Der Neusiedler See: Wieviel Trockenheit ist „normal“?
Vielleicht hast du davon gehört, dass nicht nur die Flüsse, sondern auch der Neusiedler See derzeit sehr wenig Wasser hat. Allerdings ist der Neusiedler See ganz anders als die übrigen Seen in Österreich! Als Steppensee ist er es gewohnt, sowohl mit sehr nassen, als auch mit extrem trockenen Zeiten umzugehen.
Eine ausgetrocknete Salzlacke im Seewinkel des Neusiedler See-Gebietes © Bernhard Kohler/WWF
Schlamm, Salz und trübes Wasser
Das Austrocknen ist für den Neusiedler See nicht nur normal, sondern er braucht sogar solche Dürrezeiten. Im Durchschnitt trocknet er ein bis zwei Mal in 100 Jahren aus. Obwohl der See weniger Schlamm bildet als andere Gewässer, sammelt sich dieser im Lauf der Zeit auf dem Seegrund an.
Erst wenn das Wasser wegtrocknet, kann sich der Schlamm an der Luft zersetzen, die Reste werden vom Wind weggeblasen. Nun hat der See wieder „Platz“ für neues Wasser. Die nächsten starken Regenfälle füllen ihn wieder auf, und der Kreislauf kann von vorne beginnen.
Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees © Michael Dvorak
Der See ist 13.000 Jahre alt
Noch einen weiteren natürlichen „Trick“ hat der 13.000 Jahre alte Neusiedler See auf Lager, damit er nicht verschwindet, obwohl er zwischendurch immer wieder austrocknet. Er enthält Salz! Zwar nicht so viel wie das Meer, aber doch eine beachtliche Menge.
Das Salz sorgt dafür, dass kleine Mineralteilchen im Wasser schweben, wodurch das Wasser trüb bleibt. So können sich Algen kaum vermehren, da ihnen das Sonnenlicht fehlt. Auf den Mineralteilchen sitzen salzliebende Bakterien. Diese zerlegen absterbende Algen rasch, sodass sie nicht zu Boden sinken und dort Schlamm bilden können.
Das Wasser des Neusiedler Sees ist natürlich trüb © WWF
In all den tausenden Jahren konnte sich der See so erhalten und ist nicht verlandet – das heißt, er hat sich nicht mit dem eigenen Schlamm zugeschüttet.
Gab es Hochwasser, trat der See über die Ufer und das Wasser überschwemmte die angrenzenden Wiesen im Seewinkel und im heutigen Ungarn. Das Hochwasser bildete den „Wasservorrat“ des Sees für trockenere Zeiten.
Das Wasser samt Salz im See lassen
Vor 100 Jahren wurde ein Kanal gebaut, um den Neusiedler See mit der Donau zu verbinden. Seither wird dem See im Hochwasserfall Wasser weggenommen und über diesen Kanal in die Donau geleitet.
Auch die ehemaligen Überschwemmungsflächen gibt es nicht mehr, sie sind jetzt Felder und Wiesen. Bis in die 1960er-Jahre wollte man den See sogar ganz trockenlegen, um noch mehr Ackerflächen zu schaffen.
Mit dem Wasser fließt jedoch auch das kostbare Salz davon. Umgekehrt fordern manche Politiker immer wieder, dass Donauwasser über diesen Kanal in den See geleitet werden soll, um ihn zu „retten“. Dieses klare Flusswasser würde den salzhältigen See jedoch zu stark „verdünnen“ und die Trübe würde verschwinden.
Das fordert der WWF
Für den WWF ist klar, dass eine Zuleitung von Donauwasser das natürliche Gleichwicht des Neusiedler Sees völlig zerstören würde, sodass er erst recht austrocknen würde.
Viel besser wäre, die verloren gegangenen Überschwemmungsräume wieder mit dem See zu verbinden. Dadurch könnte er seinen nassen Vorrat viel besser speichern und sein Wasserstand würde auf ganz natürliche Weise wieder steigen.
Badespaß im Neusiedler See
Wer in Seen baden will, sollte jetzt besonders aufpassen. Durch das niedrige Wasser kommen größere Steine, aber auch Abfall wie Glas oder Metall zum Vorschein. Daher besser langsam ins Wasser gehen und darauf achten, wohin die Füße treten.
Springt nicht blindlings in den Neusiedler See hinein, denn dazu er ist er jetzt gerade viel zu seicht – was man nicht merkt, weil das Wasser so trüb ist. Also: Vorsicht! Sonst aber steht dem Badespaß nichts im Weg.