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© Adriano Gambarini

Rettungsaktion: Das Massensterben der Flussdelfine

24. Oktober 2023

Fast unerträgliche 40 Grad ist das Wasser im brasilianischen Lago de Tefé mittlerweile heiß – zu heiß für die Flussdelfine. Seit einigen Wochen sterben die seltenen Tiere dort massenweise. 153 Flussdelfine sind der anhaltenden Dürre im Amazonasgebiet seit dem 25. September bereits zum Opfer gefallen. Betroffen sind sowohl der rosa Flussdelfin als auch der Tucuxi-Flussdelfin. Dabei hat die Trockenzeit gerade erst begonnen. Doch bereits jetzt hat die Dürre dem Lago de Tefé viel zu viel Wasser entzogen.

Der WWF versucht möglichst viele Flussdelfine zu retten. Unsere Kolleg:innen aus Brasilien sind vor Ort – doch wir brauchen auch Ihre Unterstützung, denn es ist ein Rennen gegen die Zeit!

Wie hilft der WWF?

Menschen vor Ort unterstützen: Die Dürre und der Mangel an Wasser sind eine Bedrohung für Menschen und Tiere. Auch Fische, eine wichtige Proteinquelle für die dortige Bevölkerung, verenden derzeit im See. Allein im brasilianischen Bundesstaat Rondônia sind schon 640 Familien ohne sauberes Wasser und ohne ausreichend Lebensmittel.

Noch lebende Delfine bergen: Der WWF und Expert:innen vom staatlichen Mamirauá-Institut bringen geschwächte Tiere von den Flachwasserzonen des Sees in tiefere Gewässer. Dort haben die Flussdelfine eine höhere Überlebenschance. Diese Bergungen sind extrem aufwändig und teuer. Ein Transport in nahegelegene Flüsse ist leider nur bedingt sinnvoll, weil auch dort die Überlebenschancen kaum besser sind.

Rettungsstation für geschwächte Tiere: Zudem hilft der WWF beim Aufbau einer schwimmenden Rettungsstation für geschwächte Tiere. Ein Floß mit Wasserbecken wurde dafür vorbereitet, gerettete Tiere aufzunehmen. Dort können die Flussdelfine kontinuierlich beobachtet werden.

Überwachung der verbliebenen Delfine: Der WWF kümmert sich auch um die verbliebenen Delfine im Lago de Tefé. So werden etwa Patrouillenfahrten durchgeführt, um die noch lebenden Flussdelfine bestmöglich zu überwachen.

Untersuchung von Kadavern: Der WWF unterstützt auch die Bergung und Untersuchung von Kadavern. Das ist wichtig, damit das verbliebene Restwasser nicht noch stärker verunreinigt wird. Durch Analysen von Gewebeproben sollen außerdem mehr Details zu den Ursachen des Massensterbens bekannt werden. Bislang gehen Expert:innen davon aus, dass anhaltende Hitze und Trockenheit die Auslöser sind.

Untersuchung von Boden- und Wasserproben: Um alle Faktoren zu berücksichtigen und die Ursache des Massensterbens im Detail zu klären, werden vor Ort auch Boden- und Wasserproben entnommen. Forscher:innen analysieren diese und prüften unter anderem, ob eventuell ein Algengift eine Rolle beim Tod der Tiere gespielt hat. Untersuchungen der Flussdelfine haben dies jedoch nicht bestätigt. Als Auslöser wahrscheinlicher ist der Hitzestress, dem die Flussdelfine ausgesetzt waren.

Stark gefährdete Delfinart

Weltweit gibt es nur noch sechs Flussdelfin-Arten, die alle stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. Im Lago de Tefé leben vermutlich 1.400 Flussdelfine, darunter circa 900 rosa Flussdelfine. Diese Flussdelfin-Art ist die größte: Die Tiere werden bis zu 2,5 Meter groß und können 130 Kilogramm wiegen.

Leider sind rosa Flussdelfine ohnehin schon sehr selten und gelten laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“. Denn die Art ist vielen Bedrohungen ausgesetzt. Rosa Flussdelfine werden entweder gezielt gejagt oder enden als Beifang, weil sie sich in den Netzen verfangen. Die Tiere leiden unter dem illegalen Goldabbau, der die Flüsse mit Quecksilber belastet. Wasserkraftwerke blockieren ihre Wanderwege. Mit dem Klimawandel kommen nun weitere Bedrohungsfaktoren hinzu.

flussdelfine

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