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© Andre Dib

Unser Konsum zerstört die Wälder auf der ganzen Welt

Darum brauchen wir ein starkes EU-Waldschutzgesetz

23. Februar 2022

Auf der ganzen Welt werden Wälder und andere Ökosysteme wie Grasland, Feuchtgebiete und Savannen in alarmierendem Tempo zerstört. Der Grund dafür ist unser Hunger auf Rohstoffe wie Kaffee, Kakao, Palmöl oder Soja als Tierfutter. Denn diese Rohstoffe werden in Ländern angebaut, wo große Waldflächen oder andere Ökosysteme für die Landwirtschaft zerstört werden. Die hohe Nachfrage in der EU befeuert diesen Prozess. Es wurde Zeit, dass die EU Verantwortung für ihren Konsum übernimmt und neue Rechtsvorschriften für entwaldungsfreie Lieferketten erlässt. Die EU hat sich nun auf eine Verordnung geeignigt, die ein wichtiger Meilenstein für den besseren Schutz von Regenwäldern ist. 

Das Problem mit den Lieferketten

Wachsende Wirtschaft und steigender Konsum bedeuten auch einen höheren Rohstoffbedarf. Kann dieser nicht im eigenen Land gedeckt werden, werden Rohstoffe aus anderen Ländern importiert – so auch in der EU. Den Weg, den ein Produkt von seinem Anbau über die Verarbeitung bis zum Konsumenten/ zur Konsumentin geht, bezeichnet man als Lieferkette. Im Moment sind Lieferketten wenig transparent und es fehlen Kennzeichnungen. Daher ist es für Konsumentinnen und Konsumenten oft schwer nachvollziehbar, welche Produkte aus nachhaltigen Lieferketten stammen.

Doch wann sind Lieferketten nachhaltig? Dafür müssen verschiedene Faktoren stimmen. Einerseits darf der Anbau dieser Produkte nicht zur unkontrollierten Abholzung und Umwandlung von wichtigen Ökosystemen beitragen. Andererseits ist es wichtig, keine Menschenrechte bei der Produktion oder Ernte der Produkte zu verletzen. Auch eine Rückverfolgbarkeit und Transparenz der Lieferkette muss gegeben sein.

Waldzerstörung

Fakten & Zahlen

  • Die EU ist weltweit der zweitgrößte Waldzerstörer durch Importe
  • Deutschland, Italien, Spanien, England, Niederlande, Frankreich, Belgien und Polen verbrauchen 80 % der importierten waldzerstörenden Waren der EU
  • Das meiste importierte Produkt ist Soja
  • Mehr als 80 % des in Europa verbrauchten Soja wird für Tierfutter verwendet

EU-Importe befeuern die Ausdehnung der Landwirtschaft

Die Importe der EU sind die treibende Kraft hinter der Zerstörung von Ökosystemen für die Landwirtschaft. Alleine zwischen 2005 und 2017 wurden in tropischen Exportländern 5 Millionen Hektar Wald in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Das macht die Ausdehnung der Landwirtschaft in diesen Ländern zur größten Bedrohung für Wälder und andere natürliche Ökosysteme. Der Rohstoff der am meisten Waldzerstörung verursacht ist Soja. Denn davon werden in der EU jährlich mehr als 23 Millionen Tonnen verbraucht, wovon fast 22 Millionen Tonnen importiert werden.

Soja ist überall

Soja landet oft versteckt auf unseren Tellern, in Form von Fleisch, Fisch, Eiern oder Milchprodukten. Grund dafür ist, dass das importierte Soja meist als Futtermittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Aber auch bei Seifen, Schokolade, Eiscreme oder Kosmetik wird Soja verwendet.
Im Gegensatz dazu sind Tofu, Tempeh oder Soja-Milchalternativen nur für einen verschwindend geringen Anteil des Soja-Konsums verantwortlich. Sie bestehen meist aus sogenanntem „besseren Soja“, das meist nicht importiert wird, sondern aus europäischer (Bio-)Produktion stammt.

Darum brauchen wir ein starkes EU-Waldschutzgesetz

Die EU muss Verantwortung für die Folgen ihres Konsums übernehmen. Es reicht nicht aus, strengere Vorschriften in den Erzeugerländern einzuführen. Es braucht auch Maßnahmen in den Verbraucherländern, um der Naturzerstörung Einhalt zu gebieten. Die EU hat sich auf eine Verordnung geeinigt, die ein wichtiger Meilenstein für den besseren Schutz von Regenwäldern ist. Denn sie schreibt vor, dass Produkte, die am europäischen Markt landen, zukünftig nicht mehr mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen dürfen. Ein wichtiger Durchbruch: Die Bestimmung ist die erste weltweit, die gegen globale Entwaldung vorgeht. Ein wichtiger Schritt – doch weitere Verbesserungen sind notwendig.

 

Importierte Produkte

Zwischen 2005 und 2017 waren 80% der tropischen Entwaldung durch Importe der EU wie folgt aufgegliedert:

  • 31% Soja
  • 24% Palmöl
  • 10% Rindfleisch
  • 8% Holzprodukte
  • 6% Kakao
  • 5% Kaffee

 

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