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© Kirchmeir

Mehr bunte Wälder für Österreich

Der Wald bedeckt fast die Hälfte der österreichischen Staatsfläche. Der Großteil davon wird intensiv bewirtschaftet. Nur etwa elf Prozent der heimischen Wälder sind gesunde, lebendige Naturwälder und nur 0,8 Prozent sind ausreichend streng geschützt. Besonders in Anbetracht der Klimakrise dürfen nicht noch mehr intakte Waldlebensräume verloren gehen.

Die Naturschutzorganisation WWF fordert daher eine Trendwende in der Forstpolitik. Monokulturen sind anfällig gegen extreme Wettersituationen und bieten nur wenigen Arten eine Heimat. Im Gegensatz dazu sind Naturwälder und naturnahe Wälder robust und daher wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise.

Extremwetterphänomene wie Hitze und Starkregen sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Die Auswirkungen der Klimakrise werden zunehmend sichtbar. Einer der wichtigsten Schutzschilder ist der Wald. Aktuell ist er aber unter großem Druck. Von vielen Seiten: Die Wälder werden intensiv bewirtschaftet–aktuell werden 88 Prozent des Holzvorrates genutzt. Das ist recht viel, wenn wir mit einbeziehen, dass Österreich auch viele unwegsame Bergwälder aufweist. Hinzu kommt, dass auch der Wald unter dem Artensterben leidet – die Europäische Umweltagentur zeigt, dass nur 12 Prozent der Waldlebensraumtypen in gutem Erhaltungszustand sind. Zusätzlich ist die Klimakrise ein Turbo für die Verschlechterung des Waldzustandes. Besonders die naturfernen Forste wie die Fichtenmonokulturen im Mühl- und Waldviertel stehen am Abgrund.

„Durch Klimakrise und Artensterben sind wir vor allem auf naturnahe Wälder angewiesen. Sie speichern besonders viel CO2 und Wasser und kühlen nachweislich die Umgebung – und sie sind wichtige Hotspots für die Artenvielfalt und Rückzugsorte für die Bevölkerung.“ – Karin Enzenhofer

Viel besser gewappnet für die Klimakrise sind naturnahe Wälder – also Wälder, die verschiedene Baumarten haben, die viel Struktur wie etwa Totholz aufweisen und in denen unterschiedlich alte Bäume vorkommen. Bei denen ist das Risiko in Zukunft geschädigt zu werden, viel geringer als bei den künstlichen Monokulturen.

Aus Sicht des WWF Österreichs braucht es daher als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise im Wald einen klugen Mix an Strategien und Maßnahmen: Daher stellen wir ein 6 Maßnahmen-Programm vor.

Erste Maßnahme: Die Verankerung der Klimaschutzfunktion von Naturwäldern im Forstgesetz

Natürlichkeit der Wälder

Gesunder Naturwald speichert langfristig viele Tonnen Kohlenstoff. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten und ein Garant für gesunden Boden. Daher müssen wir die verbliebenen Naturwaldflächen erhalten. Als geeignetes Mittel sieht der WWF die Verankerung der Klimaschutzfunktion von Naturwäldern im Forstgesetz.

Zweite Maßnahme: Näher an der Natur arbeiten

Die Forstwirtschaft in Österreich bekennt sich schon seit langer Zeit zum Prinzip der Nachhaltig. Oft wird darunter nur verstanden, dass die Erntemenge den verbleibenden Holzvorrat im Wald nicht überschreiten darf. Umfassende Nachhaltigkeit hingegen beinhaltet viel mehr: Es erfordert ein Mindestmaß an Waldnaturschutz auf gesamter Fläche. Erhalt und Förderung von Biotopbäumen und Altholzinseln, der Verzicht auf ein zu dichten Forststraßennetz und von exotischen Baumarten als einige Beispiele. Damit diese nötigen Zukunftsmaßnahmen festgelegt werden ist die Entwicklung einer bundesweiten Leitlinie für eine „Gute ökologisch-forstliche Praxis“ nötig. Die finanzielle Förderung von Maßnahmen sollte an die Umsetzung der Leitlinie geknüpft werden.

Dritte Maßnahme: Besseres Management von Schutzgebieten

Aktuell sind nur 0,8 Prozent der Waldfläche effektiv geschützt. Für die Erhaltung der Artenvielfalt im Wald werden noch mehr strenge Schutzgebieten notwendig. Zusätzlich braucht es klarere Regelungen in jenen Wirtschaftswäldern, die unter geringerem Schutz stehen (wie beispielsweise Natura 2000-Gebiete). Viele Waldarten sind in keinem günstigen Erhaltungszustand und brauchen gut ausgestaltete Managementpläne, in denen die nötigen Erhaltungsziele und –maßnahmen möglichst konkret definiert werden.

Vierte Maßnahme: Ökologische Ausrichtung verschiedener Rechtsgrundlagen

Nicht nur finanzielle Anreize, auch relevante Rechtsmaterien brauchen eine ökologische Ausrichtung. Rechtliche Unklarheiten müssen behoben werden. Unklare Regelungen führen im Konfliktfall oft zu Entscheidungen gegen die Natur oder liefern unzureichende Planungssicherheit. Diese Ambivalenzen müssen mittels neuer Regelungen im Forstgesetz gelöst werden. Das betrifft die unklare Situation zur Verkehrssicherungspflicht und Baumhaftungsregelungen, die aktuell zur Gefährdung der Biodiversität beiträgt und Waldbesitzer massiv einschränkt. Zusätzlich braucht es verständliche Regelungen bei Naturverträglichkeitsprüfungen bei forstlicher Nutzung in Natura-2000-Gebieten, wenn dadurch erheblich negative Auswirkungen auf Schutzgüter drohen.

Fünfte Maßnahme: Intensivierung der Waldforschung

Der Wissensstand über Waldarten und ihre Waldlebensräume ist teilweise sehr lückenhaft. Daher muss die Datenlage dringend verbessert werden. Dazu zählt auch der Ausbau des Naturwaldreservate-Programms, österreichweite Forschungsprogramm zur Untersuchung der Walddynamik und Abschätzung der Auswirkungen der Klimakrise auf Waldlebensräume. Daher sollte es unbedingt ausgebaut und die Finanzierung abgesichert werden.

Sechste Maßnahme: Finanzielle Anreize schaffen und Forst-/Waldförderungen fokussiert und wirksam klima- und biodiversitätsrelevant einsetzen!

Schon bisher unterstützen Bund, Länder und die Europäische Kommission eine breite Palette von Waldaktivitäten. Diese reichen von waldbaulichen Maßnahmen, über Forststraßenbau bis hin zur Waldpädagogik. Die reine Quantität unterschiedlicher Förderungen und das bisher verfolgte Gießkannenprinzip bei Fördervergaben, führt aber zu keinen messbaren Fortschritten in Richtung einer Zielerreichung im Waldnaturschutz. Um jedoch der Klima- und Biodiversitätskrise effektiv zu begegnen, bedarf es auf die Wirksamkeit ausgerichtete Maßnahmen.

Für mehr Informationen finden Sie zum Download das WWF Waldpositionspapier und eine Kurzzusammenfassung der Maßnahmen. Zusätzlich stellen wir gerne ein umfangreiches Hintergrundpapier auf Anfrage zur Verfügung.

Weitere Infos

Lies hier mehr

Alt- und Totholz in der Praxis
Die Zukunft der österreichischen Wälder
Publikationen des WWF zum Thema Wald in Österreich
WWF-Bericht zum Zustand der FFH-Waldlebensraumtypen und -arten