Delfine und Wale im Mittelmeer
Hättest du das gedacht? Im Mittelmeer leben nicht nur Delfine, Haie und Robben, sondern auch ganz große Wale. Sie brauchen einen Rückzugsort, wo sie sich von den zahlreichen Bedrohungen erholen können. Diesen finden sie im Walschutzgebiet Pelagos. Der WWF hat dazu beigetragen, es einzurichten. Das Pelagos-Schutzgebiet liegt in der Meeresregion zwischen Sardinien und den Küsten Frankreichs, Monacos und Italiens. Es ist größer als die Fläche von Österreich und ein wichtiger Lebensraum für beeindruckende Meeressäuger wie Finnwale, Pottwale oder auch Orcas.
Einige der dort vorkommenden Wale stellen wir dir hier vor. Wie Wale sich untereinander verständigen, erfährst du hier. Und hier kannst du mehr über ihre kilometerweiten Wanderungen lesen.
Der Finnwal – rasender Riese
Der Finnwal schwimmt im Mittelmeer vor den Küsten von Frankreich, Sardinien und dem italienischen Festland. Und das schnell! Mit bis zu 40 km/h ist er einer der schnellsten Wale. Rekordverdächtig ist auch seine Länge: zwischen 25 (Männchen) und 27 (Weibchen) Meter. Damit ist er nach dem Blauwal das zweitgrößte Tier der Erde!
Finnwal © naturepl.com / Mark Carwardine / WWF
Der Finnwal gehört zu den Bartenwalen. Anstelle von Zähnen, hat er Barten. Damit siebt er winzige Krebse, den sogenannten Krill, aus dem Meer. Oft hält er sich in mehreren hundert Metern Tiefe auf, was für Bartenwale ziemlich außergewöhnlich ist. Zum Atmen muss er spätestens alle 15 Minuten an die Oberfläche auftauchen.
Bartenwale können sehr laute Töne ausstoßen, die hunderte von Kilometern weit zu hören sind. So verständigen sie sich untereinander und wissen jeweils, wo die anderen sind. Mehr über die „Sprachen“ der Wale kannst du hier lesen!
Der WWF schätzt, dass es ca. 1.000 Finnwale im Pelagos-Schutzgebiet gibt. Jedes Jahr werden sechs Meter „kleine“ und 2.000 Kilo „leichte“ Neugeborene entlang der Küsten der französischen Provence bzw. der Insel Korsika gesichtet. Finnwale können etwa so alt wie ein Mensch werden: 80 Jahre!
Der Pottwal – König der Taucher
Auch der bis zu 18 Meter lange Pottwal fühlt sich im Pelagos-Schutzgebiet wohl. Er gehört zu den Zahnwalen, denn er hat Zähne statt Barten. Die mächtigsten im gesamten Tierreich!
© B. J. Skerry/National Geographic Stock/WWF
Der Pottwal kann bis zu 3.000 Meter tief tauchen. Besonders auffällig ist sein großer, eckiger Kopf. Er nimmt fast ein Drittel seiner Körperlänge ein. Dieser Riesenkopf enthält eine wachsartige Substanz, die sich in der sogenannten Melone befindet. Diese Melone verleiht dem Pottwal seine ganz besondere Kopfform. Die genaue Bedeutung ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Man geht aber davon aus, dass die Melone zum Aussenden der Schallwellen, mit denen der Wal sich orientiert, dient. Denn gut sehen können sie im tiefen, dunklen Wasser nicht.
Pottwale können über eine Stunde unter Wasser bleiben ohne Luft zu holen! In den tiefen Gewässern fangen sie große Fische und ihre Lieblingsspeise, Riesenkalmare.
Der Grindwal – ein Delfin
Was ist der Unterschied zwischen Walen und Delfinen? Kurz gesagt: Jeder Delfin ist ein Wal aber nicht jeder Wal ist ein Delfin.
© pixabay
Dieser Langflossen-Grindwal gehört zu den Delfinen. Er wird bis zu sechs Meter lang und drei Tonnen schwer. Im Gegensatz zu Finn- und Pottwalen, die alleine oder in kleinen Gruppen leben, lieben Grindwale die Gesellschaft. Sie leben in so genannten Schulen. Bis zu mehrere hundert Tiere tummeln sich gemeinsam vor den Küsten.
Bei der nächtlichen Nahrungssuche tauchen die Grindwale in Tiefen bis zu 500 Meter ab. Sie fressen fast ausschließlich Tintenfische.
Grindwale verständigen sich durch Pfiffe in unterschiedlicher Tonhöhe. Dass sie so gesellig sind, wird den Grindwalen manchmal zum Verhängnis. Wird eines der Tiere verwundet und schwimmt davon, folgt ihm die gesamte Schule. Dabei geraten die Delfine manchmal in flaches Wasser. Dort kann es passieren, dass eine ganze Schule strandet. Wenn sie nicht von hilfsbereiten Menschen wieder zurück ins Meer gezogen werden, können dabei zahlreiche Tiere sterben.
Im Walschutzgebiet Pelagos und westlich davon, gibt es ca. 2.000 bis 10.000 Grindwale.
Blau-weißer Delfin: der verspielte Akrobat
Diese etwa 2,2 Meter kleinen Meeressäugetiere sind die häufigsten Delfine im Pelagos-Schutzgebiet. Der WWF hat zwischen 20.000 und 45.000 Tiere gezählt. Oft sind sie das ganze Jahr über vor den Küsten anzutreffen.
Diese Delfine haben ein ganz besonderes Farbmuster. Ihre Körperoberseite ist teils blau-, teils braungrau. Die Unterseite dagegen ist weiß bis rosa getönt. Außerdem haben sie zwei auffällige schwarze Längsstreifen. Deshalb werden sie auch Streifendelfine genannt
Ein Streifendelfin im Pelagos-Schutzgebiet © WWF Frankreich.
Diese Delfine sind sehr gesellig und oft in großen Gruppen unterwegs. Sie sind sehr neugierig, verspielt und akrobatisch und verbringen viel Zeit an der Oberfläche. Neben weiten Sprüngen sieht man sie Vorwärts- und Rückwärtssalti schlagen oder schnell auf dem Rücken schwimmen. Sie spielen auch gerne am Bug von Booten.
Die wichtigste Nahrung des Blau-weißen Delfins sind kleine Fische, z.B. Sardinen und Sardellen
Wer tummelt sich noch im Walschutzgebiet?
Im Pelagos-Schutzgebiet leben außerdem weitere Zahnwale wie Großer Tümmler, Gewöhnlicher Delfin sowie Rundkopfdelfin. Auch Orcas, Rauzahndelfine, Kleine Schwertwale und Zwergwale wurden schon gesichtet.
Rundkopfdelfine © WWF Frankreich
Vereinzelt taucht der sehr seltene Cuvier-Schnabelwal auf. Er ist besonders anfällig für Gefahren wie etwa heftigen Unterwasserlärm, der bei der Suche nach Öl oder Gas verursacht wird. Dafür werden Schallexplosionen eingesetzt, da das Echo Informationen über diese Bodenschätze enthält.
Die Lautstärke ist – auf menschliche Ohren umgelegt – achtmal so laut wie der Abflug eines Flugzeugs. Wenn solche Techniken zum Einsatz kommen, stranden immer wieder Wale.