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© Steve Morello / WWF

Folgen der Klimakrise: 1,5 Grad versus 2 Grad

8 Zukunftsthemen im Überblick

5. Dezember 2023

Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wichtig ist, dass keine Zeit mehr verloren wird, denn jeden Tag wird es schwieriger, das Klima zu stabilisieren.

Der Klimavertrag von Paris hat 2015 erstmals die Begrenzung der Erderhitzung auf die notwendigen 1,5 Grad Celsius festgeschrieben. Er ist von nahezu allen Staaten der Welt völkerrechtlich bindend beschlossen worden, darunter auch Österreich. Dieses Ziel gilt es dringend umzusetzen!

Wie dramatisch die Folgen der Klimaerwärmung bei 2 Grad im Vergleich zu 1,5 Grad Celsius, zeigte ein IPCC-Sonderbericht. Das Fazit kurz zusammengefasst: Eine Erwärmung um 2 Grad Celsius hätte deutlich drastischere Folgen für Artensterben, Extremwetter, die menschliche Gesundheit und den Anstieg der Meeresspiegel.

Wir zeigen 8 Zukunftsthemen, die deutlich machen, wie viel Unterschied jedes Zehntelgrad Erhitzung auf Mensch, Tier und Natur hat. Die Prognosen beziehen sich, so nicht anders angegeben, auf den Zeitraum bis zum Jahr 2100.

1. Artensterben: 1,5 Grad versus 2 Grad

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung vom Artensterben betroffen:
6% der Insekten
8% der Pflanzen
4% der Wirbeltiere

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung vom Artensterben betroffen:
18% der Insekten
16% der Pflanzen
8% der Wirbeltiere

Schon jetzt werden die Lebensräume vieler Arten verbaut, zerstückelt und übernutzt. Die Klimakrise setzt die Arten zusätzlich unter Druck: Trockenheit, Erhitzung und Versauerung bedrohen intakte Ökosysteme. Alleine durch die rasante Geschwindigkeit, mit der sich ihr Lebensraum während der Klimakrise verändert, gibt es für viele Tierarten keine Anpassungsmöglichkeiten mehr. Viele Arten sind durch die Klimakrise und die dadurch veränderten Bedingungen auf Wanderschaft. Zusätzlich schaffen wärmere Winter günstige Bedingungen für Krankheitserreger – dadurch steigt das Risiko für die Verbreitung von Krankheiten und auch die Übertragung auf den Mensch.

Die Zerstörung von Lebensräumen und das Verschwinden von Arten bringt unsere Lebensgrundlagen in Gefahr und reduziert auch die Leistungen, die die Natur für uns Menschen bereitstellt: Etwa saubere Luft und sauberes Wasser, die Bestäubung von Nahrungspflanzen, Hochwasserschutz oder Raum für seelische und körperliche Erholung. Das schadet der Lebensqualität und dem Lebensunterhalt von Milliarden von Menschen sowie ganzen Wirtschaftszweigen.

2. Korallensterben: 1,5 Grad versus 2 Grad

Korallenriff

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung:
Mindestens 70 % aller Korallenriffe auf der Welt sind bis 2050 verschwunden.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung:
Alle Korallenriffe weltweit sind bis 2050 praktisch zur Gänze verschwunden.

Wenn sich überschüssiges CO2 in den Ozeanen löst, erhöht sich dadurch ihr Säuregrad. Dieser Prozess wird auch Ozeanversauerung genannt. Bei einer Reduktion der CO2-Emissionen und einer Stabilisierung der Erwärmung auf 1,5 Grad, wären Ozeanversauerungen voraussichtlich weniger schädlich und mehr Korallenriffe würden bestehen bleiben.

Schätzungsweise 25 % aller Meereslebewesen – darunter über 4000 Fischarten – sind zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebenszyklus von Korallenriffen abhängig. Kleine Meerestiere können in den Riffen Schutz suchen und Nahrung finden. Diese kleinen Meerestiere werden von größeren Fischarten gefressen, die dann wiederum Menschen ernähern. Das Korallensterben verursacht somit auch einen Rückgang der Fischbestände und hat so direkte Auswirkungen auf Millionen von Menschen. Und neben ihrer Funktion als Lebensraum für Meerestiere erbringen Korallenriffe wertvolle Ökosystemleistungen. Sie schützen die Küsten vor Unwetter, fixieren CO2 und recyclen Nährstoffe.

3. Hochwasser: 1,5 Grad versus 2 Grad

Hochwasser

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung:
Besteht ein 100 % höheres (also doppelt so hohes) Hochwasserrisiko.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung:
Besteht ein 170% höheres Hochwasserrisiko.

Bei einem Anstieg auf 2 Grad Celsius würde es in allen Landgebieten zu mehr extrem heißen Tagen führen. Zudem würde es in einigen Regionen zu einer Zunahme von Starkniederschlägen kommen. Ein Grund dafür ist, dass die Luft pro Grad Erwärmung 7 Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Das äußert sich dann in Form von Niederschlägen oder Gewittern.

4. Extreme Hitzewellen: 1,5 Grad versus 2 Grad

Stephansdom

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung sind:
9 % der Weltbevölkerung (700 Millionen Menschen) extremen Hitzewellen mindestens einmal alle 20 Jahre ausgesetzt.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung sind:
28 % der Weltbevölkerung (2 Milliarden Menschen) extremen Hitzewellen mindestens einmal alle 20 Jahre ausgesetzt.

Hitze in den Städten ist jetzt schon ein großes Problem, denn städtische Wärmeinseln verstärken oft die Folgen von Hitzewellen. Frühere Hitzerekorde gelten heutzutage als Durchschnitt. Die Zahl der Hitzetage (also mindestens 30 Grad) hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Wenn der Ausstoß der Treibhausgase weltweit so weitergeht, wird der derzeitige Extremwert von 40 Hitzetagen pro Jahr bald bei noch völlig unvorstellbaren 60 bis 80 Tagen liegen. Bei einer Erhitzung von 1,5 Grad könnten die Hitzetage in Österreich knapp über dem aktuellen Niveau bleiben.

Das wäre ein großer Unterschied für uns Menschen. Denn jegliche Zunahme der Erwärmung wirkt sich sehr negativ auf die menschliche Gesundheit aus. Zahlreiche Studien belegen, dass in Europa mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Wetterextreme.

5. Dürreperioden und Wassermangel: 1,5 Grad versus 2 Grad

Dürre

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung sind: 
50 Millionen Menschen im urbanen Raum von Dürre und Wasserknappheit betroffen.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung sind:
410 Millionen Menschen im urbanen Raum von Dürre und Wasserknappheit betroffen.

Die Anzahl der Dürren sind laut UN-Dürrebericht seit dem Jahr 2000 um 29 Prozent gestiegen. Derzeit leben 3,6 Milliarden Menschen in Gebieten, in denen mindestens einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Noch ist vor allem der afrikanische Kontinent betroffen. Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung unter Dürren leiden.

Regenverwöhnte Regionen wie Österreich sind auf Dürren wenig vorbereitet. Mittlerweile verursachen Dürren in Österreich aber mehr Schäden als alle anderen Naturkatastrophen zusammen. Bis 2050 wird eine Zunahme von Dürreschäden auf das Vierfache erwartet. Längst ist nicht mehr nur die Landwirtschaft von wenig Niederschlag, sinkenden Grundwasserspiegeln und Flussständen betroffen, sondern auch Trinkwasser, Industrie, Energieproduktion und Transport.

Gleichzeitig werden die jährliche Gesamtniederschlagsmengen in Österreich künftig zunehmen. Neben den trockeneren Sommern, wird es auch nässere Winter geben. Da aber gerade bei Starkregenereignissen viel Wasser oberflächlich abfließt und nicht als Grundwasser im Boden gespeichert werden kann, sind gesunde Böden und intakte Feuchtgebiete in Zukunft besonders wichtig. Sie können größere Wassermengen in den nassen Monaten einspeichern, sodass diese auch in den trockenen Sommermonaten zur Verfügung stehen.

6. Gletscherschmelze: 1,5 Grad versus 2 Grad

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung sind:
50% der Gletschermasse von 2015 geschmolzen.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung sind:
60 % der Gletschermasse von 2015 geschmolzen.

Eine Folge jeglicher zusätzlicher Erwärmung wäre die stärkere Schmelze von Eisschilden und Gletschern. Das führt zu einem verstärkten Meeresspiegelanstieg, der noch lange nach der Stabilisierung der atmosphärischen CO2-Konzentration anhalten würde. Global gesehen sind Gletscher oft auch Süßwasserspeicher.

7. Verlust des Arktischen Meereises: 1,5 Grad versus 2 Grad

arktis-packeis-eisbaeren

Bei 1,5 Grad Celsius Erhitzung gibt es:
Alle 100 Jahre einen eisfreien Sommer in der Arktis.

Bei 2 Grad Celsius Erhitzung gibt es:
Alle 10 Jahre einen eisfreien Sommer in der Arktis.

Die Erderwärmung ist auf manchen Kontinenten deutlicher sichtbar als auf anderen. Besonders stark zeigen sich die Folgen der Erderwärmung in der kalten Jahreszeit in der Arktis sowie in der warmen Jahreszeit in den Regionen der mittleren Breiten.

Die Eisflächen am Meer sind entscheidend für Wasser- und Luft-Temperaturen, den Salzgehalt des Meerwassers und damit auch der Meeresströmungen sowie der großräumigen Klimaentwicklung. Eine weitere Abnahme der arktischen Meereisfläche in der Zukunft könnte zu deutlichen Veränderungen führen – des Erdklimas, aber auch von arktischen Lebens- und Wirtschaftsräumen. Während einerseits tierische Lebensräume für Eisbären, Walrosse und Robben eingeschränkt werden, werden die Umweltgefahren durch mehr Schifffahrt und Abbau marinen Bodenschätze erhöht.

8. Anstieg des Meeresspiegels: 1,5 Grad versus 2 Grad

Verglichen mit 1,5 Grad Celsius Erhitzung steigt der Meeresspiegel bei 2 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 um zusätzliche 10 Zentimeter. Damit wären auch bis zu 10 Millionen mehr Menschen vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen. Neuste Forschungsergebnisse legen nahe, dass bis Ende des Jahrhunderts weltweit 630 Millionen Menschen vom Meeresspiegelanstieg unmittelbar betroffen sein könnten.

Der Meeresspiegelanstieg trifft sämtliche Küstenregionen der Erde – etwa durch Küstenerosion, Sturmfluten und Überschwemmungen. Länder, die sich keinen Küstenschutz leisten können, sind am stärksten betroffen. Böden versalzen und sind für die Landwirtschaft verloren, Sandstrände werden weggespült und bieten keine Eiablageplätze mehr für Schildkröten, Seevögel verlieren durch den Anstieg des Meeresspiegels ihre Nistplätze. Eine dramatische Folge vom Anstieg des Meeresspiegels ist zudem, dass immer mehr Regionen überschwemmt und somit unbewohnbar werden.

 

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