WWF Artikel mit bestimmten Darstellungsformen: Manuell (Sonderformate)

 

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Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen: Welches Maß braucht Nachhaltigkeit?

Wer die Transformation meidet verliert.

Unter sich verschärfenden ökologischen Bedingungen, in einem sich rasch verändernden globalen Spannungsfeld in Kombination mit einem steigenden Nachhaltigkeitsbewusstsein bei Investoren, Arbeitnehmer:innen und Konsument:innen sowie zunehmenden Gesetzgebungen sind Unternehmen gefragt, ihre Innovationskraft für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Richtig gemacht, können Wirtschaftstreibende so neue Geschäftsmodelle erschließen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Unternehmerische Risiken werden reduziert und zugleich kann eine lebenswerte Zukunft mitgestaltet werden, die Wohlstand und Sicherheit für alle verspricht.

Welche Maßnahmen sind tatsächlich notwendig, um den versprochenen Erfolg zu liefern? Lassen sich alle Aufwände damit rechtfertigen?

Transformation heißt systematisch zu verändern. Das setzt voraus, Zusammenhänge zu dahinterliegenden Systemen ganzheitlich in Ziele und notwendige Maßnahmen einzubeziehen.

Ein verlässlicher Rahmen für Ihre Transformationsentscheidung.

Für die Bewältigung der komplexen Herausforderung der ökologischen Nachhaltigkeit liefern die planetaren Grenzen des Stockholm Resilience Centre. Das Konzept liefert einen Überblick über die Widerstandsfähigkeit des Planeten.

Anhand 9 maßgeblicher Prozesse im Erdsystem werden Grenzen aufgezeigt, innerhalb derer wir Ressourcen nutzen, wirtschaften und leben können, um einen stabilen und bewohnbaren Planeten zu gewährleisten. Diese Grenzen geben einen klaren Rahmen vor. Ihre Überschreitung kann katastrophale ökologische und soziale Folgen haben und das Wohlergehen heutiger und künftiger Generationen gefährden.

Planetare Belastungsgrenzen

Hoher Rohstoffverbrauch, Überproduktion und -konsum.

Die aktuelle Art des Wirtschaftens zählt zu den Haupt- Einflussfaktoren und der größten Bedrohung der oben dargestellten Prozesse. Der Blick auf die eigene Geschäftstätigkeit und Transformationsziele durch den Rahmen der planetaren Belastungsgrenzen ermöglicht es Unternehmen, verantwortlich zu handeln und über den eigenen Tunnelblick hinauszugehen.

Machen Sie sich planetare Grenzen zu eigen!

Vielen Unternehmen fehlt ein einheitliches Verständnis, welches Maß an nachhaltiger Transformation im unternehmerischen Kontext notwendig ist. Häufig fällt es außerdem schwer, mit der rasanten Entwicklung unterschiedlicher Nachhaltigkeitsanforderungen, Leitlinien und Managementansätze Schritt zu halten und den Überblick über geeignete Ansätze zu behalten, um die geeigneten Transformationsentscheidungen treffen zu können.
Übergeordnete Nachhaltigkeitsrahmenwerke wie der WWF Stedwardship Biodiversity Ansatz oder der WWF Net Zero richten das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement an den planetaren Grenzen aus.

Unternehmen sind damit in der Lage ganzheitlich zu agieren und können damit Antworten auf folgende Bereiche geben:

1. Was ist relevant?

Ganzheitliche Rahmenwerke berücksichtigen alle relevanten ökologischen, sozialen sowie regulatorischen Nachhaltigkeitsthemen . Sie umfassen alle Schritte der Nachhaltigkeitstransformation, von der Analysephase über die Strategieentwicklung und Maßnahmenumsetzung bis hin zur Wirkungsmessung. Zusätzlich adressieren sie sämtliche Kontroll- und Einflussbereiche von Unternehmen.

Dazu gehören der eigene Geschäftsbetrieb, die komplette vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette, die an die Wertschöpfungskette angrenzenden Landschaften und Gemeinschaften sowie übergeordnete Systeme, die sich auf breitere wirtschaftliche und politische Prozesse beziehen.

2. Wann ist ‚gut‘ gut genug?

Ambitionierte Rahmenwerke orientieren sich an gesellschaftlichen Zielen und wissenschaftlichen Erkenntnissen und übersetzen sie in wirkungsgetriebene Ansätze für Unternehmen. Sie definieren ambitionierte Anforderungen für sämtliche Nachhaltigkeitselemente, die es Unternehmen ermöglichen, ihren Transformationsfortschritt richtig einzuschätzen. Die Anforderungen werden dynamisch weiterentwickelt und angepasst, z. B. an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, gesellschaftliche Ziele oder unternehmerische Best Practices , welche über eine regulatorische Mindestanforderung hinausgehen. Um das Mandat von Nachhaltigkeitsrahmenwerken zu stärken, sollten die Anforderungen aus Dialogen und Partnerschaften mit anderen Stakeholdern hervorgehen.

3. Wie muss vorgegangen werden?

Wissenschaftsbasierte, wirkungsorientierte Rahmenwerke integrieren Nachhaltigkeitsansätze, die speziell auf die Besonderheiten verschiedener Nachhaltigkeitsthemen zugeschnitten sind und eine wirkliche Transformation unterstützen.

Der WWF empfiehlt Unternehmen folgende übergeordnete Nachhaltigkeitsrahmenwerke:

Der Fokus liegt hier auf den planetaren Grenzen und der tatsächlichen Nachhaltigkeitsleistung, gemessen an erreichten Ziele und Wirkungen.

Unser Planet nähert sich immer schneller seinen Belastungsgrenzen.

Wirtschaftliche Aktivitäten verwandeln Wälder in Anbauflächen und Ozeane in Müllhalden. Sie erhitzen das Klima und verbrauchen mehr natürliche Ressourcen, als die Erde erneuern kann. Damit gehen existenzielle, teils irreversible negative Auswirkungen auf das Erdsystems einher: wie die Verbreitung von chronischen Krankheiten über den Verlust der Lebensgrundlage beispielsweise durch die Einschränkung der Ernährungssicherheit oder verschmutztem Wasser bis hin zum Verlust von Leben.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die vorangeht und die planetaren Grenzen zum Kern für ihr Handeln macht.

Nur ein rechtzeitiges Umlenken kann verhindern, dass unsere Ökosysteme instabil und unwiederbringlich geschädigt werden. Unternehmerische Entscheidungen, die ihr Geschäftsmodell oder ihre Wertschöpfungskette berühren, gestalten die Wirtschaft und Gesellschaft von morgen. Sie tragen Veränderungen in die Welt, weit über Ländergrenzen hinaus. Das macht Unternehmen zu Schlüsselakteuren, wenn es darum geht, die ökologischen und sozialen Krisen dieser Welt zu lösen.

Rückfragen

DI Sabrina Peer
Programmmanagerin Klima und Biodiversität, Umwelt & Wirtschaft, WWF Österreich

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