Fotostrecke: Die Zugvögel vom Neusiedler See
Zugvögel finden immer weniger Rastplätze, um sich auf ihren langen Reisen auszuruhen und Nahrung für den Weiterflug aufzunehmen. Der Neusiedler See zählt noch zu jenen Orten, an denen viele Vogelarten brüten und rasten können. Wir stellen dir 6 Vögel vor, die im Sommer am See zu finden sind.
© Wild Wonders of Europe/Jari Peltomaeki/WWF
1. Die Uferschnepfe
Der Vogel mit dem charakteristischen Schnabel frisst besonders gerne Würmer, Schnecken und Käfer. Wenn er auf der Suche nach Nahrung ist, stößt er den langen Schnabel dabei oft komplett in den Boden. Die Uferschnepfe brütet in Niedermooren, Sumpfwiesen und zeitweise überschwemmten Steppenflächen in Teilen Europas. Auch am Neusiedler See ist sie zu finden. Den Winter verbringt sie aber lieber in Westafrika.
Die europäischen Uferschnepfen-Bestände sind in den letzten Jahrzehnten um mehr als die Hälfte geschrumpft. Grund dafür sind die Entwässerung, Überdüngung und zu häufige Mahd von Feuchtwiesen. Auch die Umwandlung von Wiesen in Äcker macht der Uferschnepfe zu schaffen. Im Gebiet rund um den Neusiedler See leiden die Tiere an der Trockenlegung von Lacken, Sümpfen und Feuchtwiesen.
© J. Kresse/4nature
2. Der Bienenfresser
Das bunte Federkleid des Bienenfressers ist ein Hinweis auf seine tropische Verwandtschaft. Die meisten Bienenfresser-Arten leben in Afrika und Asien. Seine kulinarischen Vorlieben verrät sein Name bereits: Er fängt im Flug große und wehrhafte Insekten wie Bienen, Wespen, Hornissen und Libellen.
Er ist ein Weitstreckenzieher, den man von Mai bis September vor allem im Osten Österreichs bewundern kann – etwa am Neusiedler See. Den Winter verbringt der Bienenfresser in den Savannen Ost- und Südafrikas. Dort folgt er den Buschfeuern und jagt Termiten und Heuschrecken. Der wärmeliebende Bienenfresser profitiert vom Klimawandel, seine Bestände haben in den letzten Jahren stark zugenommen.
© Ola Jennersten/WWF Sweden
3. Der Kampfläufer
Durch sein Balzverhalten hat der Kampfläufer seinen Namen bekommen: Die Männchen versammeln sich zu „Turnieren“, um die Weibchen zu beeindrucken. Kampfläufer brüten im hohen Norden, jenseits der polaren Waldgrenze. Den Winter verbringen sie in den Feuchtgebieten Westafrikas. Die Strecke zwischen ihren Überwinterungsplätzen und den Brutgebieten legen sie im Non-Stop-Flug in Etappen zurück, die schon einmal 4000 Kilometer lang sein können.
Nach diesen Marathon-Leistungen müssen sie sich in nahrungsreichen Gebieten für zwei bis drei Wochen ausruhen, um weiterfliegen zu können. Durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen und Lacken rund um den Neusiedler See verlieren die Kampfläufer leider lebenswichtige „Tankstellen“.
© M. Romulic
4. Die Graugans
Spätestens seit der wunderbaren Reise des Nils Holgersson kennt man Gänse als Zugvögel, die lange Reisen unternehmen. Auf die heimische Graugans trifft das nur mehr teilweise zu. Die am Neusiedler See brütenden Graugänse sind im Winter früher bis nach Tunesien gezogen. Durch den Klimawandel, aber auch durch den verbesserten Schutz vor Verfolgung hat sich ihr Zugverhalten geändert.
Graugänse bleiben nun im Winter bei uns und treffen hier auf ihre Artgenossen aus Nordeuropa, die weiterhin wandern und das Gebiet rund um den Neusiedler See nun ebenfalls zum Überwintern nutzen.
© M. Romulic
5. Der Purpurreiher
Dem rötlich-braunen Reiher ist seine Ruhe heilig und er reagiert meist sehr empfindlich, wenn er gestört wird. In Gegenden, in denen öfter mal Menschen unterwegs sind, bekommt man ihn deshalb kaum zu Gesicht. Sowohl die Brutplätze, als auch die Nahrungsgebiete des Purpurreihers liegen in ausgedehnten Schilfgebieten. Deshalb ist der Neusiedler See eines seiner wichtigsten europäischen Brutgebiete.
Zum Überwintern zieht der Purpurreiher in die weiträumigen Überschwemmungsgebiete afrikanischer Flussniederungen und Seen. Am Neusiedler See gerät der Purpurreiher durch die fortschreitende Überalterung der Schilfbestände in Gefahr. Denn wenn das Schilf zu alt wird, fühlen sich Vögel dort nicht mehr wohl. Fehlende Wasserstandsschwankungen und die Unterdrückung von Schilfbränden verhindern eine Verjüngung des Schilfs.
© Yifei Zhang/WWF
6. Der Säbelschnäbler
Wegen des gebogenen Schnabels hat der Säbelschnäbler seinen Namen bekommen. Er fühlt sich ausschließlich in salzhaltigen Gewässern wohl. Dazu gehören Lagunen, Flussmündungen, Salinen und Fischteiche an der Meeresküste, aber auch Salzseen im Binnenland. Der Säbelschnäbler ist deshalb ein typischer Brutvogel der Salzlacken im Gebiet des Neusiedler Sees.
Im Winter zieht der Säbelschnäbler an die Küsten des Mittelmeers. Die heimischen Brutbestände haben in den letzten Jahrzehnten zwar zugenommen, sie sind aber durch die fortschreitende Entwässerung der Salzlacken und Salzsteppen akut gefährdet.