© Franko Petri
WWF Praxisleitfaden für Finanzinstitute
Abholzung stoppen, Lebensräume schützen
Finanzinstitute finanzieren und versichern Unternehmen, die in Lieferketten von Agrarprodukten wie Soja, Holz, Palmöl oder Rindern involviert sind und damit Abholzung und Flächenumwandlung vorantreiben. Die entstehenden Folgen bringen erhebliche Risiken auch für den Finanzsektor mit sich. Ein neuer WWF Praxisleitfaden bietet Lösungen.
Die Geschwindigkeit der Zerstörung natürlicher Ökosysteme wie auch die daraus resultierenden Auswirkungen auf Mensch, Natur und Klima stellen erhebliche Risiken für den Finanzsektor dar. Brechen Ökosysteme zusammen, sind Banken und Versicherungen aufgrund damit verbundener Finanzierungen und Investitionen in hohem Masse finanziellen Risiken ausgesetzt.
Gemessen an der Dringlichkeit des Handles werden Maßnahmen zur Risikominimierung jedoch erst langsam in Entscheidungsprozesse integriert. 2021 hatten 81 % der wichtigsten Finanzinstitute keine Verpflichtungen oder Richtlinien zum Umgang mit Abholzung oder Agrarrohstoffen, die für Abholzung zentral sind.
Alarmierender Verlust von Ökosystemen
Als Folge der Untätigkeit aller Akteure schreitet die Abholzung und die Zerstörung von Ökosystemen in nie dagewesenen Tempo voran. Etwa 33 % des ursprünglichen Waldbestandes und ~68 % der Gras- und Buschlandflächen wurden bereits zerstört. Diese Umwandlung von Ökosystemen hat sich zudem beschleunigt: In den letzten 100 Jahren wurden weltweit so viel Wälder und andere Ökosysteme vernichtet wie in den 9000 Jahren zuvor. Zudem heizt dieser Verlust der Natur unaufhörlich die globale Erhitzung weiter an.
Alleine die EU-Staaten sind für 16 Prozent der globalen Tropenwaldabholzung und Naturzerstörung verantwortlich und überholen damit sogar Indien mit neun und die USA mit sieben Prozent. Auch Österreich ist mit einer importierten Entwaldung von 2.800 Fußballfeldern pro Jahr keine Ausnahme. Vor allem der hohe Fleischkonsum stellt hier ein erhebliches Problem dar.
WWF Praxisleitfaden gibt Handlungsempfehlungen für nachhaltigen Waldschutz
Der WWF Praxisleitfaden bietet Finanzinstitut hilfreiche Maßnahmen zum wirksamen, strategischen Schutz von Lebensräumen an. In 5 Schritten werden konkrete Empfehlungen für private Finanzinstitute gegeben, um die Abholzung, die Zerstörung von Lebensräumen und die damit verbundenen Menschenrechtsrisiken aus ihren Portfolios zu beseitigen:
- Materielle Risiken verstehen
- Wirksamer Maßnahmen gegen Abholzung und Flächenumwandlung entwickeln
- Sorgfaltsprüfung umsetzten und Fortschritt messen
- Kund:innen und Investitionsempfänger:innen einbeziehen durch Engagement
- Transparente Berichterstattung
Neue Geschäftsfelder lassen Wirtschaft und Natur profitieren
Finanzinstitute sind nicht nur in der Lage, Risiken zu reduzieren, sondern können auch Finanzströme in wirtschaftliche Aktivitäten lenken. Dadurch können wichtige Landschaften geschützt oder wiederherstellt werden. Das schnell wachsende Interesse an nachhaltigen Finanzanlagen in den letzten Jahren bietet eine attraktive Möglichkeit, von solchen Instrumenten zu profitieren und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben.
Auch das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework gibt vor, bis 2030 Finanzmittel zur Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategien und Maßnahmenpläne von jährlich 200 Milliarden USD zu mobilisieren. Dies und die Notwendigkeit, dass Finanzströme mit den Zielen des Frameworks in Einklang gebracht werden, eröffnen neue Möglichkeiten für grüne Finanzprodukte.
Handeln im Eigeninteresse der Finanzinstitute
Aufgrund der jüngst verabschiedeten EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten können Waren, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen, nur dann auf den EU-Markt gelangen, wenn sie nachweislich bestimmte Kriterien erfüllen. Das Gesetz hat aber einen großen blinden Fleck: Es verpflichtet Banken und Investoren nicht dazu, die Finanzierung der Abholzung durch ihre Anlageportfolios und Finanzdienstleistungen einzustellen. Umso mehr ist es im Eigeninteresse des Finanzsektors die Risiken selbst zu reduzieren durch wirksame, strategische Maßnahmen.
Der WWF unterstützt interessierte Finanzmarkt-Akteure:innen
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