Der Wolf in Österreich: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Dass Wölfe seit einigen Jahren wieder verstärkt und von selbst in den österreichischen Alpenraum zurückkehren, ist eine Tatsache. Die Frage ist nicht, ob der Mensch das will oder nicht, sondern wie wir uns darauf einstellen und vorbereiten. Denn der Wolf ist ein geschütztes Tier und Teil unserer heimischen Artenvielfalt. Deshalb arbeitet der WWF daran, den Wolf zu schützen. Doch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist der Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Rückkehr des Wolfes nach Österreich. Mit einer Patenschaft können auch Sie dabei helfen, den Wolf zu schützen!
Warum brauchen wir den Wolf? Wie funktioniert das Zusammenleben mit dem Menschen? Und wie kann man verhindern, dass Wölfe Nutztiere reißen? Wir haben die häufigsten Fragen zur Rückkehr der Wölfe gesammelt und beantwortet.
Österreich als Lebensraum
Warum brauchen wir den Wolf in Österreich?
Lungenwürmer, Leberegel und Krankheiten wie die Tuberkulose kann der Wolf eindämmen, indem er kranke Wildtiere erbeutet. Die Anwesenheit des Wolfes wirkt sich somit positiv auf die Gesundheit des Wildbestandes und auf den Menschen aus. Viele Tiere wie Seeadler oder Steinadler profitieren zusätzlich von den Beuteresten, die der Wolf übrig lässt.
Außerdem leben viele Tierarten von dem, was der Wolf ihnen von seiner Beute übrig lässt. Außerdem ist Österreich nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) gesetzlich dazu verpflichtet, sich um den Schutz und den Erhalt dieser bedrohten Tierart zu kümmern.
Woher kommen die Wölfe? Stimmt es, dass sie extra ausgesiedelt wurden?
Mittlerweile ist der italienische, französische und Schweizer Alpenraum flächendeckend von Wölfen besiedelt. Wölfe aus Ostpolen haben sich um das Jahr 2000 wiederum nach Westpolen und im Osten Deutschlands angesiedelt. In Slowenien haben sich Wölfe aus den Dinariden im Süden des Landes in Richtung Alpenraum im Norden ausgebreitet.
Wie viele Wölfe leben in Österreich?
Seit etwa 15 Jahren hat die Zahl der Wolfshinweise in Österreich stetig zugenommen. Ab dem Jahr 2009 wurden jährlich mehrere einzelne Wölfe bei uns genetisch bestätigt. Der Nachweis des ersten Rudels gelang 2016 am Truppenübungsplatz Allentsteig (Niederösterreich). Seither haben sich weitere Wolfsfamilien in Österreich gebildet. Leider sind auch schon mehrmals Rudel wieder verschwunden. 2023 wurden sechs Wolfsrudel in Österreich nachgewiesen. Österreich spielt eine wichtige Rolle als Schnittstelle für die Vernetzung der europäischen Wolfspopulationen. Wölfe sind kommen aus (fast) allen Himmelsrichtungen zu uns: aus dem Westen (Westalpen), Süden (Dinariden) und Osten (Karpaten bzw. Baltikum), aber auch aus Deutschland. Manchmal ziehen sie nur durch, manchmal bleiben sie. Mit der Bildung weiterer Wolfsfamilien in Österreich ist daher zu rechnen. Mehr Infos und eine Verbreitungskarte findest du hier.
Woher weiß man, wie viele Wölfe in Österreich leben und woher sie stammen?
Aus den Spuren, die der Wolf hinterlässt. So kann etwa aus Speichelresten an gerissenen Beutetieren, Kot oder Haaren dessen Erbsubstanz (DNA) herausgelesen werden. Vorausgesetzt, die Probe ist frisch genug, lässt sich beispielsweise feststellen, ob es sich um einen Wolf handelt oder um einen Hund. Auch das Geschlecht des Tieres kann so ermittelt werden. Manchmal gelingt es auch, Wölfe auf einem Foto nachzuweisen. Diese Nachweise sind aber nicht zur individuellen Unterscheidung von einzelnen Tieren geeignet.
Dennoch können aus all diesen Daten Informationen zur Anzahl der Wölfe in Österreich gewonnen werden. Dabei handelt es sich immer um Richtwerte. In Österreich liegt die Zuständigkeit für Wildtiere bei den Behörden der jeweiligen Bundesländer. Die genetischen Analysen und andere Forschungsarbeiten werden am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) gemacht.
Hat der Wolf heutzutage überhaupt Platz in Europa?
Einst war Europa flächendeckend von Wölfen besiedelt. Nun kehrt der Wolf nach und nach von alleine in seine alte Heimat zurück. Er findet hier wieder passenden Lebensraum und genügend Nahrung, die hauptsächlich aus Wildtieren wie Hirschen, Rehen und Wildschweinen besteht. Erfahrungen aus den Nachbarländern zeigen, dass eine Koexistenz von Mensch, Schaf und Wolf möglich ist – wenn der Mensch dazu bereit ist. Dazu braucht es jedoch ein sicheres Finanzierungsmodell für Herdenschutz-Maßnahmen, eine unbürokratische Schadensabgeltung und intensive, sachliche Aufklärungsarbeit. Es gibt sehr viele Lösungsansätze. Wir fordern, dass diese nun auch effektiv umgesetzt werden.
Warum kann man die Wölfe nicht einfach bejagen?
Die Jagd auf Wölfe in Österreich ist nach nationalem und europäischem Recht schlicht und einfach verboten. Der Wolf ist im Rahmen internationaler Gesetze und Verordnungen geschützt, etwa in Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG. Auch in Österreich wird der Wolf in den jeweiligen Landesjagdgesetzen entweder als „nicht jagdbar“ oder als „ganzjährig geschont“ geführt.
Ausnahmen von diesem Verbot kann es jedoch geben, sofern bestimmte Gründe (z.B. hohe Schäden an Nutztieren) vorliegen und es außer der Tötung von Wölfen keine zufriedenstellende andere Lösung gibt. Von diesen Ausnahmen machen einige Bundesländer in Österreich mittlerweile regen Gebrauch. Jedoch zeigt ein Urteil des Europäischen Gerichtshof aus dem Juli 2024, dass die derzeitige Abschuss-Praxis in Österreich nicht zulässig ist. Denn die Ausnahmen vom strengen Artenschutz werden zu leichtfertig genehmigt und mit den wenigen Wolfsfamilien ist der Erhaltungszustand des Wolfes in Österreich noch weit von einem günstigen Zustand entfernt.
Abschüsse von Wölfen haben sich außerdem teilweise als kontraproduktiv erwiesen. Das zeigt eine im Jahr 2016 erschienene Studie im US-amerikanischen Fachjournal ‘Frontiers in Ecology and the Environment’. Getötete Wölfe führten in fast einem Drittel der untersuchten Fälle zu mehr Nutztier-Schäden. Herdenschutzmaßnahmen und visuelle Abschreckungen wie Flatterbänder hingegen erfreuten sich großer Wirksamkeit. In 80% der untersuchten Fälle nahmen die Risse deutlich ab. Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden greift deshalb zu kurz oder ist sogar kontraproduktiv. Warum? Solche Eingriffe bringen die soziale Struktur in Wolfsfamilien durcheinander. Der Abschuss eines Elterntieres kann beispielsweise dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern, einzeln auf die Jagd gehen und wegen der fehlenden Erfahrung auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen müssen anstatt Wildtiere zu fressen.
Mensch und Wolf
Wie kann das Zusammenleben von Mensch und Wolf funktionieren?
An Herdenschutz-Maßnahmen führt kein Weg vorbei, wenn man eine möglichst konfliktarme Koexistenz mit dem Wolf erreichen und Schafe effektiv schützen will. In unserem Nachbarland Schweiz sowie in Frankreich und Italien hat man mit solchen Herdenschutzprojekten bereits gute Erfahrungen gemacht.
Wie funktioniert das Zusammenleben von Mensch und Wolf in anderen Ländern?
In Österreich ist das Wissen über das Zusammenleben nicht vorhanden. Teilweise wird es auch nötig sein, manche Gewohnheit zu ändern und Kompromisse einzugehen. Zugegeben: Es gibt viele Herausforderungen. Die Rückkehr des Wolfes ist aber als ein natürlicher Faktor in unserer Natur zu betrachten. Wölfe stabilisieren somit Ökosysteme und ihre Anwesenheit wirkt sich positiv auf die Natur aus. So hält der Wolf den Wildbestand in guter Kondition, denn in einem Wald, in dem der Wolf jagt, können kranke oder schwache Tiere nicht lange überleben.
Wie gefährlich ist der Wolf für den Menschen?
Die Gefahr, von einem Wolf angegriffen zu werden liegt nahezu bei Null. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem beim Spaziergang im Wald ein Ast auf den Kopf fällt ist dagegen weitaus höher. Natürlich hat der Wolf das Potenzial Menschen zu verletzen, doch ihre Gefährlichkeit wird oft weit überschätzt. Deshalb sollte man Wölfen – genauso wie anderen Wildtieren auch – mit Respekt begegnen und ihnen nicht nachlaufen und sie keinesfalls füttern. Im Vergleich zu anderen wehrhaften Tieren wie Kühen oder Gefahren, die z.B. durch Zecken ausgehen ist in den letzten Jahrzehnten bei einer Anwesenheit von ca. 20.000 Wölfen in Europa äußerst wenig passiert. Dahingegen gibt es alleine in Österreich mehr als 3.000 spitalsbehandelte Verletzungen durch Hundebisse. Auch sterben pro Jahr zwei Personen in Österreich bei Wildunfällen und ca. 260 werden jährlich durch Wild verletzt. Mehr Infos wie man sich bei einer Wolfsbegegnung verhalten sollte, gibt es hier.
Was mache ich, wenn ich einem Wolf begegne?
Falls der Wolf nicht von selbst wegläuft, dann sprechen Sie laut oder klatschen Sie kräftig in die Hände. Laufen Sie nicht weg, sondern entfernen Sie sich allenfalls langsam rückwärts. Sollte der Wolf Ihnen wider Erwarten folgen, bleiben Sie stehen und versuchen Sie ihn einzuschüchtern, indem Sie sich groß machen, ihn lautstark anschreien und eventuell etwas nach ihm werfen.
Ist es für Kinder noch sicher, allein im Wald zu spielen?
Wildtieren sollte man immer mit Respekt begegnen. Das heißt, man soll ihnen nicht nachlaufen, sondern Abstand halten. Insbesondere Wölfe sollte man keinesfalls anfüttern oder deren Wurfhöhlen aufsuchen. Solche Vorsichtsmaßnahmen gelten für den Umgang mit allen Wildarten, die wehrhaft sind (Wildschweine) oder Krankheiten übertragen können (Füchse).
Herdenschutz
Wie funktioniert der Herdenschutz genau?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Weidetiere zu schützen. Je nach Art, Haltungsbedingungen, Gelände und anderen Faktoren unterscheiden sich die Methoden. Einerseits gibt es Anpassungen, die im Betriebvorgenommen werden können wie z.B. Einstallen oder die Anpassung des Weidemanagements. Darüber hinaus kann man Herden auch mit Herdenschutzhunden und elektrifizierten Zäunen (z.B. 90 cm hohe Netzzäune) gut schützen. Wie viele Herdenschutzhunde benötigt werden kommt es auf die Größe der zu schützenden Herde und das Gelände an. Oft ist es notwendig, dass zusätzlich Hirt:innen und deren Hütehunde in Kombination mit Herdenschutzhunden die Herde betreuen. Denn die mit Hunden zu schützenden Nutztierherden sollten möglichst kompakt und homogen sein. Anpassungen in der Bewirtschaftungsweise oder Herdenzusammenlegungen sind daher manchmal unumgänglich.
Eine Grundvoraussetzung für erfolgreichen Herdenschutz sind zudem Motivation und Engagement der Nutztierhalter:innen und/oder Alpbewirtschafter:innen. Der Einsatz von fachkundigen Hirt:innen hat auch über Herdenschutz hinaus eine Reihe von Vorteilen: Die Herde wird bestens versorgt, weil die Hirtin bzw. der Hirte sie zu jeweils passenden Weiden führen kann. Die Weideflächen werden optimal abgegrast, Über- und Unterbeweidung vermieden. Das nützt auch der Artenvielfalt auf den Almen. Außerdem kann sich der stets anwesende Hirte bestmöglich um setzende Schafe, junge Lämmer, sowie kranke und verletzte Tiere kümmern.
Genauere Informationen darüber wie Herdenschutz gelingen kann, finden Sie in unserer Broschüre Herdenschutz – Basisinformation für Tierhalter und Interessierte.
Warum reicht oft schon ein Elektrozaun?
Halten Herdenschutzprojekte überhaupt, was sie versprechen?
Ein erster Schritt dazu war das „Modellprojekt Herdenschutz“ das 2014 von der Nationalen Beratungsstelle Herdenschutz auf der Ochsenalm in Kals am Großglockner gestartet ist. Dort wurden unterschiedliche Konzepte zum Schutz von Nutztierherden vor großen Beutegreifern auf ihre Anwendbarkeit in den österreichischen Alpen hin in der Praxis erprobt. Das Projekt hat wichtige Erkenntnisse gebracht und gezeigt, dass in Österreich noch an einigen Schrauben gedreht werden muss, damit Herdenschutz auch machbar ist. Im Moment fehlen dafür die Voraussetzungen.
Pilotprojekte gibt es derzeit auch in Tirol. Diese haben auch schon erste Erfolge gezeigt. Insgesamt wird die Umsetzung des Herdenschutzes in Österreich jedoch viel zu zögerlich angegangen.
Warum gibt es nicht mehr Herdenschutzprojekte in Österreich?
Langfristig braucht die Almwirtschaft ein sicheres Finanzierungsmodell für Herdenschutzmaßnahmen, eine unbürokratische Schadensabgeltung und intensive Aufklärungs- und Informationsarbeit. Es braucht aber auch Rahmenbedingungen und kleine gesetzliche Anpassungen, damit Herdenschutz in Österreich umgesetzt werden kann.
Zum Beispiel braucht es eine Versicherung für Landwirte, falls Herdenschutzhunde einmal zubeißen sollten und Personen dadurch zu Schaden kommen. Es braucht auch eine Änderung im Tierschutzgesetz, denn im Moment müssten auch für Herdenschutzhunde in Österreich Unterstände gebaut werden. Herdenschutzhunde sollen aber auch bei Schlechtwetter bei der Herde sein und sich nicht im Unterstand aufhalten. Es gibt sehr viele Lösungsansätze, aber die Rahmenbedingungen, um Herdenschutz umzusetzen, fehlen derzeit noch.
Weshalb sollten Herdentieren vor Beutegreifern geschützt werden?
Einer Untersuchung aus Deutschland zufolge ernährt sich der Wolf zu über 96% von Wild. Das sind die Ergebnisse einer Analyse von über 2.000 Kotproben des Wolfes. Nutztiere, wie zum Beispiel Schafe, machen dagegen weniger als 1% aus.
Wie können Schafe und andere Nutztiere vor den Wölfen geschützt werden?
Warum sollen Wölfe oder Bären mehr wert sein als Schafe?
Wölfe gelten laut der europäischen Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und den nationalen Gesetzen außerdem als besonders schützenswert. Österreich hat sich mit dem EU-Beitritt dafür entschieden, diese Richtlinie national mitzutragen – mit anderen Worten: Entscheiden sich Wölfe auch in Österreich wieder sesshaft zu werden, darf das Land das nicht verhindern.
Die Sorge der Landwirte um ihre Tiere ist verständlicherweise groß. Deshalb setzt sich auch der WWF für Herdenschutzmaßnahmen ein, damit eine Koexistenz möglich ist. Die Kosten für Herdenschutz sind nicht unerheblich und können nicht von den Bäuerinnen und Bauern allein getragen werden.
Wie viele Schafe frisst der Wolf?
Wölfe sind überwiegend Fleischfresser und fressen grundsätzlich das, was sie leicht erbeuten können. Das heißt die Hauptbeute der Wölfe ist die jeweils häufigste Schalenwildart eines Gebietes. In Mitteleuropa sind das meist Hirsche, Rehe, Wildschweine oder Gämsen. Aber auch kleinere Wildtierarten wie Biber, Dachs, Hase, Waschbär bis hin zur Maus sowie kleinere Beutegreifer wie Füchse oder Marderhunde zählen zu den Beutetieren. Falls Nutztiere (insbesondere Schafe und Ziegen) allerdings nicht ausreichend geschützt sind kann der Wolf auch sie als „leichte Beute“ annehmen. Einer Untersuchung aus Deutschland zufolge, ernährt sich der Wolf zu über 96% von Wild. Das sind die Ergebnisse einer Analyse von über 2.000 Kotproben des Wolfes. Nutztiere wie zum Beispiel Schafe machen dagegen weniger als 1% aus.
Wald und Wolf
Wie wirkt sich die Anwesenheit des Wolfes auf unsere Wälder aus?
Die Frage der Verbiss-Schäden ist maßgeblich abhängig von der jeweiligen Waldstruktur sowie anderen Faktoren (Wildarten, Störungen). Ein entscheidender Faktor ist das natürliche Nahrungsangebot für das Wild und die Waldzusammensetzung. Wölfe leisten schon jetzt einen ersten wertvollen Beitrag, in dem sie die nicht-einheimische und stark waldschädigende Wildart Mufflon effizient beseitigen.
Weshalb gehört der Wolf zur „Gesundheitspolizei“ des Waldes?
Demnach fungieren Wölfe genau wie Bären und Luchse als „Gesundheitspolizei“ des Waldes, weil sie kranke Wildtiere viel effizienter aus dem Bestand entnehmen als jede/r noch so eifrige Jäger*in. Mit dieser Fähigkeit helfen sie dabei, die Ausbreitung von Krankheiten unter den Wildtieren zu reduzieren.
Werden die Wölfe den Wildbestand in unseren Wäldern gefährden?
Wie viel Wild es in Wäldern gibt, hängt von mehreren Faktoren ab. Hohe Wildtierbestände gibt es wegen eines hohen Nahrungsangebotes. Österreich hat sogar eine der höchsten Schalenwilddichten Europas. Bisher gibt es für Mitteleuropa keine Hinweise darauf, dass Wölfe die Dichte eines Wildbestandes dauerhaft reduzieren. Weder in der Lausitz in Deutschland, noch in Italien, Slowenien oder der Slowakei wurde ein direkter Zusammenhang zwischen der Zahl der Hirsche, Rehe und Wildschweine, Jagderfolg und Wolfsvorkommen gesichert dokumentiert.
Mit der Anwesenheit des Wolfes verändert sich also nicht so stark die Anzahl, jedoch das Verhalten des Wildes, seine Einstände und seine Rückzugsflächen. Es ist aber schwer allgemeine Aussagen darüber zu treffen, da jedes Gebiet ganz verschieden ist. Der Wolf kann insgesamt die Biodiversität einer Region sogar erhöhen. Wenn Wölfe etwa mehr Säugetiere wie Füchse oder Goldschakale und große Pflanzenfresser jagen, profitieren davon die Beutetiere der Räuber bzw. die Futterpflanzen. Denn sie haben dadurch weniger Fressfeinde.
Politische Fragen
Ist der hohe Schutzstatus des Wolfs noch zeitgemäß?
Im Naturschutz geht es außerdem nicht nur um den Erhalt der Art an sich, sondern auch um den Erhalt ihrer Rolle im Ökosystem. Wölfe spielen in unserer Natur eine wichtige Rolle. Deswegen ist es wichtig, dass Wölfe auch in Österreich ihre Rolle ausüben können.
Was bedeutet die Abschwächung des Schutzstatus in der Berner Konvention für den Wolf?
Die Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf in der Berner Konvention war ein völlig falsches Signal und ist wissenschaftlich nicht gedeckt. Im Jahr 2024 (mit Stand Ende November) wurden in Österreich nur 65 Wölfe nachgewiesen, deren Gesamtzahl immer wieder durch rechtswidrige Verordnungen und illegale Abschüsse dezimiert wird. Dabei gelten die meisten erwachsenen Wölfe ohnehin nur als Durchzügler. Als sesshafte Wolfsfamilien gibt es in Österreich derzeit lediglich 5 Rudel. Damit ist die Art noch weit vom rechtlich geforderten günstigen Erhaltungszustand entfernt, wie es im Juli 2024 auch der Europäische Gerichtshof bestätigt hat. Als heimische Wildtiere und Beutegreifer sind Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt. Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren können. Die Abschwächung des Schutzstatus ist ein herber Schlag für den Wolf – und potenziell auch andere gefährdete Arten. Denn dieser macht den Weg frei für eine Aufweichung der gesamten FFH-Richtlinie – mit weitreichenden Konsequenzen für andere gefährdete Arten und den gesamten Naturschutz der EU.
Wer ist in Österreich für den Wolf „zuständig“?
Die Mitgliedsländer der EU haben sich verpflichtet, diese Richtlinien in der nationalen Gesetzgebung zu verankern und somit mitzutragen. In anderen Worten: Wenn Wölfe von selbst zu uns zurückkehren, darf Österreich das nicht verhindern, sondern muss geeignete Maßnahmen treffen, um diese Rückkehr zu begleiten und sicherzustellen, dass der Wolf nicht ausstirbt, sondern den günstigen Erhaltungszustand erreicht.
Das Wildtiermanagement, also die Umsetzung von Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles, obliegt den Landesbehörden. Zuständig sind je nach Bundesland unterschiedliche Stellen: die Naturschutz- und/oder Jagdrechtsabteilungen der Landesregierungen. Als gemeinsames Gremium dient das Österreichzentrum Bär Wolf Luchs und als gemeinsamer für den Umgang mit den Beutegreifern seit 2012 der Managementplan Wolf, der 2021 überarbeitet wurde.
Erhalten Landwirt*innen Entschädigungszahlungen für Verluste an Herdentieren durch den Wolf?
Die Abwicklung der Entschädigungszahlungen erfolgt jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Nicht in allen Bundesländern werden derzeit Entschädigungen gezahlt.
Erhalten Landwirt*innen Unterstützung für die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen?
Weidetierhalter*innen wirtschaften allerdings bereits unter schwierigen Bedingungen. Die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen bedeutet einen weiteren Aufwand, der aus Sicht des WWF Österreich finanziell abgegolten werden sollte.
Die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen läuft jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ab. Nicht in allen Bundesländern werden derzeit Präventionsmaßnahmen finanziert.
Wer soll die Kosten für den Umgang mit den Wölfen tragen?
Ziel sollte es dabei sein, einerseits dem Wolf die Rückkehr zu ermöglichen und andererseits ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben zu gewährleisten, bei dem sowohl die Interessen der Landnutzer*innen als auch jener des Naturschutzes berücksichtigt werden. Österreich hat sich aufgrund von EU-Vorgaben zum Schutz der Wölfe und damit auch zum Herdenschutz verpflichtet. Somit muss in erster Linie die öffentliche Hand für die Kosten, die dabei entstehen, aufkommen.
Artenlexikon
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