INNBewegung: Die Rückkehr des Bibers – Episode 7
Der Biber kehrt zurück an den Inn
Vor 100 Jahren war der Biber in Europa schon fast ausgestorben. Doch in Folge umfassender internationaler Schutzbemühungen konnte sich sein Bestand wieder erholen. Insbesondere in den großen Talräumen, wie im Donau- oder Inntal, haben sich bereits wieder stabile Populationen etabliert. Dieser Erfolg im Artenschutz trifft aber nicht überall auf Begeisterung – das zeigt sich auch am Inn. Denn die Flusslandschaft dient nicht nur der Tier-und Pflanzenwelt als bedeutender Lebensraum, sie übernimmt auch für den Menschen verschiedenste Funktionen. Und so ergeben sich ganz unterschiedliche Nutzungsinteressen am Inn – und damit manchmal auch Konflikte.
Rückkehr des Bibers stößt nicht nur auf Freude
Ein Paradebeispiel dafür ist der Biber, der nicht nur in Auen lebt, sondern diese auch grabend, stauend und nagend aktiv mitgestaltet – oft zum Leidwesen anderer Nutzer. Kein Wunder also, dass sich auch an dieser eigentlich unscheinbaren Art so mancher Konflikt entzündet. Mittlerweile sind die Spuren des Bibers in weiten Teilen des Tiroler Inntals deutlich sichtbar. Er fällt die Bäume aber nicht nur zur Beschaffung von Baumaterial für seinen Unterschlupf. Auf diese Weise kommt er auch an nährstoffreiche Knospen heran, von denen er sich ernährt. Das ist für ihn besonders wichtig, wenn die grüne Vegetation im Winter nicht mehr vorhanden ist. Dann frisst ein erwachsener Biber am Tag bis zu fünf Kilogramm Rinde. Ganz weit oben auf seinem Speiseplan stehen Weiden, Pappeln und im Sommer auch Rohrkolben – alles typische Auengehölze. Trotzdem gelten Biberreviere als besonders artenreiche Biotope. Denn Biber helfen mit, Auen aktiv zu revitalisieren, wodurch sie als Landschaftsgestalter einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt haben. Durch Biberdämme entstehen neue Habitate und wertvolle Strukturen – etwa für Amphibien, Libellen und Kleinfische, wodurch sich die Aktivitäten des Bibers nachweislich positiv auf eine Vielzahl von Arten auswirken. Aber sie bringen auch Probleme mit sich.
Biber, © by Toni Vorauer
Weil der Biber Seitengewässer aufstaut und größere Ufergehölze fällt, ist er vor allem den Landwirten ein Dorn im Auge. Denn seine Dämme können dazu führen, dass an den Fluss angrenzende Wiesen und Felder unter Wasser gesetzt werden. Darüber hinaus fressen Biber auch die Früchte vom Feld, wie Mais, Raps und Sonnenblumen, weshalb es die Landwirte am liebsten sehen würde, wenn lokale Biberfamilien umgesiedelt würden. Auch manche Fischereiverbände, die das Wohl und den Erhalt der lokalen Fischpopulationen im Inn fokussieren, sehen Probleme. Denn der Biber ist auch an den Seitengewässern des Inn aktiv und erreichtet dort Dämme, weshalb die Fische den Fluss nicht mehr passieren können. Und das kann sich für manche Art langfristig negativ auswirken. Ein Beispiel dafür ist die Äsche, die an ihrer gewohnten Wanderung entlang des Flusses ohnehin schon durch künstliche Barrieren gehindert wird – und manchmal auch durch einen Biberdamm.
Innovative, wirksame Lösungen
Hier entsprechende Lösungen zu finden, ist eine besondere Herausforderung, da der Biber als hochentwickeltes Säugetier sehr anpassungsfähig ist. Deshalb hat das Land Tirol bereits seit über 10 Jahren ein Bibermanagement etabliert, mit dem versucht wird, Konflikte frühzeitig zu erkennen und wirksame Lösungen anzustoßen. Auch das INNsieme-Projekt ist bemüht, beim Thema Biber Annäherung und Kompromisse zwischen den verschiedenen Akteuren zu fördern. Darüber hinaus werden in einem richtungsweisenden Modellversuch an zwei ausgewählten Biberdämmen derzeit innovative Lösungen erprobt, um diese wieder für Fische durchgängig zu machen. Auch Umgehungsgerinne stellen eine gute Lösung dar, durch die Fische die Biberdämme umschwimmen können, und ein Zusammenleben auf engstem Raum wieder ermöglicht wird. Dann wäre damit gleich zwei sehr wichtigen Arten für den Inn geholfen.
Kurzfilm-Serie – 10 spannende Folgen über den Inn
Wir zeigen Ihnen die vielschichtigen Facetten des Inns: Von seinem wilden Ursprung in der Schweiz, seinen wenig verbliebenen Naturoasen, erfolgreichen Renaturierungen bis zu den harten Verbauungen durch Verkehrsnetze, Hochwasserschutz und Wasserkraft. Mit dem Projekt INNsieme will der WWF Österreich einen Beitrag dazu leisten, dass der Inn im Jahr 2030 wieder die Lebensader des Inntals ist. Die wöchentliche Serie startete am 29. Juni 2021 auf dem Youtube-Kanal von WWF.at!
Weitere Episoden und den Video-Trailer finden Sie in der Übersicht zu unserer WWF-Kurzfilm-Serie über den Inn.