WWF-Wandertipps: Große Schritte, kleiner Fußabdruck
Urlaub in der Natur steht hoch im Kurs. Corona-bedingt zieht es heuer besonders Viele in die heimischen Berge. Wir haben fünf Tipps für euch, wie große Schritte gelingen und nebenbei der Fußabdruck klein bleibt
Die Fernreise fällt flach, die Stadt wird zu heiß, und der Ruf nach Wildnis laut. Ob auf der Suche nach einem unvergesslichen Abenteuer oder unbeschwertem Entspannen in der Natur – heuer zieht es besonders viele Urlauber*innen in die Berge. Wie der Wanderurlaub zum Erlebnis wird, hat der WWF-Österreich in fünf Wandertipps zusammengefasst.
1. ENTSPANNT AN- UND ABREISEN
Kilometerlange Staus auf Autobahnen, überfüllte Raststätten oder lange Wartezeiten an Flughäfen– da muss man nicht durch, um am Urlaubsort anzukommen. Wer mit dem Zug anreist, kommt entspannter ans Ziel und – gerade innerhalb Österreichs – fast immer schneller von Tür zu Tür. Mit besonderen Sommer- und Familienangeboten reist es sich zusätzlich auf Schienen noch günstiger. Urlaubsdauer und Entfernung zum Ziel sollten in einem vertretbaren Verhältnis stehen.
Als Faustregel gilt: Flüge unter 700 Kilometer sind zu vermeiden, hier empfehlen sich die Bahn oder Reisebusse. Lassen sich Flüge gar nicht vermeiden, können die dabei entstehenden CO2-Emissionen kompensiert werden (empfehlenswerte Anbieter sind zum Beispiel Atmosfair und MyClimate). Die besten Alternativen zum Fliegen, lassen sich mit dem WWF Trip Planner berechnen.
2. RICHTIG PACKEN
Eine gute Ausrüstung darf natürlich in der Höhe nicht fehlen, denn das Wetter kann schnell umschlagen. Daher empfiehlt sich wetterfeste Kleidung und gutes Schuhwerk. Wandersocken, wasserabweisende oder Fleece-Materialien enthalten oft erdölbasierte Stoffe, die durch Waschen und Abrieb in die Natur gelangen können.
Genauso ist es bei Kosmetikartikeln, die häufig Mikroplastik enthalten. Mikroplastik ist nicht nur ein Problem in Weltmeeren, sondern kann inzwischen fast überall nachgewiesen werden. In unseren Böden, in abgefülltem Trinkwasser, in Lebensmitteln und sogar im menschlichen Körper.
Zum Schutz natürlicher Lebensräume empfiehlt sich nachhaltige Outdoor-Kleidung und Naturkosmetik. Insbesondere Sonnencreme kann fatale Auswirkungen auf Ökosysteme haben und beispielsweise durch chemische UV-Filter schädlich für Korallen und Fische sein. Daher lieber auch hier auf natürliche Kosmetik ohne Nanopartikel zurückgreifen.
3. ABFÄLLE VERMEIDEN
In jedes Wandergepäck sollte eine wiederverwendbare Trinkflasche und Aufbewahrungsbox sowie Besteck gehören, damit man nicht auf in Einwegplastik verpackten Proviant zurückgreifen muss. Aufgrund mangelnder Mülltrennung oder schlechten Recyclingmöglichkeiten am Urlaubsort landet dieser Plastikmüll nämlich nicht selten in Naturparadiesen. Auf der Alm und im Wald hat Plastik aber nichts zu suchen!
Einwegplastik ist noch immer das häufigste Verpackungsmaterial, das gerade beim Reisen oft zum Einsatz kommt, weil es kurzfristig praktisch erscheint. Abgesehen von der unschönen Vermüllung kann das Plastik für Tiere tödlich sein. Durch die Nahrungskette kann das Plastik außerdem gesundheitliche Folgen für den Menschen haben.
4. KLIMANEUTRAL ABSTEIGEN
Die Reisebranche reagiert auf die steigende Nachfrage nach umwelt- und sozialverträglichem Reisen mit einem wachsenden Angebot an Gütesiegeln. Sie sind ein hilfreiches Mittel um den eigenen Fußabdruck im Urlaub gering zu halten. Einen Überblick findet ihr in unserem Wegweiser durch den Dschungel der Öko-Gütesiegel.
Generell gilt bei der Wahl der Unterkunft sich für Unterkünfte zu entscheiden, die der sommerlichen Hitze durch landestypische Bauweisen natürlich trotzen – wie es zum Beispiel bei Fincas in Spanien, sogenannten Trulli in Apulien oder aber traditionellen, österreichischen Bauernhöfen der Fall ist. Alternativ gibt es auch in Österreich klimaneutrale Bio-Hotels zur Wahl.
Außerdem sollte übermäßiger Wasserverbrauch und zu häufiges Handtuch-wechseln, das zu übermäßigen, energieintensiven Waschgängen führt, vermieden werden. Bevorzugen Sie Frischware aus der regionalen Landwirtschaft statt importierter, abgepackter Kost. Verzichten Sie auf den Verzehr exotischer Speisen – besonders aus gefährdeten Arten. Die regionale Küche ist bestimmt auch ohne sie ein kulinarisches Abenteuer.
5. NATURNAH ERLEBEN
Der Griff zum Smartphone folgt automatisch, sobald ein Tier erspäht ist. Doch bevor man sich für ein Selfie mit einem wilden Tier selbst in Gefahr bringt, sollte man lieber ruhig beobachten und genießen. Sehr laute Geräusche sollte man genauso unterbinden, wie sich Wildtieren zu nähern. Sie etwa zu streicheln sollte Tabu sein. Findet man ein einsames Jungtier sollte man es nicht direkt berühren, sondern die Wildtierhilfe verständigen.
Erleben Sie die Natur, ohne sie zu zerstören, zum Beispiel durch geführte Wanderungen oder Tierbeobachtungen in Nationalparks, Radtouren oder Kanufahren. Vermeiden Sie zum Beispiel massentouristische Bootsfahrten in Wasserschutzgebieten.
Verzichten Sie auf Freizeit-Aktivitäten, die den örtlichen Verhältnissen nicht angemessen sind und viel Energie oder Wasser verbrauchen – zum Beispiel Offroadtouren in Schutzgebieten. Meiden Sie auch Golfplätze in Trockengebieten oder Tennisanlagen mit Flutlichtbetrieb.
Bei Souvenirs gilt Vorsicht: Souvenirs tierischen Ursprungs gehören nicht ins Gepäck! Genauere Infos findet ihr dazu in unserem WWF Souvenirratgeber.