Artenlexikon

Dorsch/ Kabeljau

Artenlexikon:

Wissenschaftlicher Name
Gadus morhua
Icon Unterarten
Familie
Dorsche
Gefährdungsstatus
Gefährdet (IUCN, 1996)

Verbreitung

Arktis
Atlantischer Ozean
Nordsee, Atlantik, Barentssee
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Der Dorsch – bald nicht mehr am Teller?

Als einer der beliebtesten Speisefische ist der Dorsch – auch Kabeljau – nicht nur für das Ökosystem Meer bedeutsam, er ist Lebensgrundlage für tausende Fischereibetriebe. Jahrzehntelange Überfischung hat Bestände bedenklich einbrechen lassen – und macht nachhaltige Fischerei wichtiger denn je.

Körperliche Merkmale

Spricht man von Dorsch oder Kabeljau, so ist von ein und derselben Art die Rede. Dieser ist der größte Vertreter in der Familie der Dorsche. Exemplare von über 150 Zentimeter Länge und 40 Kilogramm Gewicht sind heute zwar selten, kommen aber noch besonders im hohen Norden des Atlantiks vor, in den Gewässern vor Island und bei den Lofoten. Der Körper der Knochenfische ist spindelförmig und mit drei Rücken- und zwei Afterflossen besetzt. In seinem Maul sitzen zahlreiche jedoch relativ kleine Zähne, der Oberkiefer steht deutlich vor. Am Kinn befindet sich ein kräftiger Bartfaden, der dicht mit Tastzellen besetzt ist und bei der Futtersuche am Meeresgrund eingesetzt wird. Der Kabeljau kann seine Farbe an die Umgebung anpassen, je nach Erscheinungsbild erhält er unterschiedliche Namen: von braunrot in der Algenzone („Rotdorsch“), über grünlich im Seegras („Grasdorsch“) bis hin zu hellgrau auf Sand oder in tieferem Wasser („Sanddorsch“). Die Dorsche werden bis zu 25 Jahre alt.

Lebensweise und Fortpflanzung

Der Kabeljau hält sich bevorzugt in Bodennähe auf, schwimmt mitunter aber auch auf das offene Meer hinaus. Er wandert zwischen Laich-, Fress- und Überwinterungsgründen – je nach Aufenthaltsort können diese Wanderungen bis zu 1000 Kilometer weit sein. Geschlechtsreif werden die Fische mit fünf bis sieben Jahren. Ab dann wandern sie immer im Frühjahr zu den küstennahen Laichgebieten, die in etwa 100 Metern Tiefe liegen. Männchen und Weibchen schmiegen sich eng aneinander, um die Eier zu befruchten – beim Ablaichen kann ein erwachsenes Weibchen bis zu neun Millionen Eier ins Wasser entlassen. Die glasklaren Eier mit etwa 1,5 Millimeter Größe steigen zur Wasseroberfläche auf. Nach zwei bis vier Wochen schlüpfen etwa fünf Millimeter große Larven, die ebenso wie die Eier noch von der Strömung mitgetragen werden. Nach drei bis fünf Monaten beginnen die Jungfische am Meeresboden zu leben. Seit den Achtziger Jahren wird beobachtet, dass sich der Lebenszyklus der Fische verändert – sie werden früher geschlechtsreif und pflanzen sich weniger fort, es gibt weniger laichfähige Fische. Im Vergleich: Früher war der nordostarktische Kabeljau bei seiner Geschlechtsreife zwischen fünf und sechs Jahre alt und 95 bis 100 Zentimeter lang. Heute beginnt er bereits im Alter von noch nicht einmal zweieinhalb Jahren und einer Länge von 60 Zentimetern mit dem Laichen. Forscher nehmen an, dass einerseits die intensive Fischerei die Fische zur Anpassung drängt, andererseits könnte auch der Klimawandel ein Faktor sein. Kabeljaue brauchen niedrige Wassertemperaturen für ihre Entwicklung, die Meere werden aber wärmer.

Ernährung

Der Kabeljau ernährt sich von Krebsen, Würmern und Weichtieren. Auch Muscheln und Tintenfische stehen auf dem Speiseplan. Ältere und größere Exemplare ziehen mitunter weit in die offene See hinaus, um dort nach Heringen und anderen Schwarmfischen zu jagen.

Lebensraum
Meere
Meeresregionen mit 0 bis 20 Grad Celsius, meist in 150 bis 200 m Tiefe
Ernährungsart
Fleischfresser
Besonderheiten
Der Kabeljau ist einer der fruchtbarsten Fische der Welt. Ein erwachsenes Weibchen legt bis zu neun Millionen Eier.
Global Tags
Arten
Artenschutz
Fische
Thematisch

Dorsch und Mensch

Der Dorsch ist einer der beliebtesten Speisefische der Welt und bildet die Lebensgrundlage für zahlreiche Fischereibetriebe. Auch deshalb ist es essentiell, durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände das Überleben der Fischart langfristig zu sichern. Und das ist keineswegs der Fall, im Gegenteil: In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren erlebte der Kabeljau einen der dramatischsten Einbrüche, die je in der Geschichte der Fischerei beobachtet wurden. Seine Bestandsgröße ist in den vergangenen 40 Jahren um 90 Prozent zurückgegangen. Die kanadische Regierung musste den Kabeljaufang im Juli 1992 ganz untersagen, weil die Bestände bis zu Beginn der 1990er Jahre um 99 Prozent zurückgegangen waren. Trotz dieses noch immer gültigen Fang-Moratoriums hat sich der Kabeljaubestand vor Kanada bis heute nicht wieder erholt. Nicht nur die Zahl der Fische, auch ihre „Biomasse“, also das Gesamtgewicht der Bestände sinkt – weil die Fische gefangen werden, bevor sie ausgewachsen sind. Das führt zu weniger fortpflanzungsfähigen Fischen, wodurch Bestände noch schneller schrumpfen. Eine weitere Bedrohung: Neben der „offiziellen“ Überfischung dezimiert die „IUU-Fischerei“ – illegal, unreguliert und undokumentiert – die Fischbestände weltweit. Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung gehen davon aus, dass seit 2002 allein in den nordostarktischen Gewässern 90.000 bis 115.000 Tonnen Kabeljau pro Jahr unregistriert entnommen wurden. Die so verzerrte Datenlage erschwert natürlich wissenschaftliche Bestands-Schätzungen.

Der Dorsch in der Kulturgeschichte

Die Liebe des Menschen zum Dorsch geht ganz eindeutig durch den Magen. In zahlreichen Ländern steht er seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan – die Zubereitung ist dabei abhängig von Kultur und Klima. Schon die Wikinger nutzten konservierten Kabeljau als Nahrungsreserve auf ihren Schiffen – heute ist getrockneter Dorsch, je nach Zubereitungsart auf Deutsch als Stock- oder Klippfisch bekannt, doch zahlreiche Kulturen kennen den getrockneten Dorsch. Kabeljau wird häufig für die britischen Fish and Chips verwendet, auch in Fischstäbchen findet man ihn hierzulande. In Spanien ist in Sonnenblumenöl frittierte Kabeljauhaut ein beliebter Snack, auch für Eintöpfe und Suppen wird er gerne verwendet.

Projekte und Engagement des WWF

Wir als WWF setzen uns für ein nachhaltiges Fischerei-Management ein. Einfach gesagt: es darf nicht mehr Fisch gefangen werden, als nachwachsen kann. Nur so ist nicht nur das Überleben der Fischarten gewährleistet – sondern auch das Einkommen der Fischer. Denn das Meer als Ökosystem bildet die Lebensgrundlage für Milliarden Menschen. Deshalb müssen Fangquoten und Fangmethoden so angepasst werden, dass die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere nicht eingeschränkt wird. Gleichzeitig zielt nachhaltige Fischerei darauf ab, die Auswirkungen auf die Meeresumwelt sowie ungewünschte Beifänge auf ein Minimum zu reduzieren.

Verbraucher haben bei der Förderung der Nachhaltigen Fischerei einen wichtigen Hebel in der Hand: Denn wenn nicht-nachhaltiger Fisch im Regal liegen bleibt, werden Fangmethoden über kurz oder lang angepasst werden. Der WWF stellt verantwortungsvollen Konsumenten Entscheidungshilfen zur Verfügung: mit seinem Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte (https://fischratgeber.wwf.at/). Darin bewerten wir rund 70 gängige Fischarten nach ökologischen Kriterien wie Bestandsentwicklung und Fangmethoden. „Gute Wahl“ bedeutet: Diesen Fisch können Sie guten Gewissens genießen. Der Handel kann mit einem nachhaltigen Sortiment dazu beitragen, dass Fisch nicht von der Speisekarte verschwindet, sondern auch in vielen Jahren noch verkauft werden kann. Daher arbeitet der WWF direkt mit Fischereien und Unternehmen zusammen. Unternehmen des österreichischen Handels beraten wir, wie sie ihr Sortiment auf umweltverträglichere Wildfisch- und Aquakulturprodukte umstellen können.

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