Artenlexikon
Seekühe
Artenlexikon:
Verbreitung
Die Seekuh – Gemütlicher Meereselefant
Sie treiben friedlich durch tropische Gewässer und fressen vor sich hin. Doch gerade ihre Friedfertigkeit, Behäbigkeit sowie das begehrte Fett haben sie zu einer leichten Beute des Menschen gemacht. Aber auch Lebensraumverlust machen ihnen das Leben schwer.
Körperliche Merkmale
Seekühe haben massige, zylindrische Körper. Ihre Vorderbeine sind zu Flossen umgewandelt, die Hinterbeine haben sich über Jahrmillionen völlig zurückgebildet. Seekühe stammen nämlich von Landsäugetieren ab, die vor rund 60 Millionen Jahren in flachen Sumpfgebieten lebten und sich allmählich an das Leben im Wasser anpassten. Ihr engster landlebender Verwandte ist der Elefant. Der Schwanz der Tiere endet in einer waagrechten Flosse – an dieser kann man die zwei Familien der Dugong und Manatis auseinanderhalten kann: Gabelschwanzseekühe haben eine halbmondförmige Fluke , bei den Rundschwanzseekühen ist sie kreis- oder spatenförmig. Die Schnauze ist vom Kopf abgesetzt und umgeben von Tasthaaren. Obwohl ihr Kopf relativ groß ist, haben sie Verhältnis zur Körpergröße das kleinste Gehirn unter den Säugetieren – es wiegt nur 250 bis 350 Gramm. Seekühe haben einen besonderen „Zahnersatz“: Hinten im Kiefer wachsen ständig neue Zähne, diese schieben die gesamte Zahnreihe nach vorn. Die vorderen Zähne werden abgenutzt und fallen aus. Je nach Art liegt die Lebenserwartung der Tiere zwischen 30 und 70 Jahren.
Lebensweise und Fortpflanzung
Über Lebensweise und Sozialverhalten der Seekühe weiß man noch sehr wenig. Meist leben sie im Familienverband, manchmal bilden sich auch größere Gruppen von mehreren hundert Tieren. Seekühe können sowohl tag- als auch nachtaktiv sein. Meist treiben die Tiere langsam durchs Wasser und kommen alle ein bis fünf Minuten zum Atmen an die Wasseroberfläche – sie können aber bis zu 20 Minuten tauchen. Die Kommunikation der Tiere erfolgt in erster Linie über Gehör- und Tastsinn. Seekühe werden mit sechs bis zehn Jahren geschlechtsreif, eine bestimmte Paarungszeit oder spezifisches Paarungsverhalten gibt es nicht. Nach 12 bis 14 Monaten kommt ein einzelnes Jungtier zur Welt, das gleich nach der Geburt selbstständig an die Oberfläche schwimmt. Junge werden etwa 18 Monate gesäugt.
Ernährung
Seekühe fressen täglich viele Kilogramm Wasserpflanzen. Sie können allerdings bis zu 6 Monaten ohne Nahrung auskommen. Die behäbigen Tiere bewegen sich meist nur sehr langsam und verbrauchen in ihren tropischen Lebensräumen auch kaum Energie für die Regulierung ihrer Körpertemperatur. Sie benötigen nur etwa ein Drittel der Energie, die andere Säugetiere gleichen Gewichtes aufwenden müssen.
Viele Pflanzen, von denen sich die Manatis ernähren, haben Schutzmechanismen (Einlagerung von Kieselsäurenadeln, chemischen Abwehrstoffen) entwickelt, die ihre Verdaulichkeit und ihren Nährwert herabsetzen. Mikroben im Verdauungstrakt der Manatis können diese Substanzen aufspalten. Erst das ermöglicht den Manatis die riesigen Mengen des nährstoffarmen Futters zu verdauen, die sie zum Überleben brauchen. Sie fressen täglich etwa 8 bis 15 Prozent ihres Eigengewichts. Dugongs ernähren sich von Seegras, hauptsächlich von den kohlenhydratreichen Wurzelstöcken (Rhizomen), die sie regelrecht ausgraben und dabei flache Furchen im Meeresboden hinterlassen.
Seekuh und Mensch
Schon die indigenen Völker des Amazonasbeckens bejagten Manatis als Nahrungsquelle – doch die Jagd für den Eigenbedarf schadet Tierpopulationen in den seltensten Fällen nachhaltig. Es ist die groß angelegte kommerzialisierte Jagd, die Bestände einbrechen lässt. So auch bei den Seekühen: Friedfertigkeit, Behäbigkeit sowie das begehrte Fett haben sie zu einer leichten Beute des Menschen gemacht. Heute sind alle Seekuh-Arten gefährdet.
Doch nicht nur die Jagd, auch Umweltverschmutzung, Schiffskollisionen und Lebensraumverlust sind ein Problem für die Tiere. Immer wieder verfangen sich Seekühe auch in Fischernetzen und ertrinken.
Die Seekuh in der Kulturgeschichte
Die wohl berühmteste Geschichte über die Seekühe ist, dass sie der Ursprung der Meerjungfrauenlegende sind. Zumindest, was die Sirenen der griechischen Mythologie angeht, kann das allerdings nicht stimmen, da es keine Seekühe im Mittelmeer gibt. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass die Mythen von den Babyloniern übernommen wurden, die mit dem Roten Meer sehr wohl an das Verbreitungsgebiet der Seekühe angeschlossen waren. In dieser Kultur finden sich Beschreibungen von Fischmenschen.
Später brachte Christoph Kolumbus die Tiere mit der griechischen Mythologie in Verbindung – im Golf von Mexiko stieß er auf Amazonas Manatis. Aus einiger Entfernung kann man Seekühe tatsächlich für badende Menschen halten. In seinem Logbuch vermerkte Kolumbus allerdings, dass die Sirenen der Karibik weniger schön seien als in den Beschreibungen des Dichters Horaz.
Projekte und Engagement des WWF
Wie bei so vielen bedrohten Arten, ist der Schutz ihres Lebensraumes ein wichtiger Ansatz zum Schutz der Seekühe. Lebensraumschutz ist für den Amazonas-Manati, so wie für andere bedrohten Tierarten des Amazonas, von zentraler Bedeutung für ihr Überleben. Daher hat sich der WWF zum Ziel gesetzt den größten Teil der Artenvielfalt im brasilianischen Amazonasbecken durch ein umfassendes Schutzgebietsnetzwerk zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet der WWF schon seit langem auf den verschiedensten Ebenen für die Rettung des Amazonas-Regenwaldes. Aufgrund einer Initiative des WWF gab die brasilianische Regierung 1998 das Versprechen, zehn Prozent des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes unter Schutz zu stellen und rief in der Folge eines der weltweit ambitioniertesten Naturschutz-Programme ins Leben. Es handelt sich um das „Amazon Region Protected Areas Programme“ (ARPA), dessen Umsetzung vom WWF maßgeblich mitgestaltet wird. Dank Arpa hat die Abholzung in den Schutzgebieten im Vergleich zu den übrigen Gebieten stark abgenommen: nur noch in 10% der Flächen ist der Waldverlust größer als 5% pro Jahr. In den übrigen Gebieten beträgt der Waldverlust auf 40% der Fläche mehr als 5%.
Weniger Abholzung in den Schutzgebieten bedeutet natürlich auch weniger menschliche Aktivität. Dadurch bleiben für die Amazonas-Manatis wertvolle und geschützte Rückzugsorte erhalten.
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