoffvolumens, aktuell im Schnitt nur 350 Vorratsfestmeter pro Hektar. Österreichs Wälder könnten aber 500 – 700 Vorratsfestmeter pro Hektar speichern. Mit einem Wort: Österreichs Wälder haben noch viel Klimaschutz-Potential. Um die von der Bundesregierung geplante Klimaneutralität 2040 zu erreichen, brauchen wir unbedingt gesunde, naturnahe Wälder, keine reinen Holzlieferanten. Dazu muss die Politik aber einige Maßnahmen ergreifen.
So wird der österreichische Wald zum Klimaschutz-Partner
Um die Klima- und die Biodiversitätskrise zu bewältigen braucht es unterschiedliche Aktivitäten, die sich gegenseitig verstärken. Naturschutz und Klimaschutz müssen gemeinsam gedacht werden. Die Studie schlägt folgenden Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt und dem Aufbau von Kohlenstoffvorrat in Österreichs Wäldern vor:
- Schutz der Naturwälder: Die Studie empfiehlt 30 % der Waldfläche rasch gesetzlich zu schützen. Diese Flächen dürfen dann nur noch sehr nachhaltig bewirtschaftet werden. Ein Drittel dieser Flächen, also 10 %, soll als Naturwälder nicht genützt werden.
- Klimaschutzfunktion des Waldes im österreichischen Forstgesetz verankern: Der WWF fordert die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. jene naturnahen Wälder, die viel Kohlenstoff schon gespeichert haben und dies weiter tun, gefördert werden.
- Umbau der aktuell labilen Monokulturen hin zu naturnahen Mischwäldern: Es braucht naturnahe Mischwälder, die widerstandsfähig sind und auch ihren Kohlenstoffvorrat aufbauen. Kahlschläge müssen so gut wie möglich verhindert werden.
- Langfristige Nutzung von geerntetem Holz: Es ist auch wichtig geerntetes Holz möglichst lange zu nutzen. Denn Kohlenstoff wird auch in langlebigen Holzprodukten wie Gebäuden oder Möbeln gespeichert. Was bei Holzproduktion übrig bleibt muss stofflich verwertet werden z.B. als Pressspanplatten. Nur Holzreste dürfen in die Verbrennung gehen, um Erdöl und Erdgas zu ersetzen.
- Biomasseverbrennung nicht weiter ausbauen
Downloads
Hier gibt es die gesamte Studie und die Zusammenfassung zum Download: