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Fotostrecke: Die Problemfelder der Verbauung Österreichs

Das kleine, bergige Österreich geht viel zu verschwenderisch mit seinen Böden um: 12 Hektar Boden wurden mit Stand 2022 jeden Tag verbraucht. Der Flächenfraß ist seit Jahrzehnten um ein Vielfaches höher als die von der Politik festgelegten 2,5 Hektar pro Tag. Zersiedlung, Straßenbau und Großinfrastrukturprojekte in den letzten Naturräumen sind die drei großen Problemfelder der Verbauung Österreichs.

 

Problem 1: Zersiedelung

Von Zersiedlung hat man vielleicht noch nicht gehört. Erlebt hat man sie in Österreich aber mit ziemlicher Sicherheit. Zersiedelung ist der Begriff für den Trend, dass sich Siedlungen, Gewerbeparks, Logistikzentren und Industriegebiete immer weiter in die Grünräume ausdehnen. Zurück bleiben verwaiste Ortskerne mit leerstehenden Gebäuden. Das Problem an der Zersiedelung: Die Wege zwischen Wohnhaus, Arbeitsstätten, Nahversorgung und Freizeitgestaltung werden immer weiter.

Dass Österreich an der Weltspitze des Zersiedelungstrends ist, hat auch unlängst eine Studie der Concordia University in Montreal gezeigt. Betrachtet man die Ausdehnung der Siedlungsfläche pro Kopf, liegt das kleine, bergige Österreich unter allen Staaten der Welt auf Platz neun.

Beispiel für Zersiedelung: Sonnenweiher in Grafenwörth

Im niederösterreichischen Grafenwörth entsteht derzeit auf 14 Hektar Fläche ein neuer Ortsteil rund um einen künstlich angelegten, sprich mit Plastikfolie ausgelegten, “Naturbadeteich”. Neben einem Hotel und einem „Bildungscampus” sollen 200 Wohneinheiten rund um den Teich errichtet werden.

Die Bebauung im Sonnenweiher erfolgt wenig flächeneffizient, ohne Dachbegrünung und kaum Photovoltaik-Anlagen. Außerdem fehlt ein Anschluss an den öffentlichen Verkehr und auch der Ortskern sowie Einkaufsmöglichkeiten sind am ehesten mit dem Auto zu erreichen. Außerdem gibt es Auffälligkeiten rund um den Grafenwörther Bürgermeister. Etwa, dass die Grundstücke, auf denen die neue Siedlung entsteht, teilweise im Besitz des Bürgermeisters waren, der folglich vom neuen Ortsteil profitierte.

Problem 2: Straßenbau

Es ist ein Teufelskreis. Die Zersiedelung, also die Abwanderung von Einzelhandel, Produktionsstätten und Wohngebieten an die Ortsränder, führt zu längeren Wegen, die zurückgelegt werden müssen und damit zu einer höheren Verkehrsbelastung. Denn sie verstärkt die Abhängigkeit vom Auto. In Österreich versucht man das Problem seit Jahrzehnten mit neuen Straßen, Ortsumfahrungen und Autobahnen zu lösen. So entstand eines der dichtesten Straßennetze Europas.

Allerdings führen mehr Straßen auch zu mehr Verkehr. Denn das Überangebot an Straßen macht die Peripherie attraktiver für Betriebsansiedlungen. Und so beginnt der Kreislauf von vorne. Straßen und Parkplätze machen fast die Hälfte der versiegelten Fläche in Österreich aus.

Beispiel Straßenbau: Ortsumfahrung Wiener Neustadt

Wiener Neustadt hat mit der Autobahn A2 und der Schnellstraße S4 bereits ein stark ausgebautes Straßennetz. Die Straßenausbauten führten in den vergangenen Jahrzehnten zu einer massiven Ausdehnung der Betriebsgebiete am Stadtrand, die Wiener Neustadt zu einer der Städte mit dem größten Bodenverbrauch pro Kopf in Österreich machen. Gleichzeitig ist die Innenstadt jene mit dem höchsten Anteil an leerstehenden Geschäftslokalen.

Durch die rund fünf Kilometer lange Ostumfahrung würden sich diese Probleme verschärfen. Alternativen zur geplanten Straße wurden nicht geprüft, stattdessen hält die Politik auf Stadt- und Landesebene weiter daran fest. Durch die Straße würden wertvolle Ackerflächen und Naturräume für immer zerstört werden.

Problem: Großinfrastruktur in Naturräumen

Auch die wertvollen Naturlandschaften der Alpen, die sogenannten „alpinen Freiräume“, geraten immer weiter unter Druck. Diese letzten 7 % Österreichs sind noch frei von großtechnischer Infrastruktur. Doch die Verbauung dringt selbst in diese letzten Bastionen der Natur vor. Expandierende Skigebiete und neue Wasserkraftprojekte sind die größten Bedrohungen.

Obwohl die Verbauung von Österreichs Flüssen mit 5.200 Wasserkraftwerken bereits extrem hoch ist, sind zahlreiche neue Projekte geplant. Die viel wichtigere Senkung des Energieverbrauchs hingegen hat immer noch keine politische Priorität. Für die Produktion von Strom werden weitere künstliche und teils riesige Speicherseen in den Alpen errichtet. Sie zerstören ganze alpine Hochtäler, entziehen den Flüssen der Umgebung Wasser und bewirken eine starke Belastung der Flüsse weiter unten im Tal.

Beispiel Großinfrastruktur in Naturräumen: Ausbau Kraftwerk Kaunertal

Tirol hat mit seinen insgesamt 960 Kraftwerken das Potenzial für naturverträgliche Wasserkraft längst ausgeschöpft. Dennoch werden immer noch neue Kraftwerke in ökologisch sehr sensiblen Gewässerabschnitten geplant – wie oben rechts im Bild das Längental.

Ein besonders dramatisches Beispiel ist der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Dafür würde das Platzertal, ein nahezu unberührtes Hochtal mit über 6 Hektar an wertvollen Moorflächen, hinter einem 120 Meter hohen Staudamm geflutet werden. Das Wasser für dieses Monsterprojekt soll aus den Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache kommen. Dafür müsste es in Tunneln durch mehrere Berge geleitet werden. Die Folge: Dem Ötztal, schon jetzt eines der trockensten Täler Tirols, soll bis zu 80% des Wassers entzogen werden. Das wunderschöne Platzertal würde – so wie das Längental – komplett zerstört.

Noch können wir dieses Monstervorhaben verhindern. Helfen auch Sie, unterschreiben Sie unsere Petition „Stopp Ausbau Kraftwerk Kaunertal“.

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