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© Christoph Lendl

Bodenverbrauch und Bodenversiegelung in Österreich:
Der WWF-Bodenreport

Österreich geht extrem verschwenderisch mit wertvollen Böden um. Besonders in den letzten 20 Jahren schossen neue Einkaufszentren, Ortsumfahrungen und Kreisverkehre aus dem Boden. Dabei sollte Österreich als kleines, bergiges Land in den Alpen besonders sorgfältig mit seinen Böden umgehen. Denn neben Gebäuden, Straßen, und Freizeitanlagen brauchen wir auch Flächen für die Landwirtschaft und möglichst viel Natur. Denn intakte Natur bietet Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und ist unsere beste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise und deren Auswirkungen.

Wie Bodenschutz gelingen kann, zeigt der neue WWF-Bodenreport. Er liefert 20 Lösungsvorschläge, die im Zuge eines “Bodenschutz-Vertrages” von Bund, Ländern und Gemeinden umgesetzt werden sollen. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um Bodenverbrauch und Bodenversiegelung haben wir hier zusammengefasst​.

Wie viel Boden wird in Österreich verbraucht?

Täglich werden rund 12 Hektar an wertvollen Böden verbraucht. Rund die Hälfte des verbrauchten Bodens wird auch mit Beton oder Asphalt versiegelt. Damit ist der Bodenverbrauch fast 5 Mal so hoch wie das sogenannte „Nachhaltigkeitsziel“ von 2,5 Hektar pro Tag, das sich die Bundesregierung 2002 freiwillig gesetzt hat. Insgesamt hat Österreich seit 2002 110.000 Hektar Boden zu viel verbraucht. Und das heißt leider auch: Freiwillige Ziele entfalten offenbar nicht die notwendige Wirkung. Wir brauchen dringend eine verpflichtende Obergrenze für den Bodenverbrauch.

Warum kann in Österreich überhaupt so viel gebaut werden?

Zuerst muss man wissen: In Österreich bestimmen hauptsächlich die Gemeinden wo was gebaut werden darf. Jede:r Bürgermeister:in kann mit dem Gemeinderat weitestgehend selbst über die Flächenwidmung  entscheiden. Warum die Entscheidung so oft für neue Siedlungen und Gewerbegebiete fällt? Weil es Steuergeld bringt. Das Problem dabei: Die Gemeinden in einer Region müssen sich unter einander nicht absprechen. So kommt es zu skurrilen Situationen, dass große Gewerbeparks nur kurze Strecken von einander entfernt gebaut werden. Die Bundesländer könnten zwar in der Theorie auch viel zur Raumplanung regeln, wenden das aber nur unzureichend an. Der Bund hat insgesamt nur wenige Kompetenzen.

Das Hauptproblem ist: Es gibt keine österreichweit verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch, an die sich dann auch wirklich alle Gemeinden und Länder halten müssen. Es gibt zwar einige Ziele und Strategien, die den Bodenverbrauch begrenzen sollen. Doch diese sind nicht verpflichtend und viele Regelungen können leicht umgangen werden. Dazu kommt, dass unser Steuersystem so gestaltet ist, dass es Anreize für umweltschädliches Verhalten gibt, anstatt Boden-, Natur- und Klimaschutz zu fördern.

Wieso ist der hohe Bodenverbrauch ein Problem?

Unsere Ernährung hängt genauso von intakten, fruchtbaren Böden ab wie unser Zugang zu Trinkwasser, zu sauberer Luft, zur Abkühlung im Sommer sowie dem Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen. Wir Menschen verlieren durch den Bodenverbrauch also unsere Lebensgrundlage. Das sind die negativen Folgen des hohen Bodenverbrauchs:

  • Wir verlieren die Artenvielfalt. Immer mehr menschliche Infrastruktur bedeutet weniger Natur und weniger Lebensraum für (bedrohte) Arten. Besonders drastisch ist die Situation in und an den Flüssen. Viele Arten in Österreich sind in einem schlechten Erhaltungszustand.
  • Wir befeuern die Klimakrise und ihre Auswirkungen. Nur intakter Boden kann CO2 aus der Atmosphäre langfristig speichern. Je weniger intakter Boden vorhanden ist, umso stärker werden wir auch die Folgen der Klimakrise wie Hitzewellen, Trockenperioden oder Starkregen spüren.
  • Wir gefährden unsere Gesundheit. Versiegelter Boden kann nicht mehr zur Abkühlung beitragen. Gerade in Städten entstehen Hitzeinseln, die sogar tödliche Folgen haben können.
  • Wir graben uns das Wasser ab. Auf zubetonierten Flächen rinnt das Wasser ab und kann nicht im Boden versickern. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt und bei starken Regenfällen kommt es eher zu Hochwasser.

Brauchen wir nicht mehr Wohnungen und Einkaufszentren, die Bevölkerung wächst ja auch?

Natürlich brauchen wir Menschen Wohnraum und Infrastruktur. Genauso brauchen wir aber auch eine intakte Natur, Erholungsräume und Felder, auf denen unser Essen wächst. Oft ist es aber so, dass für die Errichtung neuer Siedlungen und Gewerbegebiete zu viel Fläche verbraucht wird. Außerdem wird der Boden für überbreite Straßen, einstöckige Gewerbeareale und luxuriöse Tourismusprojekte richtiggehend verschwendet. Das führt dazu, dass der Bodenverbrauch seit 2000 fast um ein Drittel zugenommen hat, während die Bevölkerung um lediglich 14 % gewachsen ist.

Sonnentau

Die Grafik zeigt: Die Fläche der verbrauchten und versiegelten Böden hat seit 2000 um fast ein Drittel (32 %) zugenommen. Im Vergleich dazu ist die Bevölkerung ist im selben Zeitraum nur um 13,8 Prozent gewachsen.

Was kann man gegen Bodenversiegelung und Bodenverbrauch tun?

Es ist wichtig, dass wir unsere Böden dringend vor weiterer Verbauung schützen. Wir fordern: Maximal 1 Hektar pro Tag darf ab dem Jahr 2030 noch verbaut werden. Die noch intakte Natur muss zudem unbedingt bewahrt werden. Es braucht eine umfassende Naturschutz-Offensive, die diese kompromisslos schützt und ihr Platz zum Entfalten zurückgibt. Ebenso ist ein finanzielles Anreizsystem, das Flächensparen fördert und umweltschädliche Subventionen und Steuervorteile abbaut, dringend notwendig.

Was bedeutet Bodenverbrauch?

Bodenverbrauch bedeutet, dass wertvolle Böden verbaut und versiegelt werden, um darauf etwa Straßen, Siedlungen oder Gewerbegebiete zu errichten. Im Durchschnitt verlieren wir jeden Tag rund 12 Hektar an Grünraum, Wiesen und Wäldern. Der verschwenderische Umgang mit Böden ist eine der größten Gefahren für unsere Natur und wird für Menschen zu einem immer größeren Gesundheits- und Sicherheitsrisiko. Die biologische Vielfalt ist massiv gefährdet und bedroht die Artenvielfalt. Durch die Verbauung wird die Klimakrise zudem noch zusätzlich angeheizt.

Was ist der Unterschied zwischen Flächenfraß, Bodenversiegelung und Bodenverbrauch?

Bodenverbrauch und Flächenfraß meinen das Gleiche: Dass intakte und fruchtbare Böden für Siedlungen, Straßen und Gewerbegebiete beansprucht werden und damit für Landwirtschaft und Natur verlorengehen. Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Asphalt oder Beton überzogen wird. 52% der verbrauchten Böden ist auch versiegelt, sprich mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen. Damit verliert der Boden alle seine biologischen Funktionen. Dazu zählen die Abkühlung im Sommer und der Schutz vor Hochwassern. Millionen von Kleintieren können nicht mehr ihre ökologischen Aufgaben erfüllen – Humus-Aufbau, Kohlenstoff-Bindung oder die Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen.

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Die gesamte Studie:

Titelblatt Moorstudie

Zahlen zum Bodenverbrauch

  • 12 Hektar an Äckern, Wiesen und Wäldern fallen dem Flächenfraß durchschnittlich täglich zum Opfer.
  • Seit 2002 gibt es ein offizielles Ziel der Bundesregierung den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar/ Tag zu begrenzen. Entsprechende Maßnahmen um dieses Ziel zu erreichen gibt es auch 20 Jahre später nicht.
  • 52% der verbrauchten Bodens ist auch versiegelt, sprich mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen.
  • Die verbaute Fläche in Österreich ist seit 2000 um ein Drittel gewachsen.
  • Nur mehr 7% Österreichs sind weitgehend naturbelassen
  • Flächenfraß macht auch vor bedeutenden Naturräumen nicht halt. Besorgniserregend viel Flächen in wertvollen Gebieten werden als Bauland gewidmet.
  • Nur intakter Boden kann CO2 speichern. Versiegelter Boden hingegen nichts.
  • Die Anzahl der Fachmarktzentren hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Derzeit gibt es rund 280 Fachmarktzentren – meistens an Ortsrändern.
  • Mit 128.000 Straßenkilometern hat Österreich im internationalen Vergleich ein extrem dichtes Straßennetz. Das entspricht 14,3 Straßenkilometern pro Einwohner:in. Zum Vergleich: Deutschland und die Schweiz haben ein Straßennetz von knapp 10 km pro Kopf
  • In Österreich stehen pro Kopf 1,55 Quadratmeter Einkaufsfläche zur Verfügung. Ein Spitzenwert, Österreich liegt damit europaweit auf Platz 3 hinter Belgien und den Niederlanden.

 

 

 

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