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Wieso die Natur für uns überlebenswichtig ist

Ökosystemleistungen und ihre Bedeutung für den Menschen

9. Oktober 2024

Eine intakte Natur hat bereits für sich selbst einen unermesslichen Wert. Aber auch für uns Menschen ist sie eine unverzichtbare Grundlage für unser Wohlergehen. Denn die Natur vollbringt Leistungen, von denen die Menschheit abhängig ist – diese werden Ökosystemleistungen genannt. Dazu zählen unter anderem die Versorgung mit Nahrung, die Regulierung des Klimas und das Bereitstellen von Ressourcen wie Holz.

Die Ökosystemleistungen sichern eine gute Lebensqualität, den Lebensunterhalt von Milliarden Menschen und ermöglichen das Bestehen ganzer Wirtschaftszweige. Wenn die Natur zerstört oder geschädigt wird, werden auch diese wichtigen Leistungen beeinträchtigt oder gehen verloren. Deshalb sind Renaturierungen auch für uns Menschen unverzichtbar. Dabei geht es darum, dass geschädigte oder zerstörte Ökosysteme wieder in einen naturnahen, intakten Zustand gebracht werden.

Dass die Natur uns Nahrung, sauberes Wasser und Rohstoffe wie Holz zur Verfügung stellt, ist wohl den meisten bewusst. Aber es gibt auch Ökosystemleistungen, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind.

Moore, Böden und Wälder als CO2-Speicher

Ein spannendes Beispiel ist etwa die Speicherung von CO2 in der intakten Natur. Jahrzehntelang haben Ökosysteme mehr als die Hälfte des von der Menschheit produziertem CO2 aufgenommen. Oft wird unterschätzt, wie bedeutend etwa Moore für unser Klima sind. Wie ein großer Schwamm nehmen sie das klimaschädliche Kohlendioxid auf und speichern es langfristig in Form von Torf. Generell sind unsere Böden ein wichtiger Klimafaktor, indem sie Kohlenstoff in Form von Humus speichern.

Auch Ökosysteme wie Wälder und Ozeane speichern enorme Mengen an CO2, und sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Wenn die überschüssigen CO2-Emissionen nicht mehr in natürliche Kreisläufe zurückgeführt werden können, bleiben sie in der Atmosphäre und belasten auch uns Menschen.

Weniger intakte Natur, mehr Extremwetter

Eine intakte Natur reguliert auch Extremwetterereignisse – doch diese Funktion kann sie nur ausüben, wenn der Mensch sie nicht zerstört. Studien zeigen, dass durch die Klimakrise häufigere extreme Starkregenereignisse verursacht werden. Aufgrund der globalen Erhitzung kann die immer wärmere Luft viel mehr Wasser aufnehmen. Somit sind auch die Niederschlagsmengen größer.

Intakte Feuchtgebiete können diese Starkregenereignisse teilweise abfedern indem sie Wasser zurückhalten, das dann langsam abfließt oder im Boden versickert. Auch intakte Wälder können überschüssiges Wasser aufnehmen, und so Abflüsse, Erdrutsche und Schäden durch Überschwemmungen verhindern. Strukturreiche, naturnahe Wälder sind außerdem widerstandsfähiger gegen Dürre oder Schädlingsbefall, die mit der Klimakrise zunehmen.

Zudem beeinflusst die Klimakrise die atmosphärische Zirkulation, also die Luftbewegungen in der Atmosphäre. Regenwolken bewegen sich langsamer und es fällt mehr Regen auf kleinere Gebiete. Das ist einer der Gründe dafür, warum es immer mehr Überschwemmungen gibt.

Natur schützt unsere Gesundheit

Beschädigte Ökosysteme verlieren auch ihre Schutzfunktion gegenüber negativen Auswirkungen auf uns Menschen. Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen, werden voraussichtlich in Zukunft noch häufiger auftreten, wenn Ökosysteme weiter zerstört und nicht umfassend wiederhergestellt werden. Durch die Zerstörung von Lebensräumen kommen Krankheitserreger häufiger in Kontakt mit Menschen. Der Schutz intakter Ökosysteme ist entscheidend, um das Risiko von Krankheiten und Pandemien zu senken und die Übertragung und Ausbreitung zu begrenzen.

Die Natur bietet uns Menschen zudem Unmengen an medizinischen Ressourcen. Knapp zwei Drittel der Arzneimittel gegen Krebs stammen etwa aus der Natur oder sind von ihr inspiriert. Außerdem schützt sie auch unsere psychische Gesundheit, weil sie als Erholungsgebiet genutzt werden kann.

All diese Ökosystemleistungen sind unverzichtbar für eine nachhaltige Entwicklung und das menschliche Wohlbefinden. Unterteilen kann man sie in vier Kategorien:

 

  • Basisdienstleistungen: Sie bilden die Grundlage für die anderen Ökosystemleistungen. Dazu zählen der Nährstoffkreislauf, die Photosynthese und die Bodenbildung.
  • Regulationsdienstleistungen: Eine intakte Natur reguliert unter anderem die Luftqualität, das Klima, die Bestäubung von Pflanzen und die Süßwassermenge.
  • Versorgungsdienstleistungen: Wir Menschen sind auch von der Natur abhängig, um Grund- und Rohstoffe zu beziehen. Dazu zählen etwa Nahrung, Wasser, Materialien wie Holz, Baumwolle oder auch Energieträger und Medikamente.
  • Kulturelle Leistungen: Nicht unterschätzen sollte man außerdem, dass die Natur uns auch einen großen Erholungswert bietet – zum Beispiel als Raum für einen Waldspaziergang oder Stätte für spirituelle Feste.

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