© 2021 WWF
Wald in der Krise – WWF Waldbericht für Österreich
Der neue WWF Waldbericht für Österreich „Wald in der Krise“ ist die erste umfassende und unabhängige Analyse des heimischen Waldes mit Fokus auf Natur- und Klimaschutzfunktionen.
Die regelmäßigen Waldberichte des Landwirtschafts- und Forstministeriums hatten einen rein forstwirtschaftlichen Datenfokus und wurden 2015 eingestellt. Der neue WWF Waldbericht will einen Beitrag zu einer wissensbasierten Diskussion über die Zukunft des Österreichischen Waldes liefern. Der Fokus liegt darin, Natur- und Klimaschutzfunktionen des Waldes mit der forstwirtschaftlichen Praxis in Zusammenhang zu stellen.
Die Haupterkenntnisse aus der Studie
Obwohl Österreich sehr viel Waldanteil aufweist und die Waldfläche stetig steigt, sind nur noch 8 % als „sehr naturnah“ und nur drei Prozent als natürlich und vom Menschen unbeeinflusst („ahemerob“) einzustufen. Hauptverantwortlich für diesen geringen Anteil an artenreichem Naturwald ist die intensive Bewirtschaftung.
Aktuell werden 88 % des heimischen Holzvorrates durch die forstwirtschaftliche Nutzung entnommen. Obwohl viele Waldflächen in steilen, abgelegenen Berghängen liegen, ist damit die Waldnutzung in Österreich überdurchschnittlich intensiv. Vergleicht man die alpinen Wälder mit jenen in den Karpaten oder am Balkan, so ist der Anteil an erhaltenen Naturwäldern in Österreich gering. Hauptgrund ist die jahrhundertelange Nutzungstradition in Österreich, die weit zurückreicht und ihren Höhepunkt an Holznutzung vom 16. bis ins 19. Jahrhundert für die Eisen- und Salzgewinnung hatte.
Homogenität als Problem
Während in Naturwäldern eine typische Abfolge von Entwicklungsphasen ein buntes Mosaik von Arten und Lebensräumen entstehen lässt, führt die intensive Forstwirtschaft zu Baumbeständen, die gleichalt und homogenen sind. Das führt zu weit weniger Entfaltungsmöglichkeiten für die Natur und einer höheren Anfälligkeit für Schädlingsbefall und Umweltschäden. Der WWF Waldbericht für Österreich 2020 zeigt auf, dass die ökologisch wichtige Entwicklung hin zu mehr Durchmischung deutlich nachlässt: Hat der Laubholz- und Mischwaldanteil von Anfang der 1990er bis in die frühen 2000er Jahre noch um 3 % zugenommen, lag das Plus in Folge bis zum Beobachtungszeitraum 2007/2009 nur noch bei 2 % und schrumpfte in der aktuellen Periode 2016/2018 auf nur 1 %.
Es braucht ein Umdenken in der Waldbewirtschaftung
Durch die Klimakrise und das Artensterben wären besonders naturnahe Wälder als Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für gefährdete Arten wichtig. Hinzukommt auch, dass aktuell nur 0,8 % der Wälder davon unter strengem Schutz stehen. Durch Baumentnahmen, die Veränderung der Baumzusammensetzung, den Forststraßenbau sowie überhöhte Wildstände führt der starke menschliche Einfluss vielerorts zu labilen Wäldern, die schädlingsanfällig sind und weder für die Biodiversität noch im Kampf gegen die Klimakrise eine große Hilfe darstellen.
Es benötigt daher ein Umdenken in der Waldbewirtschaftung. Angesichts der enormen Bedeutung für den Kima- und Naturschutz müssten die letzten noch erhaltenen Naturwälder außer Nutzung gestellt und die Forstpraxis insgesamt ökologisiert werden.
Download
Download
Aktuelles zum Thema Wald
Tag des Waldes: WWF fordert schnelle Maßnahmen zum Schutz der Wälder
Heimische Wälder leiden unter den extremen Wetterphänomenen der Klimakrise – Naturnahe Wälder erfüllen wichtige Funktionen für Klima und Biodiversität – WWF fordert besseren Schutz für Österreichs Wälder
WWF: EU-Lieferkettengesetz gegen Entwaldung muss verschärft werden
Naturschutzorganisation kritisiert lückenhaften EU-Gesetzesentwurf – Berücksichtigung aller betroffenen Ökosysteme, mehr Transparenz in Lieferketten sowie Einbezug von gefordert
MUTTER ERDE und WWF präsentieren neue Studie zur Bedeutung alter Wälder als CO2-Speicher
Alte Wälder binden mehr CO2 als junge – Vorratsaufbau im Wald effektiver als Holznutzung – WWF fordert besseren Schutz von Naturwäldern und Verankerung der Klimaschutzfunktion des Waldes im Forstgesetz
Leben auf kleinstem Raum: Biotopbäume als Hotspot der Biodiversität
Waldreservate, Altholzinseln und Wildnisecken als Öko-Nischen für seltene Arten – Neue Broschüre von WWF und Bundesforste gibt Praxistipps, wie Vielfalt im Wirtschaftswald gefördert werden kann
Gemeinsam Biodiversität sichern
Wien/Eisenstadt, am 8. September 2021 – WWF Österreich und Esterhazy entwickeln Alt- und Totholzverbundsystem im Wirtschaftswald
WWF fordert Maßnahmenpaket für zukunftsfitte Wälder
Wien, am 4. August 2021 – Extreme Wetterereignisse werden aufgrund der Klimakrise immer häufiger – und bringen die heimischen Wälder zunehmend in Bedrängnis: „Trockenheit und...
Unterstützen Sie unsere
Österreichischen Projekte mit einer
Österreich-Patenschaft!
Werden Sie jetzt Pate und leisten Sie Ihren Beitrag zum Schutz der Natur. Alle Paten erhalten vier mal jährlich das Panda Magazin und jährlich den Paten-Report!