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Artenlexikon:
Verbreitung
Östlicher Kaiseradler
Greifvögel erfüllen eine wichtige Rolle im Lebensräume und helfen diesen im Gleichgewicht zu halten – sie sind aber oft dem Vorurteil ausgesetzt, sogar eine Gefahr für den Fortbestand andere Arten zu sein. Stimmt nicht – trotzdem wurden die Tiere fast ausgerottet. Nun besteht Hoffnung, dass sich die Östlichen Kaiseradler wieder mehr zuhause fühlen dürfen.
Körperliche Merkmale
Erwachsene Kaiseradler haben ein sehr dunkles, fast einfärbig schwarzbraunes Gefieder, Ausnahmen sind eine weiße Fleckenzeichnung im Schulterbereich und eine hell- bis goldbraune Färbung am Kopf. Der Schnabel ist am Ansatz grau und wird dann schwarz. Beim Östlichen Kaiseradler ist der Größenunterschied zwischen den Geschlechtern deutlich ausgeprägt, Männchen erreichen nur etwa 80 Prozent der Größe der weiblichen Tiere. Östliche Kaiseradler können rund 30 Jahre alt werden.
Lebensweise und Fortpflanzung
Man vermutet, dass der Kaiseradler ursprünglich offene und halboffenen Steppen bewohnte, die es in seinem Verbreitungsgebiet heut aber so gut wie nicht mehr gibt. Nachdem die Tiere im 19. und 20. durch intensive Bejagung nahezu ausgerottet und nur in den Wälder des Flach- und Mittelgebirges überleben konnten, siedeln sie sich seit der 90ern wieder in tieferen Lagen an. Statt der Steppe finden sie hier in erster Linie in landwirtschaftlich genutzten Flächen ihr Zuhause, in denen sie Feldgehölze oder Windschutzgürtel für den Nestbau nutzen. Die Tiere leben in Dauerehe in einem festen Revier. Innerhalb dieses Reviers legen sie mehrere Horste, also Nester an, die sie über die Jahre zu beeindruckender Größe ausbauen. Zumeist störungsbedingt werden in den tieferen Lagen die Horste häufiger gewechselt. Charakteristisch ist, dass von den Niststandorten ein guter Überblick über die Landschaft gegeben ist. Üblicherweise legen die Weibchen Ende März bis Anfang April zwei bis drei Eier, die Jungen werden von den Elterntieren gemeinsam aufgezogen. Mitte Juli verlassen die Jungadler das Nest, können sich jedoch bis zum Beginn der folgenden Brutzeit im elterlichen Territorium aufhalten. Danach beginnt für sie die Suche nach eigenen Territorien.
Ernährung
Wie viele Greifvögel ist auch der Kaiseradler ein Ansitzjäger, der oft Stunden aus einer Beobachtungsposition auf seine Beute wartet. Mitunter erspäht er Beutetiere auch aus einem Suchflug. Im pannonischen Raum zählen vorwiegend Feldhase, Feldhamster, Fasan, Straßentaube und andere Vogelarten zur Beute. Auch Kleinnager sind vor allem außerhalb der Brutsaison von Bedeutung, wie auch Aas und verletzte Tiere eine Rolle spielen.
Kaiseradler und Mensch
Große Greifvögel wie der Kaiseradler waren in der Geschichte einerseits als majestätische Jäger verehrt, andererseits als „Gefahr aus der Luft“ gnadenloser Verfolgung ausgesetzt. Was bereits vor 190 Jahren zu seiner Ausrottung geführt hat, ist auch heute die größte Gefahr für Kaiseradler in Österreich: Vergiftung und Abschuss durch den Menschen. Heute stellen illegale Giftköder, die vor allem im Winterhalbjahr zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln ausgelegt werden, eine Gefahr dar. Den Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind, fallen oft hochgradig gefährdete Arten, wie See- und Kaiseradler zum Opfer, weil diese sich im Winter verstärkt von Aas ernähren. Aber auch gezielter Abschuss gefährdet den Kaiseradler stark. Auch die Verwendung von bleihaltiger Jagdmunition ist problematisch: Bleifragmente in den Beutetieren und können bei den Adlern zu Bleivergiftungen führen. Der Einfluss von Bleivergiftungen auf die Kaiseradlerpopulation ist derzeit noch unklar, aber bei einer Reihe von ähnlichen Arten – wie etwa bei Steinadlern und Seeadlern – belegt. Man muss daher annehmen, dass Blei bei den Kaiseradlern ähnlich hohe Relevanz hat. Weitere Gefährdungsfaktoren stellen neben der illegalen Verfolgung vor allem Lebensraumverlust, Stromschlag an Freileitungen sowie Kollisionen im Zug- und Straßenverkehr und Kollisionen an Windkraftanlagen dar.
Der Adler in der Kulturgeschichte
Seit Jahrtausenden ist der Adler ein Symbol für Herrschaft, Macht, Kraft und Heldentum. Man assoziiert sich gerne mit den „Herren der Lüfte“. Der griechische Göttervater Zeus und seine römische Entsprechend Jupiter wurden durch den Adler symbolisiert. In der Mythologie beliebt sind auch Mischwesen, die die symbolischen Eigenschaften mehrerer Tiere in sich vereinen. Berühmte Beispiele sind der Löwenkopfadler, die Harpyie (ein Greifvogel mit dem Kopf einer Frau) und natürlich der Greif, der bis heute auf unzähligen Wappen zu sehen ist.
In Österreich hat der „Doppeladler“ natürlich einen besonderen Platz als Staatswappen, womit ebenfalls auf ein uraltes Symbol zurückgegriffen wird – die ersten Doppeladler sind aus Babylonien bekannt, 2300 v. Chr. Der Österreichische Doppeladler vollzog auch die Geschichte des Landes immer wieder mit, so trägt er seit dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur gesprengte Ketten an den Beinen.
Projekte und Engagement des WWF
Wir als WWF sind Projektpartner des internationalen pannonEagle LIFE Projekts, das im Herbst 2016 ins Leben gerufen wurde. Gemeinsam mit Projektträger BirdLife Österreich sollen Maßnahmen gesetzt werden, um die Bestandszahlen der Östlichen Kaiseradler im pannonische Raum zu verbessern. Schwerpunkt ist dabei die Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung.
Folgende Ergebnisse sollen erzielt werden:
- Verbesserung der Bestandssituation des Östlichen Kaiseradlers im pannonischen Raum durch Reduzierung der illegalen Verfolgung durch den Menschen
- Verringerung des illegalen Verfolgungsdrucks auf die pannonische Kaiseradler-Population
- Erhöhung der Chancen, Vorfälle illegaler Verfolgung aufzudecken und Präzedenzfälle bei illegaler Vogelverfolgung zu schaffen
- Bewusstseinsbildung und Information hinsichtlich des vermeintlich negativen Einflusses von Greifvögeln auf Wildbestände zu geben
- Erhöhung des öffentlichen Bewusstseins für die Notwendigkeit des Kaiseradlerschutzes sowie der möglichen Konsequenzen illegaler Verfolgung
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