Die wichtigsten Begrifflichkeiten für Ihre grünen Finanzen kurz erklärt.
Die EU hat mit der sogenannten Taxonomie einen Katalog nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten, z.B. einer naturverträglichen Energieversorgung, veröffentlicht. Damit wird eine gemeinsame Sprache definiert, die es Anlerger*innen leichter machen soll, die Nachhaltigkeit von Produkten einzuschätzen. Nicht alles dort ist wissenschaftsbasiert wird aber künftig die Orientierung erleichtern.
Basics: Klima- und Artenschutz
ESG
Englisch für Environmental (Umwelt), Social (Soziales), Corporate Governance (Unternehmensführung). Nach diesen drei Kategorien fließen ökologische und soziale Aspekte der Unternehmensführung in die Arbeit von Finanzinstituten ein.
Greenwashing
Greenwashing bezeichnet irreführendes Marketing, das darauf abzielt, ein Unternehmen oder ein Produkt in der Öffentlichkeit als umweltfreundlicher darzustellen, als es tatsächlich ist. Beispiele sind vermeintlich “klimaneutrales” Benzin oder das aggressive Werben mit vergleichbar wirkungslosen Einzelmaßnahmen – wie dem Wechsel auf Energiesparlampen in den Büros einer Ölfirma.
Klimakrise
Die menschengemachte, globale Erderhitzung bezeichnet den dramatischen Anstieg der Durchschnittstemperatur des Klimasystems der Erde. Eine ungebremste Erderhitzung hat fatale Konsequenzen. Für Mensch, Tier und für die Natur. Die entstehenden Klimaschäden werden so gewaltig, dass künftige Generationen in ihrer Lebensgestaltung stark eingeschränkt werden und alle einen großen Teil ihres Lebens in die Bewältigung dieser Schäden investieren müssen.
Biodiversitätskrise oder 6. Massensterben
Als Biodiversitätskrise wird der schnellere und zahlenmäßig größere Verlust von Tier- und Pflanzenarten, Landschaften und der biologischen und genetische Vielfalt seit 1970 bezeichnet. Menschen übernutzen, verschmutzen, verbauen und zerstören ihre eigenen Lebengrundlagen. Die ausgelösten Veränderungen verlaufen um ein Vielfaches schneller als natürliche Anpassungsprozesse, wodurch die biologische Vielfalt der Natur nicht mehr mitkommt. Der Grund für diese Entwicklung ist die Zerstörung von Lebensraum, die menschengemachte globale Erderhitzung, die Übernutzung von Arten und Umweltverschmutzung.
Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise sind zwei der größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie können nur gemeinsam und aufeinander abgestimmt gelöst werden.
Pariser Klimaabkommen
Am 12. Dezember haben sich 196 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) dazu verpflichtet, die menschengemachte, globale Erderhitzung auf deutlich unter 2°C zu beschränken. Diese ist notwendig, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch zu verhindern.
SDGs
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals, SDGs) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Das Ziel 13 lautet etwa: “Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen.
Scope 1&2-Emissionen
Darunter versteht man Begriffe aus der CO2-Buchhaltung. Damit ist gemeint, dass ein Unternehmen genau dokumentiert wie sich sein CO2-Fußabdruck zusammensetzt. Die Scope 1&2-Emissionen sind jene, die das Unternehmen im eigentlichen Betrieb verursacht. Zum Beispiel durch die Beheizung der Bürogebäude. In einem Finanzinstitut spielen Scope 1&2-Emissionen im Vergleich zu den Scope 3- Emissionen nur eine kleine Rolle.
Scope 3-Emissionen (finanzierte Emissionen)
Scope 3-Emissionen sind sämtliche Emissionen, die durch ein Finanzinstitut oder ein Unternehmen verursacht werden, aber nicht unter der direkten Kontrolle der Bank bzw. des Unternehmens stehen. Zum Beispiel fallen die Emissionen der Zulieferer, Dienstleister, Mitarbeiter*innen oder der Kreditkundschaft in diesen Bereich. Bei Banken spricht man hier auch von sogenannten finanzierten Emissionen. Dieser Teil ist im Fall von Banken der mit Abstand größte Teil des CO2-Fußabdrucks.
Basics: Finanzwissen
Fonds
Ein Investmentfonds ist eine flexible Geldanlage, die Vermögen verwaltet, welches eine Investmentgesellschaft nach ihren Vertragsbedingungen für Anleger*innen z.B. in verschiedene Aktien oder Anleihen investiert hat.
Sparbuch / Sparkonto
Bei einem Sparbuch / Sparkonto handelt es sich um Geldeinlagen bei Kreditinstituten, die nicht dem Zahlungsverkehr, sondern der Anlage dienen. Die Sparer*innen bekommen dafür Zinsen von der Bank. Die Bank kann die Spareinlage z.B. in der Form eines Kredites an Unternehmen weitergeben. Auch vor dem Sparbuch macht die Zeit nicht halt: Anstatt des Sparbuchs aus Papier, werden vorrangig nur noch online Sparkonten eingerichtet.
Lebensversicherung
Eine Versicherung die Risiken wie Tod, Berufsunfähigkeit oder ein langes Leben betreffen. Die Versicherung investiert das Geld aus den Prämienzahlungen direkt oder indirekt in Anleihen, Aktien und andere Vermögenswerte. Dadurch ergibt sich auch hier die Möglichkeit klima- und naturverträglich anzulegen. Lebensversicherungen werden oft für einen sehr langen Zeitraum abgeschlossen. Trotzdem kann man oft einen gewissen Einfluss auf die Anlagestrategie nehmen. Dies ist auch möglich, wenn man bereits eine Lebensversicherung hat.
Anleihe
Eine Anleihe ist ein Wertpapier, dass dem Gläubiger (Geldgeber) das Recht auf Rückzahlung der überlassenen Summe sowie der Zahlung von Zinsen einräumt. Staaten, Banken und Unternehmen borgen sich mithilfe von Anleihen Geld für einen längeren Zeitraum. Anleger*innen können relativ sicher und vorhersehbar investieren.
Basics: Nachhaltige Finanzen
Ausschlusskriterien
Ein nachhaltiger Fonds arbeitet meist mit dem Ausschluss von Geschäftszweigen, Tätigkeiten, Produkten, Dienstleistungen oder ganzen Staaten, die sich besonders schädlich auf die Umwelt und die Gesellschaft auswirken. Solche Ausschlusskriterien sind häufig Nuklearenergie, Kohle- oder Waffenindustrie, Tierversuche, aber auch Glücksspiel, Kinderarbeit, Pornografie und Prostitution.
Banken setzen Ausschlusskriterien auch in der Kreditvergabe ein und können so z.B. klarstellen, dass sie Erspartes nicht an Kohle- oder Waffenhändler weitergeben.
Umsatzgrenzen & Schwellenwerte
In manchen Bereichen ist es sehr komplex festzustellen, ob es tatsächlich keine Berührungspunkte zwischen einem Unternehmen und speziellen Ausschlusskriterien gibt. Deshalb arbeiten viele Fondsmanager und Banken mit sogenannten Umsatzgrenzen bzw. Schwellenwerten für unerwünschte Branchen. Gibt es beispielsweise eine 5 % Umsatzgrenze für Kohle bei einem Unternehmen, dass Recycling betreibt und seine Technologie auch im Kohlebergbau einsetzt und damit nur 3 % seines Umsatzes erwirtschaftet, wird es nicht ausgeschlossen.
Umsatzgrenzen über 5 % können ein Hinweis auf Greenwashing sein. Grundsätzlich sollten Schwellenwerte genau betrachtet werden und bei Unklarheiten hinterfragt werden.
Positivkriterien
Gelten Positivkriterien wird nur in Unternehmen oder Staaten investiert, die einen positiven Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen eines Produkts oder der gesamten Bank leisten. Beispiele für Positivkriterien sind ein extern zertifiziertes Umwelt- und Risikomanagementsystem, Reduktion von Energie- und Ressourcenverbrauch, grüne Technologien, Bildung, Gesundheit, Artenschutz, Schulungsprogramme für Mitarbeiter*innen oder Maßnahmen gegen Diskriminierung.
Best-in-Class
Eine Anlagestrategie, nach der nur Unternehmen ausgewählt werden, die in Sachen Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung (ESG-Kriterien) innerhalb einer Branche am besten abschneiden. Der Ansatz fördert nachhaltiges Wirtschaften innerhalb einer Branche. Ist diese Branche jedoch als Ganzes noch nicht nachhaltig ausgerichtet, kann selbst das best-agierende Unternehmen nicht besonders zukunftsfähig sein. Daher wird dieser Ansatz häufig in Kombination mit weiteren Kriterien (wie Ausschlusskriterien oder Positivkriterien) eingesetzt.
Engagement
Anders als bei den Ausschlusskriterien, verfolgt ein Fonds mit Engagement-Ansatz das Ziel, Unternehmen in die investiert wurde, aktiv auf konkrete Missstände hinzuweisen und Besserung einzufordern. Dies passiert in der Regel über Nachfragen im direkten Austausch mit den Unternehmen.
Active Ownership
Erwirbt man Anteile an Unternehmen (z.B. über einen Fonds), erhält man auch das Recht anteilig über die Zukunft des Unternehmens mitzubestimmen. Wenn es auf den jährlichen Hauptversammlungen etwa darum geht, die Wahl eines Vorstandes mit problematischen Ansichten zur Klimakrise zu verhindern, kann das Fondsmanagement in Vertretung der Anleger*innen diese Stimmrechte einsetzen.
Divestment
Reagiert ein Unternehmen nicht im gewünschten Sinn oder Ausmaß auf Engagement, werden die Anteile am Unternehmen verkauft.
Österreichisches Umweltzeichen
Das Österreichische Umweltzeichen bietet Endverbraucher*innen eine Informationsgrundlage für umweltfreundliche Kaufentscheidungen. Es ist ein staatlich vergebenes Gütesiegel für ökologische Wirtschaft, dass vergleichsweise umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen kennzeichnet. Die Umweltzeichenkriterien für nachhaltige Finanzprodukte definieren über alle Produktgruppen hinweg verschiedene Spielregeln. Einerseits kommen Ausschlusskriterien zum Einsatz, welche Investments nicht getätigt werden dürfen. Andererseits müssen Auswahlprozesse bestehen, um Unternehmen, Staaten oder Projekte zu identifizieren, die tatsächlich positive Leistungen für Umwelt und Soziales bringen. Fonds, Spar- und Giroprodukte können mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet werden.
FNG-Siegel
Ähnlich wie das das Österreichisches Umweltzeichen, ist auch das FNG-Siegel ein Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Methodik des Österreichischen Umweltzeichens wie auch des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Tabu sind z.B. Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, sowie Waffen & Rüstung.
Grüne Anleihen (Green Bonds)
Anders als bei normalen Anleihen können Staaten, Banken und Unternehmen, die sich mit grünen Anleihen Geld leihen damit nicht machen was sie wollen, sondern dürfen damit ausschließlich umweltfreundliche oder nicht umweltschädliche Projekte finanzieren.
Für Profis: Nachhaltige Finanzen
MiFID 2
Hinter dieser Abkürzung versteckt sich ein umfangreiches Anleger*innen-Schutzpaket der EU. Es ist festgehalten, dass ein*e Anlageberater*in sich genau erkundigen muss, welche Anlageziele man verfolgt, welches Risiko man sich leisten kann und wie gut man sich am Finanzmarkt auskennt. Seit August 2022 müssen die Anlageberater*innen sich auch genau nach den jeweiligen Nachhaltigkeitspräferenzen erkundigen.
Artikel-8 und Artikel-9-Fonds
Hinter dieser sperrigen Bezeichnung verbergen sich Kriterien der EU. Ein Artikel 8 Fonds muss explizit ökologische oder soziale Projekte fördern. Ein Artikel 9 Fonds muss zusätzlich auch ein ausweisbares Nachhaltigkeitsziel verfolgen.
Achtung: Ein Artikel 6 Fonds ist hingegen ein konventioneller Fonds der sich nicht explizit an Nachhaltigkeitskriterien orientiert.