WWF Artikel mit bestimmten Darstellungsformen: Manuell (Sonderformate)

 

© Katharina Bergmüller

WWF-Naturschutzhündin: Ermittlerin auf vier Pfoten

4. Januar 2024

Lea ist eine sanfte, ruhige Hündin. Doch wenn sie zu schnüffeln beginnt, geht die vierjährige Bergamasker-Hündin mit voller Konzentration und viel Elan an die Arbeit. Denn Lea wurde als erster WWF-Naturschutzhund ausgebildet. Ihre feine Spürnase macht sie zur Ermittlerin auf vier Pfoten, die gemeinsam mit der Polizei Fälle von Wildtierkriminalität aufdecken kann.

In Tirol ist Lea der erste sogenannte Kadaverspürhund. Sie kann tote Tiere auf großen Flächen und in kürzester Zeit gezielt aufspüren. Lea findet so illegal getötete Wildtiere oder auch für Wildtiere ausgelegte vergiftete Kadaver. Ihre Ausbildung dauerte etwas mehr als ein Jahr. Für den WWF ist sie eine große Bereicherung im Kampf gegen Wildtierkriminalität.

Erfolgreiche Einsätze

Nun ist Lea einer von vier Hunden, die in Österreich gegen Wildtierkriminalität im Einsatz sind. Die Arbeit mit Hunden hat sich auch international bewährt. So gibt es Hundestaffeln im Dienst des Artenschutzes bereits in Ungarn, Spanien, Italien, Tschechien und der Slowakei.

Weltweit können Naturschutzhunde mehr als 408 verschiedene Säugetierarten anhand ihres Geruchs identifizieren. In Österreich gehören etwa Wolf, Wildkatze und Goldschakal dazu, in den USA spüren die Vierbeiner Rotluchse, Schwarzbären oder Kit Füchse auf. In Neuseeland suchen sie unter anderem nach Beutelratten zum Schutz der Kiwis, dem Nationalvogel des Landes. Dabei sind sie in der Regel schneller und gründlicher als es dem Menschen allein möglich wäre.

Auch in Österreich waren Kadaverspürhunde bei Fällen von Wildtierkriminalität bereits der Polizei eine große Hilfe. So wurde etwa im Waldviertel ein vergifteter Seeadler gefunden. Zwei Naturschutzhunde entdeckten noch weitere illegal getötete Vögel in dem Gebiet. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung war auch ein Giftspürhund vor Ort und das Gift konnte erfolgreich sichergestellt werden.

Naturschutzhunde sind neben dem Aufspüren von Kadavern außerdem in vielen anderen Bereichen sehr erfolgreich – hier sind kaum Grenzen gesetzt. So sind sie auch hilfreich, um festzustellen, an welchen Orten seltene Tierarten vorkommen. Ein dafür ausgebildeter Naturschutzhund kann zum Beispiel Fledermausquartiere, bewohnte Hamsterbauten oder den Kot von seltenen Arten, wie etwa der Wildkatze aufspüren.

Training mit Kamillentee

Damit das möglich ist, braucht es eine intensive Ausbildung und regelmäßiges Training. Um als zertifizierter Naturschutzhund zu gelten, muss der Hund eine Prüfung ablegen: Auf einer vorgegebenen Fläche ist eine gewisse Anzahl von Proben zu finden und anzuzeigen. Bei der Prüfung zum Kadaverspürhund wird eine Fläche von drei Hektar abgesucht. Hier ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund und entsprechende Ausdauer gefragt. In regelmäßigen Abständen findet eine Überprüfung der Leistung des Teams statt.

So ist eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet. Eine entsprechende Prüfungsordnung entwickelte der Verein der Naturschutzhunde. In der Ausbildung entscheidet sich, auf welchen exakten Geruch der Hund trainiert wird. Zu Beginn erschnüffeln aber alle Hunde den gleichen Duft: Kamillentee. Dieser eignet sich perfekt für das anfängliche Training – er ist prägnant und unschädlich für Hund und Natur, sollte der Teebeutel aufreißen. Zudem sind Teepackungen um einiges leichter zu transportieren als Tierkadaver.

Fast jeder Hund ist geeignet

Den eigenen Hund zum Naturschutzhund auszubilden, steht jeder Person offen. In der Praxis sind die Hundehalter:innen so verschieden wie auch die Hunde selbst. Denn beinahe jeder Hund kann ausgebildet werden, unabhängig von Rasse, Größe oder Alter. Wichtig ist lediglich, dass der Hund gesund ist und Spaß an der Arbeit hat.

Zum Projekt

In den nächsten fünf Jahren wird der WWF zusammen mit Partnern besonders intensiv daran arbeiten, Wildtierkriminalität in Österreich und Deutschland nachhaltig zu reduzieren. Zentrale Bestandteile des EU-geförderten Projektes (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) sind: Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung und Konfliktmanagement, eine noch effizientere Bearbeitung von Fällen, eine optimierte Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden sowie die Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Wenn Sie verletzte oder tote Wildtiere unter verdächtigen Umständen finden oder andere Hinweise auf Wildtierkriminalität geben können,
nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf:
WWF-Hotline: +43 676 444 66 12
E-Mail: meldung@wildlifecrime.at

Verdachtsfälle melden

Verdächtige Funde oder andere Hinweise auf Wildtierkriminalität bitte sofort über die WWF-Hotline +43 676 444 66 12 oder die BirdCrime-Hotline +43 660 869 23 27 melden. Per E-Mail ist dies unter meldung@wildlifecrime.at möglich. Gerne können Meldungen auch anonym und diskret bearbeitet werden.

Fakten

  • In Österreich gibt es derzeit 22 zertifizierte Naturschutzhunde. Gelistet sind diese beim Verein Naturschutzhunde.
  • Vier der Hunde sind speziell gegen Wildtierkriminalität im Einsatz. Drei Hunde unterstützen die Arbeit von BirdLife, Lea soll diese Aufgabe nun für den WWF übernehmen.
  • Der WWF setzt sich gemeinsam mit BirdLife bereits seit vielen Jahren gegen illegale Verfolgung geschützter Tierarten ein.

Lies hier mehr

So funktioniert eine Seeadler-Besenderung
Gefangen, vergiftet, geschossen: Illegale Verfolgung in Österreich
Bild der Woche: Seeadlerschutz in Österreich
Ihr Überleben ist noch nicht gesichert
10 Mythen rund um den Wolf