Artenlexikon
Nilkrokodil
Artenlexikon:
Verbreitung
Das Nilkrokodil – mythischer Urzeit-Jäger
Den Alten Ägyptern galten Krokodile als heilig – und wer kann es ihnen verdenken? Die imposanten Panzerechsen sind aber nicht nur furchteinflößende Jäger, sondern auch liebevolle Mütter. Lebensraumverlust und die Gier nach Leder aber macht den Reptilien zu schaffen.
Körperliche Merkmale
Das Nilkrokodil ist ein Vertreter der Echten Krokodile, der größten lebenden Echsen. Die Echten Krokodile unterscheiden sich durch andere Krokodilarten vor allem durch Schädelmerkmale – Ober- und Unterkiefer laufen spitz zu und sind gleich breit, wodurch die Zähne auch bei geschlossenem Maul zu sehen sind. Der vierte untere Zahn greift in eine Einbuchtung im Oberkiefer und ist deshalb besonders markant. Bei Alligatoren und Kaimanen ist das Maul runder und breiter, der Oberkiefer verdeckt den Unterkiefer. Die Zunge der Krokodile ist mit dem starren Unterkiefer fest verwachsen, weshalb sie nicht kauen, sondern nur schnappen können. Zähne, die ausfallen, wachsen nach – im Laufe eines Krokodillebens können das bis zu 3.000 Zähne sein. Ihren deutschen Namen Panzerechsen verdanken die Krokodile ihren Hautpanzern, die allen Unterarten gemein sind. Ihren langen, kräftigen Schwanz verwenden Krokodile als Antrieb beim Schwimmen.
Das Nilkrokodil ist – nach dem Leistenkrokodil – die zweitgrößte heute lebende Krokodilart und die größte Afrikas. Die Haut des Nilkrokodils ist mit glatten Hornblättchen übersät. In der Regel besitzt es eine Reihe von sogenannten Hinterhauptshöckern und sechs dahinter liegenden Nackenhöckern, von denen vier quadratisch in der Mitte angeordnet sind. Auf dem Kopf sind diese Hornplatten fest mit dem Schädel verwachsen. Die Färbung des Nilkrokodils reicht von schwarz geflecktem Bronzegrün im Rückenbereich bis zu einer schmutzig gelben Färbung auf der Bauchseite. Schätzungen zufolge können Nilkrokodile über hundert Jahre alt werden.
Lebensweise und Fortpflanzung
Nilkrokodile sind aufgrund ihres heißen Lebensraums nacht- und dämmerungsaktiv. Ihre Tage verbringen sie in der Sonne am Ufer. Ihre bevorzugte Körpertemperatur sind 25°Celsius – wenn sie zu „warm werden“ öffnen sie das Maul, wodurch die Verdunstung die Körpertemperatur senkt. Reicht das nicht, zeihen sie sich in den Schatten oder ins Wasser zurück. Anders als die Weibchen haben männliche Nilkrokodile feste Reviere, die sie gegen Eindringlinge verteidigen. Geschlechtsreif werden die Reptilien mit einer Länge von rund drei Metern, die sie nach etwa zehn Jahren erreichen. Die Paarungszeit variiert mit dem Verbreitungsgebiet und kann während der Trockenzeit oder zum Anfang der Regenzeit beginnen. In dieser Zeit kommt es zwischen den Männchen – die normalerweise eher friedlich miteinander umgehen – zu heftigen Kämpfen. Nach rund fünf Monaten legt das Weibchen 40 bis 60 Eier in eine Sandgrube ab, die sie dann mit Sand bedeckt. Nilkrokodile sind sehr fürsorgliche Mütter – sie bewachen und verteidigen das Nest, bis die Jungen nach 90 bis 95 Tagen schlüpfen. Hören sie das erste Quäken, dass die Jungen kurz vor dem Schlüpfen machen, graben sie die Eier aus und tragen die Jungtiere anschließend vorsichtig im Maul zum Wasser. Auch danach bewachen sie die Jungen bis zu mehreren Jahren.
Welches Geschlecht schlüpfende Krokodile haben werden, hängt davon ab, in welcher Umgebungstemperatur sich das Ei entwickelt, wie das beispielsweise auch bei Meeresschildkröten der Fall ist. Schon ein Grad Abweichung kann entscheidend sein. Denn männliche Tiere schlüpfen nur, wenn die Nesttemperatur zwischen 31,7 und 34,5 Grad Celsius liegt. Bei höheren oder niedrigeren Nesttemperaturen schlüpfen nur weibliche Tiere aus.
Ernährung
Als Jungtiere fressen Nilkrokodile vor allem Insekten und kleine im Wasser lebende Wirbeltiere. Mit zunehmendem Alter wird auch ihre Beute größer. Dazu gehören Fische, Frösche, Reptilien, im und am Wasser lebende Vögel, manchmal kleinere Artgenossen sowie Aas. Außerdem Säugetiere, beispielsweise Wasserböcke, Warzenschweine, Gnus, Zebras und in manchen Fällen sogar Wasserbüffel. Krokodile sind Lauerjäger, sie verharren oft stundenlang im Wasser, wobei nur Augen, Nasen- und Ohrenöffnungen über die Wasseroberfläche ragen. Sie nähern sich langsam und unauffällig ihrer Beute und schnellen dann blitzartig aus dem Wasser, und ziehen das Beutetier unter Wasser, bis es ertrinken. Krokodile kauen ihre Nahrung nicht, sondern reißen nur Stücke von ihr ab, indem sie sich an der Beute festbeißen und sich um ihre eigene Längsachse winden. Krokodile können aber auch oft tage- oder sogar wochenlang ohne Nahrung auskommen – eine wichtige Strategie während der Dürreperioden, in denen Nahrung knapp wird oder gänzlich fehlt.
Krokodil und Mensch
Bis in die 1980er Jahre wurden Nilkrokodile stark bejagt. Vor allem wegen des „Krokoleders“ wurden viele Nilkrokodilbestände fast ausgerottet. Die Kontrolle des Handels durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES, die Einrichtung von Krokodilfarmen sowie ein gutes Management sorgten dafür, dass sich viele Nilkrokodilbestände erholen konnten. Daher wird das Nilkrokodil in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile nicht mehr gelistet. 1996 wurde es aufgrund erholter Bestände von der Kategorie „gefährdet“ auf „Lower Risk“ („Gefährdung anzunehmen“) herabgestuft.
Auch wenn sie weniger bejagt werden, machen den großen Reptilien Lebensraumverlust und Wasserverschmutzung zu schaffen, die die Ausbreitung des Menschen mit sich bringt. Dass Mensch und Tier sich auf immer engerem Raum bewegen, kann auch für Konflikte sorgen. Krokodile sehen Menschen nicht als Beutetiere, wenn sich Menschen aber unvorsichtig in krokodilbewohnten Gewässern bewegen, kann es zu Attacken kommen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass eine friedliche Koexistenz von Mensch und Krokodil in Afrika seit tausenden von Jahren funktioniert – das muss sich jetzt nicht ändern.
Das Krokodil in der Kulturgeschichte
Die Alten Ägypter kannten zwei Korkodilarten: das Nilkrokodil und das Westafrikanische Krokodil, das heute in Ägypten aber nicht mehr vorkommt. Die antike Kultur verehrte Krokodile als heilige Tiere in Gestalt des krokodilköpfigen Gottes Sobek, ein Gott des ewigen Fortbestandes. In zahlreichen Tempeln mit Teichanlagen, die Sobek geweiht waren, lebten Krokodile. Wenn sie dort verstarben, wurden sie wie Menschen mumifiziert.
Projekte und Engagement des WWF
In den meisten Ländern Afrikas ist der kommerzielle Handel mit wilden Nilkrokodilen durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES verboten. Nur in einigen Ländern ist ein kontrollierter und nachhaltiger Handel erlaubt. TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm des WWF mit der Weltnaturschutzunion IUCN, kontrolliert Märkte, auf denen Krokodilleder angeboten wird, um die Einhaltung des CITES-Abkommens zu gewährleisten.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Schutz der Tiere ist die Erhaltung und der Schutz ihres Lebensraumes. Hier ist der WWF besonders aktiv.
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