© Anna Schöpfer
7 absurde Fakten zum Bodenverbrauch in Österreich
Österreich geht besonders verschwenderisch mit seinen Böden um. Dabei sollte gerade hierzulande sehr gut durchdacht werden, wie man die spärlich vorhandene Ressource Boden nutzt. Denn vor allem aufgrund der Alpen stehen nur rund 37 % der Staatsfläche für landwirtschaftliche Nutzung sowie Siedlungszwecke zur Verfügung.
Dennoch schreitet der Flächenfraß in den letzten 20 Jahren quasi ungebremst voran. Der massive Bodenverbrauch zählt zu den größten ökologischen Problemen unserer Zeit: Er heizt die Klimakrise und den Verlust der Artenvielfalt massiv an. Welch absurde Ausmaße der Flächenfraß in Österreich bereits erreicht hat, haben wir in 7 kompakten Fakten zusammengefasst:
Fakt 1: Bodenverbrauch fast 5x so hoch wie vereinbart
Seit 2002 gibt es ein sogenanntes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes, das besagt, dass pro Tag nur 2,5 Hektar Boden verbaut werden dürfen. Gebremst hat das den Bodenverbrauch dennoch nicht. Auch mehr als 20 Jahre später, werden tagtäglich rund 12 Hektar Boden verbraucht. Das ist fast 5x mehr als das „Nachhaltigkeitsziel“ vorgibt.
Außerdem ist circa die Hälfte des bislang beanspruchten Bodens (52 %) versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen. Dadurch gehen viele lebenswichtige Funktionen von Böden verloren: So fließt zum Beispiel Regenwasser schneller ab und gelangt nicht mehr ins Grundwasser. Das Risiko für lokale Überschwemmungen steigt.
Fakt 2: Flächenfraß schneller gewachsen als Bevölkerung
Man könnte meinen, wenn die Bevölkerung wächst, braucht es ja mehr Wohnungen, Straßen und Einkaufsmöglichkeiten. Fakt ist aber, dass der Flächenfraß in den vergangenen 20 Jahren nahezu dreimal so schnell gewachsen ist wie Österreichs Bevölkerung. Die Fläche der verbrauchten und versiegelten Böden hat seit 2000 um fast ein Drittel (32 %) zugenommen. Im Vergleich dazu ist die Bevölkerung ist im selben Zeitraum nur um 13,8 Prozent gewachsen.
Fakt 3: Österreich besitzt kaum noch intakte Natur
Nur mehr rund 7 % der österreichischen Staatsfläche sind laut einer Studie als „weitgehend naturbelassen“ einzustufen. Von besonders hochwertigen Naturräumen, wie Auen, Mooren oder Feuchtgebieten sind nur noch Restbestände vorhanden. Bis heute wurden rund 90 % der ursprünglichen Moorflächen in Österreich zerstört, obwohl es sich dabei um wichtige Kohlenstoffsenken und Schatzkammern der Artenvielfalt handelt. Von den verbliebenen Moorgebieten in Österreich sind zwei Drittel zerstört.
Der Flächenfraß macht auch vor den wertvollsten Lebensräumen nicht halt. Eine Studie des Umweltbundesamtes sieht einen „besorgniserregend hohen” Anteil an Baulandwidmungen in naturschutzfachlich wertvollen Gebieten.
Fakt 4: Alle 900 Meter gibt es eine Barriere in Österreichs Flüssen
Österreich ist nicht nur das Land am Strome. Österreich ist auch das Land der Wasserkraftwerke. Mehr als 5.200 Wasserkraftwerke gibt es hierzulande. Das macht das kleine Österreich zum Land mit der zweithöchsten Dichte an Wasserkraftwerken weltweit. Obwohl die Nutzung der Wasserkraft das naturverträgliche Ausmaß schon lange überschritten hat, sind unzählige weitere Kraftwerke in Planung. Ein besonders drastisches Beispiel ist der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal in Tirol.
Wasserkraft hat ein sehr grünes Image. Auch wenn bei Wasserkraftstrom wenig Emissionen entstehen, erneuerbar ist an Wasserkraft nur das Wasser. Die Kraftwerke zerstören Flusslandschaften und sind eine Hauptursache für das Artensterben in Österreich.
Fakt 5: Österreich ist das Land der Zersiedelung
Auch wenn man den Begriff „Zersiedlung“ noch nicht so oft gehört hat – was damit gemeint ist, kann man selbst beobachten. Zersiedelung beschreibt den Trend, dass Siedlungen, Gewerbeparks, Logistikzentren und Industriegebiete sich immer weiter in die Grünräume ausdehnen und so die Fläche wortwörtlich „fressen“.
Die Verbauung der Ortsränder wird auch als Donut-Effekt genannt. Denn wie beim gleichnamigen Gebäckstück bleibt im Ortskern ein Loch zurück – mit leerstehenden Gebäuden. Viele Nutzungen (v.a. Einkaufsmöglichkeiten) bleiben nur mehr am Ortsrand bestehen. Das Problem an diesem Trend liegt auf der Hand: Die Wege zwischen Wohnhaus, Arbeitsstätten, Nahversorgung und Freizeitgestaltung werden immer weiter. Die Abhängigkeit vom Auto steigt.
Dass Österreich an der Weltspitze des Zersiedelungstrends ist, hat auch unlängst eine Studie der Concordia University in Montreal gezeigt. Betrachtet man die Ausdehnung der Siedlungsfläche pro Kopf, liegt das kleine, bergige Österreich unter allen Staaten der Welt auf Platz neun.
Fakt 6: Österreich hat ein enorm dichtes Straßennetz
Zersiedelung führt zu vermehrtem Straßenbau. Nicht zuletzt deshalb ist Österreichs Straßennetz auf stolze 128.000 Kilometer Länge gewachsen. Das ist ein extrem dichtes Straßennetz im internationalen Vergleich. Wie dicht zeigt folgender Vergleich: Pro Kopf gibt es im kleinen Österreich 14,1 Meter Straße. In unseren Nachbarländern Deutschland und der Schweiz gibt es nur jeweils knapp zehn Straßenmeter pro Kopf.
Der Straßenbau ist neben der Zersiedelung eines der drei großen Problemfelder der Verbauung in Österreichs.
Fakt 7: Österreich ist das Land der Großskigebiete
Österreich ist im internationalen Vergleich das Land mit den meisten Großskigebieten. Die Gesamtfläche der Skipisten beträgt rund 23.700 Hektar. Selbst 2020, inmitten der Klimakrise, wurden alleine in Tirol 25 neue Skipisten mit einer Fläche von rund 35 Hektar bewilligt, dazu Liftanlagen mit einer Länge von insgesamt 11 Kilometern und 22 Anlagen für technische Beschneiung. Keinem dieser insgesamt 63 Anträge für den Ausbau der Wintersportinfrastruktur wurde die naturschutzrechtliche Bewilligung versagt, obwohl laut Landes-Umweltanwaltschaft Eingriffe in wertvolle und gefährdete Gebirgslandschaften vorliegen.
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