Artenlexikon
Sägerochen
Artenlexikon:
Verbreitung
Der Sägerochen – schlagkräftiger Meeresbewohner
Der Sägerochen oder Sägefisch hat durch seine ungewöhnliche Erscheinung die Fantasie vieler Kulturen beflügelt. Nun allerdings ist er vom Aussterben bedroht. Nur durch Erhaltung und Schutz ihrer Lebensräume können wir diese faszinierenden Meeresbewohner am Leben erhalten.
Körperliche Merkmale
Ihren Namen hat die Familie der Sägerochen von ihrer charakteristischen Schnauze (lat. Rostrum), die lang, flach und auf beiden Seiten mit Zähnen besetzt ist und der Schnauze das Aussehen einer Säge gibt. Diese Säge kann bis zu einem Drittel der Körperlänge ausmachen. Der Körperbau der Rochen erinnert eher einen leicht plattgedrückten Hai – auch ihre Schwimmweise erinnert durch die seitlichen Schwanzschläge an Haie. Tatsächlich können sie leicht mit den Sägehaien verwechselt werden – die Rochen tragen aber die Kiemen an der Unterseite des Körpers. Bei den Sägehaien sitzen die Kiemen seitlich. Außerdem haben Sägerochen „Barteln“ – Hautfäden im Maulbereich, die bei den Haien fehlen. Sägerochen sind oberseits von gelblicher, brauner, grünlicher oder graubrauner Farbe, der Bauch ist weißlich. Die genaue Lebenserwartung der Tiere ist nicht bekannt, dürfte sich aber je nach Unterart stark unterscheiden. Schätzungen reichen von 30 bis 60 Jahren.
Lebensweise und Fortpflanzung
Über das Sozialverhalten der Tiere ist noch wenig bekannt. Wie bei allen Haien und Rochen findet die Besamung im Körper statt, zu diesem Zweck hält das Männchen das Weibchen mit einem Klammerorgan fest. Nach rund fünf Monaten gebären die Rochen lebend. Ein Wurf besteht aus vier bis 20 Jungtieren. Zum Glück für die Mutter sind die Sägezähne der Jungen bei der Geburt noch in der Schnauze verborgen. In den ersten Tagen zehren die jungen Sägerochen noch von ihrem Dottersack. Sägerochen sind, abhängig von ihrem Geschlecht und der Art, erst im Alter von 10 bis 33 Jahren geschlechtsreif.
Ernährung
Ihre Säge dient den Fischen zugleich als Waffe und Sinnesorgan, beide Funktionen setzen sie bei der Futtersuche ein. Auf der Jagd schwimmen sie in Fischschwärme hinein und töten die Beute mit der Säge, die sie mehrmals pro Sekunde hin und her schlagen können. Über „Sensoren“ darin können sie außerdem elektrische Felder wahrnehmen und so die Bewegung potenzieller Beutetiere „erspüren“. Mit der Säge wühlen sie den Boden auf und fressen Krebstiere oder Muscheln.
Sägerochen und Mensch
Ihr küstennaher Lebensraum rückt die Fische in die Nähe des Menschen, was für die Tiere gleich auf mehrere Arten gefährlich sein kann: Schiffsverkehr, Verschmutzung, Wehre und Dämme, sowie die Abholzung von Mangrovenwäldern führen zu Lebensraumverlust. Gleichzeitig finden sie sich immer wieder als Beifang in Fischernetzen, in denen sie sich mit ihrer Säge leicht verfangen können. Oft wird ihnen dann illegalerweise die Säge abgeschnitten und die Tiere werden verletzt wieder zurückgeworfen. Doch ohne Säge können sie sich nicht ausreichend ernähren und verenden. Gerade Sägerochen sind sehr anfällig auf die Gefahren der Überfischung – durch ihre späte Geschlechtsreife, relativ kleine Würfe und lange Tragezeit erholen sich Bestände, wenn überhaupt, nur sehr langsam. All das führt dazu, dass sämtliche Populationen der Sägerochen drastisch zurückgehen und die Sägerochen heute zu einer der bedrohtesten Tiergruppe überhaupt gehören.
Der Sägefisch in der Kulturgeschichte
Durch ihre – ehemals – weite Verbreitung und ihre ungewöhnliche Erscheinung haben sich Sägerochen als Symbol in unzähligen Kulturen etabliert. Mitunter werden sie als Retter Ertrinkender oder auch als Beschützer gegen übernatürliche Mächte verehrt. In Gambia symbolisiert die Säge Mut, für die Lebu in Senegal ist sie ein Schutz für Familie, Haus und Nutztiere. Bei den Akan in Ghana ist der Sägefisch ein Symbol für Autorität. In manchen Asiatischen Kulturen wurden die Sägen für Exorzismen und andere Rituale verwendet, die Dämonen und böse Geister fernhalten sollten. In der Mythologie des Australischen Warnindhilyagwa Volkes schuf der Sägefisch Yukwurrirrindangwa ihr Land indem er mit seiner Säge einen Fluss in die Erde schnitt.
Projekte und Engagement des WWF
Der beste Schutz für die Sägefische – ist die Erhaltung und der Schutz ihres Lebensraumes. Wir als WWF setzen uns deshalb für die Einrichtung und Erhaltung mariner Schutzgebiete ein – viele davon in Küstennähe, wo die Rochen heimisch sind. Unser Anliegen ist es, bestehende Schutzgebiete zu ergänzen, damit ein zusammenhängendes Schutzgebiets-Netzwerk entsteht, das die wichtigsten Lebensräume umfasst.
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