Im Mai 2023 wurde Luchsdame Talìa freigelassen. Knapp ein Jahr später hat sie nun Nachwuchs bekommen – vermutlich nach einem Rendezvous mit Männchen Miha. Eine tolle Bestätigung für das Projekt „ULyCA2“.
Artenlexikon:
Verbreitung
Minkwal / Zwergwal
Obwohl „nur“ etwa 12 Meter lang gehört er zu den Großwalen. Seine relativ kleine Größe rettete ihn lang vor dem begehrlichen Blick der Walfänger – bis andere Walarten soweit zurückgegangen waren, dass man Alternativen brauchte. Doch auch Umweltbelastungen machen den Zwergwalen zu schaffen.
Körperliche Merkmale
Der Minkwal gehört zwar zu den Großwalen, ist aber einer ihrer kleineren Vertreter. Man unterscheidet die Vertreter der südlichen und der nördlichen Erdhalbkugel, die sich optisch und in der Größe unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen der stromlinienförmige, schlanke Körper und die weit hinten sitzende sichelförmige Rückenfinne. In der spitzen Schnauze, die von oben dreieckig ist, sitzen etwa 300 gelbliche Barten. Unterschiedlich ist die Musterung: der Rücken der nördlichen Vertreter ist von einem dunklen Graubraun bis fast schwarz, die Seiten blaugrau, der Bauch hell. Um die Flipper, also die seitlichen Flossen, zieht sich in der Mitte ein weißes Band. Auf der Südhalbkugel zieht sich die weißliche Bauchfärbung der Tiere als grauer Bogen bis hinauf zum Rücken, vor den Flippern ist ein dunkles Band zu erkennen, dass sich über die Kehle zieht. Die Kehlfurchen, die der Tierfamilie ihren Namen geben, verlaufen längs bis zur Körpermitte. Minkwale werden 40 bis 50 Jahre alt.
Lebensweise und Fortpflanzung
Minkwale schwimmen recht schnell und können – wie Delfine – komplett aus dem Wasser springen. Sie sind meist Einzelgänger und unternehmen im Jahresverlauf weite Wanderungen: Alle Populationen wandern im Winter von ihren bevorzugten Jagdgründen nahe den Polen in wärmere Gewässer, um zu kalben. Diese Wanderungen sind jedoch nicht besonders gut dokumentiert. Die Paarungszeit der Meeressäuger ist relativ lang und reicht von Dezember bis Juni. Ebenso wie über ihre Wanderungen weiß man auch über das Fortpflanzungsverhalten der Tiere noch wenig. Man nimmt an, dass die Weibchen jährlich ein einzelnes Kalb zur Welt bringen – nach einer Tragzeit von 10 bis 11 Monaten. Zwergwale werden etwa vier bis sechs Monate lang gesäugt und im Alter von drei bis acht Jahren selbst geschlechtsreif.
Ernährung
Wie alle Bartenwale nehmen die Zwergwale große Mengen Wasser und die Nahrung darin in ihr aufgeblähtes Maul auf – das durch die Dehnung der Kehlfurchen noch größer wird. Das Wasser wird durch die Barten wieder hinausgepresst, die Nahrung – Fische und Kleintiere – bleiben hängen.
Minkwal und Mensch
Wie die Buckelwale sind auch Minkwale neugierig und nähern sich Schiffen. Zu ihrem Glück waren sie aber für kommerzielle Walfänger lange Zeit eher uninteressant – sie sind zu klein. Als aber andere Walarten großteils ausgerottet waren, in den 1960er Jahren, stieg man auf die kleineren Minkwale um. Auch wenn die Tiere mittlerweile durch das internationale Walfangmoratorium von 1986 eigentlich nicht bejagt werden dürfen, tun einige Länder wie Japan es trotzdem. Neben der Jagd ist der Beifang durch die Fischerei oder in verlorengegangenen Fischernetzen (sogenannten Geisternetzen) eine der größten Bedrohungen. Aber auch die Verschmutzung der Meere stellt eine mittlerweile immer größer werdende Bedrohung für die Minkwale dar. Chemikalien reichern sich in der Nahrungskette an und vergiften die Tiere und den noch ungeborenen Nachwuchs. Auch scheinbar harmloser Plastikabfall, der biologisch nicht oder nur sehr langsam abbaubar ist, kann Tiere töten, wenn er in den Verdauungstrakt gelangt. Der zunehmende Lärm durch Schiffsverkehr gefährdet ebenfalls die Wale, die sich für ihre Navigation und Kommunikation hauptsächlich auf ihr Gehör verlassen. Schiffskollissionen sind ebenfalls für zahlreiche Todesfälle verantwortlich.
Der Wal in der Kulturgeschichte
Die Wahrnehmung des Wals hat sich in der Kulturgeschichte auf bemerkenswerte Weise gedreht: vom Meeresungeheuer und Feind zum friedlichen Riesen, der zum Symbolbild der menschlichen Zerstörungskraft gegenüber der Natur wird.
Schon in der Steinzeit waren Wale den Menschen bekannt, das zeigen etwa Felsmalereien, die in Norwegen gefunden wurden, genauso wie Werkzeuge, die aus Walknochen gefertigt wurden. Homer, Aristoteles und Plinius beschreiben die Tiere in der römischen und griechischen Antike, es besteht auch die Vermutung, dass das Meeresungeheuer, dem man Andromeda opfern wollte – bevor sie von Perseus gerettet wurde – ein Wal sein könnte. In moderner filmischer Interpretation (etwa in „Kampf der Titanen“ 2010) ist das Biest zum monströs überzeichneten Kraken geworden – wahrscheinlich ebenfalls aufgrund des Imagewandels des Wals.
Der Leviathan, ein Seeungeheuer der Bibel, ist so übermächtig, dass nur Gott es bezwingen kann – in den Darstellungen trägt es Züge von Drache, Schlange, Krokodil und Wal. Von einem Wal verschluckt wird außerdem der Prophet Jona, der im Bauch des Tieres drei Tage und Nächte um Erlösung betet und schließlich ausgespien wird.
Die berühmteste literarische Darstellung vom Wal als Widersacher ist wahrscheinlich Moby Dick, wenn auch das Tier sich in erster Linie in Ahabs Kopf als Antagonist etabliert hat und nicht in der Realität der Handlung. In Melvilles Roman wird der Wal zum Sinnbild sinnloser Rachebesessenheit und fanatischer Jagd, die nur im Verderben enden kann.
Im 20. Jahrhundert ist der Wal als „sanfter Riese“ mit seinen ätherischen Gesängen das Sinnbild des Schadens, den der Mensch in der Natur anrichtet. In Walt Disneys „Free Willy“ ist der Wal durch Gefangenschaft gebrochen und wird schließlich durch ein Kind in die Freiheit entlassen, das den Kreis durchbricht. Und nicht zuletzt: In „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“ ist das Gesang der Buckelwale die letzte Hoffnung der Menschheit auf Rettung. Ironischerweise wurden sie aber im 21. Jahrhundert ausgerottet, so dass die Crew aus dem 23. Jahrhundert zurückreisen muss, um den Planeten zu retten.
Projekte und Engagement des WWF
Delfine und Wale gehören zu den Leitarten des WWF. Ihr weltweiter Schutz gehört zu unseren obersten Zielen. Der WWF unterstützt deshalb Projekte zum Schutz von Walen – durch Förderung von Walschutzgebieten, Entwicklung von Maßnahmen gegen unbeabsichtigten Beifang von Walen in Fischernetzen oder durch Studien über den Einfluss der Meeresverschmutzung auf die Wale.
Auch auf das Drängen des WWF hin wurde das Moratorium 1986 ins Leben gerufen. Wir waren weiters maßgeblich an der Errichtung des Walschutzgebietes in den Gewässern der Antarktis 1994 beteiligt: 50 Millionen Quadratkilometer wurden als Schutzgebiet ausgewiesen. Im nördlichen Mittelmeer wurde 1999 mit Hilfe des WWF ein 85.000 Quadratkilometer großes Schutzgebiet ausgewiesen, in dem insgesamt 13 Walarten vorkommen.
Auch neue Schutzgebiete werden forciert: Mit unseren Stellungnahmen, wissenschaftlichen Informationen und Interventionen konnten wir erreichen, dass Polen, Schweden und Dänemark verpflichtet wurden, weitere Gebiete zum Schutz des Schweinswals auszuweisen. In die Prozesse zur Ausweisung des ersten Schutzgebietes auf der Hohen See im Nordostatlantik sind wir ebenfalls intensiv eingebunden. Auch touristische Walbeobachtung wird vom WWF unterstützt und ist – zum Beispiel in Island – eine sich wirtschaftlich lohnende Alternative zur Waljagd.
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